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Herbert George Wells - Eine kurze Biografie mit dem Schwerpunkt Science Fiction

Herbert George Wells war ein vielschichtiger Charakter. Heute kennt man ihn vor allem für seine Rolle in der Geschichte der Science Fiction, aber er beschäftigte sich auch mit vielen anderen Themen. Tatsächlich ist die überwiegende Mehrzahl seiner Werke eher in anderen Kategorien wie sozial-realistischen Romanen oder Satiren einzuordnen. 

Geboren wurde der Autor als Sohn einer verarmten Familie der unteren Mittelklasse am 21. Dezember 1866. Sein Vater, Joseph Wells, war früher Gärtner gewesen, seine Mutter Sarah, geborene Neal, war eine ehemalige Hausbedienstete. Als der kleine "Bertie" geboren wurde, versuchte die Familie sich mit einem Laden für Porzellan und Sportbedarf über Wasser zu halten, den sie dank einer Erbschaft übernehmen konnten. Allerdings lief das Geschäft mehr schlecht als recht, und Joseph Wells ernährte seine Familie hauptsächlich mit unregelmäßigen Einnahmen als professioneller Cricket-Spieler.

Im Leben von H. G. Wells sollten oft Verletzungen wichtige Wendepunkte sein. 1874 brach sich der Junge ein Bein und musste lange das Bett hüten. Damit der Achtjährige sich die Zeit vertreiben konnte, brachte Joseph ihm Bücher aus der örtlichen Bibliothek mit. Die Lust am Lesen hatte Wells von seinem Vater geerbt, und nun entwickelte er eine Faszination mit den faszinierenden Welten, in die ihn Bücher entführen konnten. Auch die Begeisterung für das Schreiben war geweckt, und die Familie leistete es sich, den Jungen für einige Jahre auf eine kleine Privatschule zu schicken. Der Lehrstoff dort war jedoch begrenzt und konzentrierte sich, wie Wells sich später erinnerte, vor allem darauf, das sogenannte copperplate handwriting zu üben, eine Form der Handschrift, die viel in Handel und Gewerbe gebraucht wurde.

1877 traf es Wells' Vater. Eine Verletzung, die eine dauerhafte Lahmheit zurückließ, zwang Joseph, seine Sportkarriere zu beenden. Der Laden warf nach wie vor nicht genügend ab, um die Einkommensverluste auszugleichen. Sarah Wells konnte eine Stelle als Wirtschafterin bei einer früheren Arbeitgeberin ergattern, allerdings war ihr dort ausdrücklich verboten, auch Mann und Kind im Haus unterzubringen. Wells' Eltern mussten sich also trennen, auch wenn sie nie geschieden wurden. Sein Vater kam ab diesem Zeitpunkt nur noch schwer über die Runden, und auch der junge Herbert George musste arbeiten. Unter anderem versuchte er es als Lehrling bei einem Tuchmacher oder als Apothekergehilfe. Mehrfach verlor er seine Stelle und musste für kurze Zeit doch bei seiner Mutter unterschlüpfen, bis die nächste Chance organisiert war. Immerhin durfte er bei Sarahs Arbeitgeber in der großen Bibliothek schmökern, was seiner Faszination für Bücher verständlicherweise nicht gerade abträglich war. Die Erfahrungen beispielsweise bei verschiedenen Tuchmachern, wo die Lehrlinge nach dreizehnstündigen Arbeitstagen in einem gemeinsamen Schlafraum untergebracht wurden, prägte den späteren Schriftstellern und seine politische Einstellung als Verfechter des Sozialismus nachhaltig.

In seinem unsteten Lebenslauf der damaligen Zeit finden sich auch mehrere, teils sehr kurze Engagements als Hilfslehrer. Dabei agierte Wells als sogenannter pupil-teacher, also als Schüler, der seinerzeit jüngere Mitschüler unterrichtet. Bei einem dieser kurzen Aufenthalte konnte er an der Midhurst Grammar School mit seinen Kenntnissen in Latein und Naturwissenschaft genügend Eindruck machen, um 1883 eine längerfristige Anstellung zu bekommen. Dadurch bekam Wells die Gelegenheit, sich ernsthaft seiner eigenen Bildung zu widmen. Diese Chance nutzte der junge Mann: Etwa ein Jahr später erhielt er ein Stipendium der weiterführenden Normal School of Science, heute ein Teil des Imperial College London. Wells studierte Physik, Chemie, Geologie, Astronomie und Biologie. In der letztgenannten Wissenschaft war sein Professor Thomas Henry Huxley, der Großvater von Aldous Huxley und selbst ein brillianter, aber sehr polemischer Wissenschaftler, der die damals neue Theorie der Evolution vertrat. In diesen Jahren entwickelte Wells Ansichten, die in seinen späteren Werken prominent zu finden sind, etwa die Ablehnung des Christentums und seiner Lehren, die Idee, dass der Mensch ein weiterentwickelter Affe sei, aber auch die Vorstellung, dass der Evolutionsprozess tendenziell unmoralisch sei und eher zu Zerstörung als zu Fortschritten führe. Die Diskussionen im Debattierclub der Schule brachten ihn erneut mit sozialistischen Ideen und der beginnenden Labour Party in Berührung.

