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Das Gleismeer

Story:

Wer außerhalb der Städte im freien herumläuft, ist in großer Gefahr. Denn das Land, durchzogen von einem riesigen Gleisnetz, ist bevölkert von gefährlichen Kreaturen. Doch es gibt jene, die es sich zum Ziel gesetzt haben, diese Wesen zu jagen und zur Strecke zu bringen. Und das unter großer Lebensgefahr.



Meinung:

Jeder kennt "Moby Dick". Die Geschichte von Herman Melville geschrieben, ist ein zeitloser Klassiker. Mit "Das Gleismeer" liefert China Mièville dem Roman eine Hommage.

Der Autor wurde 1972 in Norwich, England geboren. Mit 18 Jahren lehrte er für ein Jahr Englisch in Ägypten, wo er ein Interesse an der arabische Kultur und Politik entwickelte. Er studierte soziale Anthropologie am Clare College in Cambridge und machte seinen Abschluss 1994. Einen Master und Doktortitel in International Realations machte er am London School of Economics. Als Autor hat er sich das Ziel gesetzt, in jedem Genre zu schreiben, was man auch an seinen Werken merkt. In Deutschland ist von ihm unter anderem "Perdido Street Station" erschienen.

Eisenbahnschienen durchziehen eine fremde Welt. Auf ihnen fahren verschiedene Loks, die verschieden angetrieben werden. Ihre Besatzung ist oft lange Zeit von zu Hause weg. Gleichzeitig ist das Land zwischen den Städten von wilden Tieren bevölkert, wie riesigen Maulwürfen. Und diese werden von besonderen Kapitänen gejagt.

Sham ist ein Waisenjunge, der eines Tages bei dem Kapitän Naphi anheuert. Sie ist besessen von der Jagd auf Mocker Jack, dem Riesenmaulwurf mit dem goldenen Fell. Dies ist ihr Daseinszweck, ihr "Komplex", wie es im Fachjargon ihrer Zunft heißt. Doch schon bald ist dies nur Nebensache, als es um die Frage geht, was jenseits der Gleise liegt.

China Mièville schreibt mit "Das Gleismeer" eine Hommage an "Moby Dick". Doch wenn man jetzt anhand dieser Aussage meint, die Handlung vorhersagen zu können, der hat das Buch nicht gelesen. Denn der Autor überträgt nur einige Grundmerkmale der Vorlage in seine Geschichte. Und darum herum fabuliert er eine wunderbare Story, mit einer lebendigen Welt.

Und das ist wortwörtlich zu nehmen. Immer wieder streut er Dinge ein, die diese Realität, in der der Roman stattfindet, ebenso bizarr wie auch bekannt vorkommen lässt. Zum Beispiel die Tatsache, dass statt einem ausgeschriebenen "und", immer wieder das "&"-Zeichen benutzt wird. Die Begründung, die er dafür liefert, leuchtet innerhalb der Weltlogik ein.

Doch auch abgesehen davon findet man jede Menge interessante Sachen vor, die ein Beweis dafür sind, wie sehr er sich an Moby Dick orientiert und doch gleichzeitig sich seine eigenen Gedanken gemacht hat. Schon allein die unterschiedlichen Antriebsarten der Loks, mit Dampf, Wind oder Muskelkraft, werden von ihm glaubwürdig und logisch dargestellt. Sie existieren gleichberechtigt.

Doch auch die Charaktere können überwiegen überzeugen. Kapitän Naphi zum Beispiel zeigt sich als jemand, der von Mocker Jack besessen ist. Doch der Grund dafür ist weniger eine Verletzung, als vielmehr die Tatsache, dass dies bei den Lokkapitänen Brauch ist. Denn nur, wer einen guten "Komplex" hat, wie diese Besessenheit genannt wird, und diesen auch zur Strecke bringt, wird legendär. China Mièville verzichtet dabei bewusst, sie zu sehr wie eine Art Kapitän Ahab-Ersatz darzustellen.

Auch Sham ist ein überzeugender Charakter. Er ist ein naiver Matrose, der alles mit Riesenaugen sieht. Leider übertreibt es der Autor mit der Naivität, da diese ihn später in Schwierigkeiten bringt. Das wirkt dann nicht glaubwürdig.

Ebenso baut er im späteren Teil des Romans einige Enthüllungen über den Ursprung dieser besonderen Welt ein. Diese lesen sich zwar interessant. Doch fehlt ihnen die emotionale Wucht, mit dem der Leser überrascht wird. Was sie nicht tun.

"Das Gleismeer" ist dennoch ein gutes Buch. Man sollte "Reinschauen".



Fazit:

Mit "Das Gleismeer" liefert China Mièville eine Hommage an Herman Melvilles "Moby Dick". Dabei hält er sich jedoch nicht sklavisch an die Vorlage, sondern nutzt nur einige Grundelemente, um seine eigene Geschichte darauf aufzubauen. Die Welt, die er dabei entwirft wirkt lebendig und es gibt jede Menge interessante Sachen zu entdecken. Die Figuren, wie vor allem Kapitän Naphi, wirken überzeugend. Wobei Sham teilweise zu naiv wirkt. Und einige spätere Enthüllungen gegen Ende des Romans fehlt die emotionale Wucht der Überraschung.



Das Gleismeer - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

China Mièville
Das Gleismeer
Railsea

Übersetzer: Eva Bauche-Eppers
Erscheinungsjahr: 12. Januar 2015



Autor der Besprechung:
Götz Piesbergen

Verlag:
Heyne Verlag

Preis:
€ 13,99

ISBN:
978-3-453-31540-2

400 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Lebendige Welt
  • Interessante Hommage an Herman Melville
  • Überzeugende Charaktere
Negativ aufgefallen
  • Sham ist manchmal zu naiv
  • Spätere Enthüllungen hauen einen nicht um
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Rezension vom: 04.05.2015
Kategorie: Fantasy
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