Assassin's Creed: Die Bruderschaft
Story:
Der Assassine Ezio Auditore hat den Tod seines Vaters gerächt. Doch er kommt nicht zur Ruhe, als Cesare Borgia ihn überfällt und ihm den Apfel, ein mächtiges Artefakt, stiehlt. Die Spur führt nach Rom, wo Ezio nicht nur die Stadt wieder aufbauen, sondern auch die Bruderschaft der Assassinen erweitern muss. Denn der Feind schläft nicht, und der letzte männliche Auditore braucht jede Hilfe, die er nur kriegen kann.
Meinung:
Mit Assassin's Creed hat der Videospiel-Entwickler Ubisoft vor vier Jahren eine Videospielreihe erschaffen, mit der man den Nerv der Zeit traf. Die Möglichkeit als Attentäter zu spielen und dabei einer Verschwörung auf die Spur zu kommen, die die Jahrhunderte überdauerte, trug ebenso zum Erfolg bei wie auch die äußerst lebendige und akkurate historische Darstellung des spät-mittelalterlichen Orients und Italiens.
Daher war es auch eigentlich kein Wunder, dass schon bald Bücher und Comics erschienen, die mit zu diesem Franchise beitrugen. "Assassin's Creed: Renaisaince" war die Adaption des Spiels "Assassin's Creed 2", während "Assassin's Creed: Die Bruderschaft" auf dem Teil "Assassin's Creed: Brotherhood" basiert. Der Autor beider Romane ist Oliver Bowden, der auch den in den USA gerade erschienen dritten Band "Assassin's Creed: The Secret Crusade" geschrieben hat. Viel ist über ihn nicht bekannt. Angeblich handelt es sich hierbei um ein Alias eines bekannten Autoren und Renaissance-Historikers, der aktuell in Paris lebt.
"Assassin's Creed" schildert den lang andauernden Konflikt zwischen den Assassinen und den Templern, der sich bis in unsere Gegenwart im Geheimen fortgetragen hat. Die erstgenannten wollen verhindern, dass jene Kreuzfahrer-Organisation in den Besitz des Apfels kommt, eines mächtigen, uralten Artefaktes, der einst von einer technologisch hochentwickelten, außerirdischen Spezies mitsamt anderen Gegenständen entwickelt worden war. Das Objekt ermöglicht es dem Benutzer, die Gedanken anderer Leute zu kontrollieren, was dem Ziel der Weltherrschaft, was die Templer anstreben, natürlich sehr zugegen kommt.
Der Held des Romans ist der Assassine Ezio Auditore. Sein Vater wurde auf Grund einer Intrige der Templer gehängt, woraufhin der Sohn ein Attentäter wurde. Hinter dieser Aktion steckte Rodrigo Borgia, der es im Laufe der Jahre sogar zum Papst brachte. Doch dies konnte ihn vor der Rache Ezios nicht retten. Aber lange kann er sich des so gewonnen Friedens nicht erfreuen, denn der Sohn des Borgias, Cesare, greift ihn schon bald an und nimmt den Apfel an sich. Und so muss der Assassine dem italienischen Herrscher folgen und verhindern, dass er Unheil mit dem Objekt anrichtet. Die Fährte führt nach Rom, welches nur noch entfernt an seine einstige, glanzvolle frühere Zeit erinnert. Es leidet unter der Herrschaft der Borgia. Der Auditore muss sich also auch um die Stadt kümmern. Doch zum Glück ist er ein Teil einer Bruderschaft, zu der auch Leute wie Machiavelli gehören. Gemeinsam machen sie sich ans Werk.
Für Leute, die die Videospielvorlage kennen, ist das Buch interessant zu lesen. Oliver Bowden hält sich nämlich nicht sklavisch an die Vorlage, sondern er weiß, wie er sie umzusetzen hat. So lässt er mal eben eine komplette Handlungsebene des Spiels fallen, was der Geschichte jedoch nur gut tut. Denn jene hätte die Erzählung um Ezio Auditore nur unterbrochen und wäre eine Ablenkung gewesen.
Und so erlebt man mit, wie Ezio langsam damit beginnt, die Stadt aus den Händen der Borgias zu befreien. Dabei fließt viel Blut, was einfach daran liegt, dass es damals raue Zeiten waren. Aber auch die Tatsache, dass der Auditore ein Assassine ist, ein Attentäter der Leben nimmt, trägt zu der bluttriefenden Atmosphäre des Bandes bei. Wobei man aber auch betonen muss, dass der Autor nie Gewalt um ihrer selbst willen schreibt, sondern sie behutsam einsetzt, um bestimmte Szenen in ihrer Wirkung zu verstärken. Dies merkt man beispielsweise in den Kampfbeschreibungen, in denen er nicht allzu sehr ins Detail geht, sondern sich auf die Folgen konzentriert. Denn Ezio ist nicht unverwundbar. Im Laufe der Geschichte trägt er die eine oder andere Verwundung mit davon.
Überhaupt ist Ezio ein sehr guter Protagonist. Durch seinen Rachedurst gerät er nicht in die Gefahr, zu sehr wie ein durchschnittlicher Held zu wirken. Stattdessen hat er Ecken und Kanten, was man auch am Umgang mit seiner Schwester bemerkt, die er anfänglich, als sie mit ihrer gemeinsamen Mutter in Roman ankommt, ziemlich barsch empfängt.
Sehr gut ist auch, wie Bowden die Atmosphäre des Spiels wiedergibt. Immer wieder sprechen die handlungstragenden Personen kurze Sätze oder Worte in ihrer jeweiligen Landessprache, was sehr zur Atmosphäre beiträgt. Und falls man des Italienischen nicht mächtig ist, gibt es am Ende des Bandes einen Anhang mit der jeweiligen Übersetzung. Großartige Arbeit seitens Panini.
Doch das Buch hat einige Schwächen. Bestimmte Handlungsfäden werden nicht genügend ausgebaut. Die Beziehung Ezios zu seiner Schwester zum Beispiel wird nur ein paar Mal erwähnt, ehe sie sich radikal ändert. Auch die Tatsache, dass der Assassine neue Rekruten für die Bruderschaft sammelt, wird nur am Rande erwähnt, weshalb man sich wundert, wieso er plötzlich über sie spricht.
Auch das Zeitgefühl gerät hier in den Hintergrund. Zwar ist es lobenswert, dass der Autor die Renovierungselemente des Spiels realistisch mit in den Roman einbaut. Doch dadurch gerät das Gefühl für den Fortschritt der Zeit in den Hintergrund, so dass man bald erstaunt ist, wie viel Jahre im Buch auf einmal vergangen sind.
Von diesen Mankos mal abgesehen, ist "Assassin's Creed: Die Bruderschaft" ein perfektes Buch zum Reinschauen.
Fazit:
Oliver Bowden führt mit "Die Bruderschaft" die Buch-Adaptionen der "Assassin's Creed"-Videospiele weiter. Der Roman überzeugt dadurch, dass er auch perfekt ohne Vorkenntnisse der Vorlage gelesen werden kann. Der Einsatz von Gewalt wird behutsam eingesetzt und wirkt an keiner Stelle übertrieben. Auch atmosphärisch kann der Band sehr überzeugen. Enttäuschend ist, dass bestimmte Subplots vom Autor nicht richtig weitergeführt werden, und dass das Zeitgefühl des Buches durcheinander gerät. Dennoch, durchaus empfehlenswert.
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