Quantum
Story:
Jean Le Flambeur ist der beste Dieb seiner Zeit. Nur dass er sich nicht mehr an seine Taten erinnern kann. Doch dann wird er von der Kriegerin Mieli befreit, und macht sich mit ihr auf den Weg zum Mars. Dort soll er eine Verschwörung aufhalten, die das gesamte Sonnensystem vernichten kann. Und außerdem befinden sich auf jener Welt seine Erinnerungen, die er nun finden muss.
Meinung:
Was wäre, wenn man seine Erinnerungen wie ein Ding manipulieren kann. Wenn man sie aus dem Kopf extrahiert und in mehrere Teile aufteilt, um sie dann zu verstecken? Zugegeben, so brandneu ist diese Idee nicht. Es hat sie schon in diversen Formen sowohl in der Science Fiction als auch der Fantasy gegeben. Doch nirgends wird dieser Plot auf eine solche hochwissenschaftliche Art präsentiert wie in "Quantum".
Es handelt sich hierbei um das erste Buch von Hannu Rajaniemi. Der 1978 in Finnland geborene Autor lebt derzeit in Schottland. Er hat einen Bachelor of Science an der Universität von Oulo, ein Certificate of Advanced Study an der Universität von Cambridge und einen Doktor der mathematischen Physik von der Universität von Edinburgh. Sein Promotionsthema war die Stringtheorie.
Jena Le Flambeur war einst ein gerissener Dieb, doch heute ist er ein Gefangener. Er vegetiert in einem sogenannten Dilemma-Gefängnis vor sich hin, wo er des Öfteren mit Abbildern seines Selbst konfrontiert wird. Er trifft dort auf die Kriegerin Mieli, die ihn schließlich mit Gewalt befreit. Ihr Ziel ist der Mars, wo eine Verschwörung zu Gange ist, die das gesamte Sonnensystem bedroht.
Ebenfalls auf der roten Welt lebt der Architektur-Student Isidore Beautrelet, der gleichzeitig ein Amateur-Detektiv ist. Nach einem besonders Aufsehen erregenden Fall, wird er von dem Millenär, einer Person, die über unheimlich viel ZEIT verfügt, engagiert. Jemand hat etwas Unmögliches geschafft und einen Brief mit der Ankündigung eines Diebstahls vorbei an vielen Sicherheitsvorkehrungen platziert. Der Absender dieser Nachricht ist Jean Le Flambeur, der davon jedoch nichts weiß. Und während die beiden Protagonisten ihrem jeweiligen Plan folgen, sind sie, ohne es zu wissen, auf Konfrontationskurs.
Hannu Rajaniemi schafft es, eine futuristische Gesellschaft zu erschaffen, die unvergleichlich ist. Sie wirkt wirklich zukünftig, und hat mit der heutigen nur wenig gemeinsam. Das fängt schon damit an, womit in Zukunft bezahlt wird. Denn jeder Bewohner führt eine Uhr mit sich, die misst, wie viel Zeit er noch hat. Denn dies ist das Bezahlungsmittel der Zukunft. Hinzu kommt auch noch, dass jeder Mensch potentiell unsterblich ist. Stirbt er, kann er in einem neuen Körper mit der letzten Kopie seiner Erinnerungen zurückgerufen werden.
Doch ist diese Gemeinschaft nicht perfekt. Hinter den Kulissen tobt eine erbitterte Fehde zwischen den Tzadiken und dem Sobornost. Jene setzen Gogol-Piraten ein, die sich in die Privatsphäre fremder Menschen einhacken und so im wahrsten Sinne des Wortes ihre Persönlichkeit stehlen. Etwas, was man auch von heute kennt, nur was übertragen in die Zukunft ziemlich beunruhigend ist.
Die drei Haupt-Protagonisten Jean Le Flambeur, Mieli und Isidore Beautrelet sind dem Autoren sehr gut gelungen. Jeder von ihnen verfügt über seinen eigenen Charakter und hat einige Ecken und Kanten. So fühlt sich die Kriegerin in der Menschenmenge auf dem Mars unwohl und hat manchmal das Bedürfnis den Dieb zu verprügeln, weil er erneut etwas Verbotenes gewagt hat. Auf der anderen Seite unterstützt sie ihn jedoch, so gut es geht.
Leider verzichtet der Autor darauf, ein erklärendes Glossar in seinen Roman einzubauen. Viele Begriffe, wie Tzadik, Sobornost oder Gogol-Piraten werden dem Leser im wahrsten Sinne des Wortes um die Ohren gehauen, ohne dass Herr Rajaniemi sich die Mühe macht, sie näher zu erläutern. Manches kann man aus dem Text ableiten, wie beispielsweise dass ein Gevolut die absolute Privatsphäre eines Menschen ist, in die er nur wenige einlässt. Wenn man diese Worte im Internet nachschlägt, wird einem klar, dass sich der Schriftsteller bei verschiedenen Sprachen und Kulturen bedient hat. Doch nicht jeder Leser würde sich diese Mühe machen. Und da würde das erwähnte Glossar von großem Nutzen sein.
Es ist eigentlich schade. Denn genau aus diesem Grund verdient "Quantum" keine bessere Wertung als "Reinschauen".
Fazit:
"Quantum" ist Hannu Rajaniemis Debüt-Roman. In ihm schildert eine fantastische, futuristische Gesellschaft, die sich von der heutigen stark unterscheidet. Die Ideen, die der Autor hat, sind faszinierend und beruhen teilweise auf heutigen Fakten. Auch seine Hauptcharaktere wissen zu überzeugen. Leider verzichtet er auf ein erklärendes Glossar, sondern baut Begriffe ein, die dem Leser beim ersten Mal absolut nichts sagen. Schade.
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