Wells war auch Mitbegründer des Science School Journals an seiner Schule. Anders als der Name es vermuten lässt, befasste sich das Journal nicht nur mit wissenschaftlichen Themen, sondern veröffentlichte auch fiktionale Texte. Und wieder spielte ein Unfall eine wichtige Rolle: Als Wells sich beim Fußballspielen verletzte, nutzte er die Mußezeit, um "The Chronic Argonauts" zu verfassen. Die später im Science School Journal veröffentlichte Geschichte war die erste Fassung dessen, was später "Die Zeitmaschine" wurde.

1887 verpasste er seinen Abschluss und verlor dadurch sein Stipendium. Einige Quellen behaupten, verantwortlich dafür sei das zeitraubende Engagement für die Labour Party, andere berichten, dass er nach bestandenen Prüfungen in Biologie und Physik mangels Interesse in Geologie einfach durchfiel. Wieder einmal stand Wells ohne Einkommen da. Glücklicherweise konnte er bei einer Schwägerin seines Vaters unterschlüpfen. Dort entwickelte sich eine Beziehung zu deren Tochter Isabel. 1891 heirateten die beiden, aber die Ehe hielt nur wenige Jahre, da sich Wells in eine seiner Studentinnen verliebte. Inzwischen hatte er nämlich eine Stellung als Lehrer gefunden. Mit seiner zweiten Frau Jane blieb der Autor bis zu deren Tod 1927 verheiratet. Einer von Wells Schülern während dieser Zeit war übrigens A. A. Milne, der spätere Schöpfer von Winnie-the-Pooh. Mit Zustimmung seiner Ehefrau hatte Wells Beziehungen zu einer Reihe anderer Frauen, darunter Rebecca West, Margaret Sanger oder Elizabeth von Arnim, aus denen teilweise auch Kinder hervorgingen. Während dieser Zeit absolvierte er außerdem ein Fernstudium an der Zoologischen Fakultät der Universität von London, wo er 1890 mit Auszeichnungen die Prüfungen absolvierte und den Bachelor of Science erwarb.

Im Sommer 1893 erlitt Wells eine schwere Lungenblutung, durch die er für längere Zeit seinen Beruf nicht ausüben konnte. Auch später konnte er nur noch Tätigkeiten im Sitzen ausüben. Aber erneut erwies sich ein körperliches Gebrechen auf lange Sicht als fruchtbar. Denn während sich Wells von seiner Krankheit erholte, begann er für verschiedene Zeitungen und Magazine zu schreiben, Kurzgeschichten, Essays und Buchkritiken. Noch 1893 wurde sein erstes bedeutendes Werk, ein Lehrbuch der Biologie, veröffentlicht. 1895 erschien eine überarbeitete Fassung von "The Chronic Argonauts" unter dem Titel "The Time Machine" und verschaffte ihrem Autor breite Anerkennung. In den folgenden Jahren bis 1901 veröffentlichte Wells viele seiner bekannten Science Fiction-Romane, unter anderem "Die Insel des Dr. Moreau", "'Der Unsichtbare" und "Der Krieg der Welten", aber auch viele Artikel, Kurzgeschichten und realistische Romane.

1901 hatte sich H. G. Wells gesundheitlich wieder so weit erholt, dass er längere Reisen unternehmen konnte. Diese führten ihn häufig nach Kontinentaleuropa. Sein Erfolg als Schriftsteller wuchs immer weiter, unter anderem mit dem Essayband zu sozialen Fragen "Anticipations". Ab etwa 1911 widmete er sich vor allem Ideen- und Problemromanen wie "The New Machiavelli", in denen die Handlung hinter die jeweils zu erörternden soziologische oder ideologische Botschaft zurücktrat. Ab 1920 wurden seine Werke zunehmenden politischer. Vielen von Wells' Ansichten kann man heute noch zustimmen, anderen nicht. Beispielsweise war der Schriftsteller ein Verfechter der Eugenik, also der Anwendung wissenschaftlicher Konzepte auf die Bevölkerungs- und Gesundheitspolitik, um gezielt "erwünschte" Erbanlagen zu fördern. Dabei setzte er eher auf die Sterilisation von "Versagern", wie er sich ausdrückte, als darauf, den Fortpflanzungserfolg Erfolgreicher zur fördern. In vielen seiner Werke setzte Wells sich für Verbesserung der Gesellschaft ein. Gleichzeitig war er pessimistisch, was die Verwirklichung seiner Hoffnungen anging. Speziell der Zweite Weltkrieg und der Abwurf der ersten Atombomben auf Japan führten ihn zu der Überzeugung, dass die Menschheit darauf zusteuere, sich in großen militärischen Auseinandersetzungen selbst zu vernichten.

Gegen Ende seines Lebens begann Wells' literarischer Ruhm zu schwinden, da er sein Talent zunehmend dafür einsetzte, für Anliegen zu trommeln, die in der damaligen Gesellschaft nicht gut gelitten waren, beispielsweise die Abschaffung der britischen Monarchie. Außerdem betrachtete sich der Autor als Sozialist und Anhänger der Russischen Revolution, zumindest bis Stalin an die Macht kam. Das brachte ihm im beginnenden Kalten Krieg nur begrenzt Freunde ein. Am 13. August 1946 start Herbert George Wells in London; die Todesursache wurde nicht veröffentlicht.



Special vom: 13.08.2012
Autor dieses Specials: Henning Kockerbeck
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