Star Trek - New Frontier: The Captain's Table - Gebranntes Kind
Story:
Irgendwo im Universum gibt es eine Bar, die nennt sich "The Captain's Table". Sie ist für jeden zugänglich, der in irgendeiner Art ein Schiff kommandiert hat. Das erste Getränk geht aufs Haus, das zweite muss mit einer Geschichte bezahlt werden. Zu den Gästen gehört auch Mackenzie Calhoun, der davon erzählt, wie es dazu gekommen war, dass er nach einer erfolgreichen Karriere die Föderation verließ.
Meinung:
"The Captain's Table" war eine Roman-Miniserie, die in den USA sechs Bände und eine Kurzgeschichtensammlung umfasste. Es handelte sich hierbei um eine wahrhaft mythologische Bar, die man nicht einfach so betreten kann. Ihr Zugang erscheint plötzlich, ohne Vorwarnung. Und nur Captains dürfen sie betreten. "Gebranntes Kind" ist das bislang einzige Buch, welches aus dieser Reihe hierzulande erscheint. Dies liegt daran, dass sie Teil der "New Frontier"-Serie ist.
Ehe er Captain der Excalibur wurde, war Mackenzie Calhoun eine Zeitlang außerhalb der Föderation unterwegs. Er wollte mit diesem Staatengebilde und der Sternenflotte nichts zu tun haben, was angesichts seiner vorherigen, erfolgreichen Karriere doch etwas verwunderlich war. Über seine Gründe schwieg er und er hat sie nie jemanden erzählt, noch nicht einmal seinem ersten Offizier Shelby. Als er eines Nachts nicht schlafen kann, will er im Holodeck Dampf ablassen. Dabei stößt er erneut auf die Tür zum "Captain's Table". Sein erster Besuch war in seinen Jugend-Jahren und er hatte damals ein Getränk, was aufs Haus ging. Jetzt muss er mit einer Geschichte bezahlen.
Und so erzählt Mackenzie von seiner Zeit als erster Offizier auf der USS Grissom. Er war damals beliebt beim Captain und bei der Besatzung. Bis das Raumschiff eine diplomatische Delegation, bestehend aus Verwandten des Captain zu einem Konflikt-Herd begleitete. Das Ziel war, zwischen den befeindeten Parteien zu vermitteln. Doch etwas lief schief, und die Vermittler wurden grausam umgebracht. Ein Ereignis, das den Vorgesetzten von Mackenzie spürbar veränderte. Wie sehr, konnte damals keiner erahnen. Denn es entstand eine Tragödie sondergleichen, die alle Beteiligten veränderte.
Normalerweise zeichnen sich Peter Davids Romane vor allem durch seinen Humor aus. Der amerikanische Autor beherrscht alle möglichen Varianten der Heiterkeit und versteht sie so einzusetzen, dass sie die Stimmung zwar aufhellen, jedoch nicht die Story an sich beherrschen. "Gebranntes Kind" ist nun insoweit untypisch, als dass er die Komik stark zurückfährt. Sie ist zwar noch vorhanden, doch im Vergleich zu anderen Büchern des Schriftstellers ist sie schon fast nicht bemerkbar.
Stattdessen liest man einen Roman, der den Leser emotional stark mitnimmt. Die Geschichte ist traurig und erinnert einen an die antiken Tragödien, in denen es Happy Ends nur selten gab.
Es ist die vielleicht persönlichste Story, die man über Mackenzie Calhoun liest. In ihr ist er ausnahmsweise mal nicht der Cowboy, bei dem die Waffe lose sitzt. Er muss sich damit auseinandersetzen, wie der Captain, zu dem er wie zu einem Vater aufsieht, sich drastisch verändert. Er will es eigentlich nicht wahrhaben, und muss sich doch der bitteren Realität stellen. Und als Mackenzie endlich die richtigen Schlüsse zieht und Schritte unternimmt, ist es schon fast zu spät.
Peter David konzentriert sich zwar größtenteils auf seinen Helden Mackenzie Calhoun und den Captain, vergisst darüber hinaus jedoch nicht die Crew der Grissom. Genau wie auf der Excalibur gelingt es ihm problemlos, sie perfekt zu charakterisieren. Alle seine Figuren wirken glaubhaft und einzigartig. So ist Katarina Mueller wahrscheinlich der erste deutsche Charakter in Star Trek und wirkt in ihrer Geradlinigkeit zwar klischeehaft typisch, wird jedoch im Laufe des Romanes zu einer durchaus sympathischen Figur. Anders sieht es mit dem andorianischen Sicherheitsoffizier Cray aus, der von Anfang als Unsympath dargestellt wird. Doch auch diese Figur ist wichtig und Peter David versucht es zu vermeiden, sie allzu antagonistisch darzustellen.
Erneut hat es Peter David also geschafft und einen echten "Klassiker" abgeliefert.
Fazit:
Hinter dem langen Titel "Star Trek - New Frontier: The Captain's Table - Gebranntes Kind" verbirgt sich ein erneuter Klassiker aus der Feder von Peter David. Die Geschichte erzählt, wieso Mackenzie Calhoun zu Beginn von Band 1 nicht in der Föderation war. Die Erzählung ist hochemotional und der typische Humor des Autors wurde stark zurückgefahren. Auch die Charakter-Arbeit ist hochklassig. Jede Figur wirkt glaubhaft und nachvollziehbar. Ein gelungenes Werk!
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