Dämon
Story:
1943 auf einer Insel im Pazifik. Eine Einheit der amerikanischen Truppen wird von einer unbekannten und sehr gefährlichen Kreatur aufgerieben. Nur ein Mann überlebt, wird aber bald darauf mitsamt der Kreatur durch einen Torpedo in die Tiefen des Ozeans versenkt. Das Schiff wird 2007 mitsamt der Kreatur gehoben. Ein halbes Jahr später kommt es zu grausamen Morden in Boston. Bald wird klar, dass der Mörder kein Mensch sein kann…
Meinung:
Dieser Thriller ist keine einfach zu verdauende Kost. Das liegt in erster Linie an den mehr als drastisch beschriebenen Gewaltszenen, von denen es mehr als genug gibt. Alleine der Beginn dürfte in seiner Deutlichkeit an die Darstellung der amerikanischen Landung in der Normandie im Film „Der Soldat James Ryan“ heranreichen – oder sie vielleicht sogar übertreffen. Die weiteren Ereignisse auf der Insel sind ebenfalls nicht einfach zu lesen und mit Blut getränkt. Einmal ganz von den Tatorten in Boston abgesehen. Daher sollte man den Thriller auf gar keinen Fall abends lesen, um nicht von Albträumen geplagt zu werden. Davon einmal abgesehen macht Delaney dem Leser auch so das Leben nicht besonders einfach. Unnötige Antworten auf rhetorische Fragen, sehr sehr lange Beschreibungen einzelner Szenen. Dazu Kapitel, die sehr lange laufen und es dem Leser sehr schwer machen eine Pause zu finden. Auch die lineare Erzählweise trägt ihr Übriges dazu bei, dass es dem Leser irgendwann langweilig wird und er sich fragt, wann es denn nun endlich voran geht. Die Polizeiarbeit scheint kein Ende zu nehmen. Die beiden Einführungen von 1943 und 2007 sind erheblich zu lang geraten. Und man hat einfach den Eindruck, dass Delaney auf Teufel komm raus auf eine hohe Seitenanzahl kommen wollte. Das ist sehr schade, denn das Thema an sich ist spannend und hätte bei einer besseren Verteilung der Geschichte zu schlaflosen Nächten führen können, die man mit dem Lesen des Thrillers hätte verbringen können. Delaney hätte Vergangenheit und Zukunft häufiger miteinander vermischen können - so wie im letzten Drittel geschehen - und hätte durch diesen weniger linearen Verlauf eine höhere Spannung erzielt und das Ganze etwas auflockern können. Außerdem wird Zeit verschwendet, indem die Herkunft des Dämons gleich zweimal erzählt wird. Die dafür benötige Szene hätte weggelassen werden, und damit das Buch um gut 50 Seiten kürzer ausfallen können. Es gibt auch logische Fehler. So ist das Vorhandensein von Luftblasen in einem Schiff, das auf mehr als 4.000 Meter Tiefe liegt, schlicht eine Unmöglichkeit. So gut halten keine Schotten und Zwischendecks. Speziell angefertigte Tauchboote können das leisten, aber die haben auch besonders dicke Wände und eine besondere Form, um den Druck in dieser Tiefe auszuhalten. Hier wird ein dicker Fehler begangen, um eine möglichst spannende Szene zu erzeugen. Delaney wäre gut darin beraten gewesen das Schiff auf eine geringere Tiefe absinken zu lassen, um das Ganze plausibler zu machen. Davon einmal abgesehen ist dieser Thriller kein schlechtes Buch. Die Charaktere sind – auch wenn sie meistens ohne viel Hintergrundgeschichte auskommen müssen (wenn man einmal von den Hauptcharakteren absieht) – interessant aufgestellt worden. Die Tatsache, dass der Roman um drei Jahre in die Zukunft versetzt wurde, ermöglicht es dem Leser daran zu glauben, dass dies wirklich geschehen könnte. Gleichzeitig bleibt die Erzählung aber immer noch auf dem Boden der Tatsachen und Delaney muss sich keine futuristischen Fahrzeuge oder eine ebensolche Umgebung ausdenken. Auch überlässt es Delaney ein Stück weit dem Leser sich die Umgebung vorzustellen und geht nicht zu sehr ins Detail, was sich positiv auf den Lesefluss auswirkt. Das Finale ist ein echter Höhepunkt und bringt auf den letzten gut 150 Seiten soviel Hochspannung mit sich, dass der Leser für die Überlängen mehr als entschädigt wird. Die Endkonfrontation ist in bester Tradition von Top-Regisseuren wie Ang Lee oder Quentin Tarantino.
Fazit:
Dämon ist etwas zu langatmig geraten und verfängt sich in zu ausführlich erzählten Mordserien, die es dem Leser nicht einfach machen bei der Stange zu bleiben. Eine unzureichende Kapiteleinteilung, bei denen ein einzelnes Kapitel schon einmal mehrere hundert Seiten einnehmen kann, sowie eine zu lange Einführung ins Thema trüben den Gesamteindruck, der dennoch nicht schlecht ist. Dämon ist ein interessanter und durchaus spannender Thriller. Wenn da nicht die kleinen Fehler wären, wäre Dämon ein absoluter Tipp.
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