James Bond 22: Scorpius
Story:
Eine Leiche, die in der Themse treibt, erweckt die Aufmerksamkeit des Secret Service. Sie scheint in irgendeiner Art und Weise mit James Bond in Verbindung zu stehen. Doch was ist der Grund dafür?
Meinung:
James Bond ist zurück. In Form eines weiteren Romans aus der Feder von John Gardner. Dieses Mal lautet der Titel des Bandes "Scorpius".
Als eine junge Frau tot in der Themse treibend aufgefunden wird, gehen beim Secret Service die Alarmglocken los. Denn in ihrer Brieftasche befindet sich eine Verbindung zu 007, James Bond. Und schon bald stellt sich heraus, dass dieser Fall komplexer ist, als ursprünglich gedacht.
Denn schnell wird klar, dass eine Art Sekte die Welt ins Chaos stürzen will. Die Sanftmütigen, so nennen sie sich, geben sich dem Anschein eine Organisation zu sein, die Menschen aus ihrer Drogenabhängkeit heraushilft. Doch in Wahrheit stehen sie unter der Leitung des unheimlichen Scorpius. Und der scheint seine Leute überall zu haben und so auch über alles Bescheid zu wissen. Wie soll man dieser Person beikommen?
"Scorpius" ist ein eher ungewöhnlicher "James Bond"-Roman. Denn 007 und die Organisation, für die er arbeitet, stehen von Beginn an unter Druck. Und was noch interessanter ist: Sie stehen die ganze Zeit im Zugzwang. Nicht sie halten das Heft der Handlung in der Hand, es sind die Sanftmütigen.
Es ist auch das erste Mal, dass eine solche Sekte die Rolle des Gegenspielers innehat. Religiöse Untertöne sind in der "James Bond"-Reihe allgemein etwas ungewöhnliches. Bislang hatte 007 es eher mit Gegnern zu tun, deren persönlicher Hintergrund eher politischer oder krimineller Natur war. Man denke nur an SMERSH, die vor allem in der Frühzeit unter Ian Fleming den Geheimagenten ihrer Majestät beschäftigten.
Die Sanftmütigen sind da anderer Natur. Zwar haben auch sie einen gewissen kriminellen Hintergrund. Doch die religiösen Töne sind dominanter. Es ist gruselig, von dem Irrglauben zu lesen, den die Anhänger haben. Wie dominant er ihre Persönlichkeit bestimmt.
Und gleichzeitig ist es auch schön zu lesen, wie intelligent diese Feinde vorgehen. Sie sind gefährlicher und gewiefter, als selbst es SPECTRE in den besten Jahren ihres Auftretens waren. Ständig scheinen sie James Bond einen oder zwei Schritte im Voraus zu sein. Eine ungewöhnliche Situation für den erfolgsverwöhnten Geheimagenten. Und für den Leser das reinste Vergnügen, da so 007 ständig am Improvisieren ist.
Doch ein Manko hat der Roman: Es handelt sich um Harriet Horner, deren Charakterisierung widersprüchlich ist. Auf der einen Seite wird sie als jemand dargestellt, der sich behaupten kann. Der zwei bewaffnete Leute mühelos ausschalten kann. Doch dann sind da andererseits Szenen, in denen sie sich schutzbedürftig an James Bond klammert und ähnlich agiert, wie ein weiblicher Nebencharakter der Anfangszeit der Serie. Ein Widerspruch, der doch deutlich das Finale der Story stört, wo von dem Leser quasi erwartet wird, dass ihm die Person am Herzen liegt. Was allerdings nicht der Fall ist.
Und deshalb wird der Roman zum "Reinschauen" empfohlen.
Fazit:
"Scorpius" ist der Name des 22. James Bond-Romans. Und erneut präsentiert John Gardner eine gute Story. Mit den Sanftmütigen baut er interessante Gegenspieler zu 007 auf. Und setzt diesen und seinen Arbeitsgeber praktisch die ganze Zeit unter Zugzwang. Das gefällt, weil es eben auch spannend geschildert wird. Allerdings irritiert die Darstellung von Harriet Horner, die widersprüchlich geworden ist.
|