Ritter dunklen Rufs
Story:
Seit die neun Ritter der Gabala verschwunden sind, herrscht in dem Reich Angst und Schrecken. Es verkommt immer mehr. Und die einzige Hoffnung besteht darin, dass neue Gabala zusammenkommen. Doch die Kandidaten sind alles andere als ermutigend.
Meinung:
Die meisten Fantasy-Romane haben klar definierte Schurken. Meistens handelt es sich um irgendwelche Urbösen, die versuchen, die Welt zu unterjochen. David Gemmel wählt für sein Buch "Ritter dunklen Rufs" einen anderen Ansatz. Bei dem Roman handelt es sich übrigens um eine Neuauflage des bereits 1991 im Goldmann-Verlag erschienen Titel.
Der Autor wurde 1948 geboren und war gebürtiger Brite. Ursprünglich Journalist und Redakteur einer Zeitung wurde sein erstes Buch 1984 veröffentlicht. Seitdem schrieb er über 30 verschiedene Bücher, die zu einem Großteil auch auf Deutsch vorliegen. Leider verstarb er 2006, als er einer koronaren Herzkrankheit erlag. Seine Frau Stella beendete posthum sein letztes Werk.
Einst zogen die neun Ritter von Gabala aus, um das Böse zu besiegen. Sie verließen ihre Heimat, gingen durch ein magisches Tor und waren von da an nicht mehr gesehen. Seitdem sind viele Jahre vergangen, und das Reich fällt immer mehr und mehr dem Verderben anheim. Ungerechtigkeit beherrscht das Leben im Land und die neuste Idee des Herrschers bringt nur noch mehr Chaos. Er lässt alle Nomaden verfolgen, einsperren und töten. Jeder, der auch nur das kleinste bisschen Nomadenblut in seiner Familie hat, wird entmachtet und hingerichtet.
Das Land braucht neue Helden, neue Ritter. Doch wer soll das sein, wenn nur noch Diebe, Banditen und Halsabschneider vorhanden sind? Und vor allem, was ist mit den alten Heroen passiert? Sind sie vielleicht die geheimnisvollen Ratgeber des Königs?
Es ist ein ungewöhnlicher Fantasy-Roman, den David Gemmell schrieb. Denn die Thematik des Völkermords, wie sie einst von den Nazis angewandt wurde, ist in dem Genre nicht so häufig vertreten. Und das sorgt in diesem Buch für eine ungewöhnlich düstere Atmosphäre. Ungewöhnlich deshalb, weil die Ursache dafür wie eben gesagt, nicht so häufig in dem Genre vertreten ist.
Und so schafft es der Autor perfekt, Protagonisten zu erschaffen, die eben keine strahlenden Heroen sind. Schließlich sind diese vor langer Zeit verschwunden. Und was zurückgeblieben ist, wirkt mehr wie der Bodensatz der Gesellschaft. Grunzer beispielsweise ist der Anführer einer Gaunerbande und hat in seinem Dasein als Bandit schon viele Menschen umgebracht. Und so einer soll einer der neuen Ritter von Gabala werden?
Dabei ist er ein Extrembeispiel. Die anderen Kandidaten sind da besser, aber eben nicht wirklich das, was man Helden nennt, auch wenn sie entsprechende Ansätze haben. Der Graf von Laene beispielsweise verschließt lange die Augen vor der Verfolgung der Nomaden, bis das Schicksal seiner Herzensdame ihn dazu bewegt, endlich selber aktiv zu werden.
Und so hat man es mit Protagonisten zu tun, die Mängel haben, die über Ecken und Kanten verfügen. Was vor allem dazu führt, dass man sie am Ende ins Herz schließt, gerade weil sie so untypisch sind. Es sind Gestalten, wie die eben vorgestellten, die einen dazu bringen, das Buch zu lesen.
Allerdings ist da ein großes Manko. Es ist löblich, das dies eine Geschichte, die in einem Band abgeschlossen ist. Weder hat der Blanvalet-Verlag seine sonst so übliche Politik angewandt, noch wird es weitere Erzählungen geben. Und ironischerweise ist genau letzteres das Manko dieses Werkes. Denn am Ende überstürzen sich die Ereignisse und man hat das Gefühl, das dem Autoren der Platz ausging. Ausgerechnet dieses Buch hätte eine Fortsetzung und damit mehr Seiten gut gebrauchen können.
Trotzdem ist das Buch ein Werk, in das man "Reinschauen" sollte.
Fazit:
"Ritter dunklen Rufs" ist ein Fantasyroman in einem ungewöhnlichen Setting. Die Idee, mit der Nomadenverfolgung einen Völkermord zu schildern, hat etwas und sorgt für eine düstere Atmosphäre. Auch ist es sehr schön, das die Figuren keine glorreichen Helden sind, sondern Charaktere mit Ecken und Kanten. Nur schade ist, dass das Ende übers Knie gebrochen wirkt. David Gemmels Geschichte hätte ruhig mehr Seiten vertragen können.
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