Der kleine Dämonenberater
Story:
Travis sieht aus wie ein ganz normaler, wenn auch ziemlich gut aussehender Mittzwanziger – das jedoch seit über siebzig Jahren. Damals nämlich beschwor er den Dämonen Catch, der ihm seither neben ewiger Jugend vor allem ewiges Kopfzerbrechen beschert. Denn Catch ist nicht nur der wohl frechste und fieseste Untergebene aller Zeiten, er will auch regelmäßig fressen. Seine bevorzugte Nahrung sind Menschen. Und so muss Travis alle paar Tage einen Zuhälter, Drogendealer oder sonst jemanden finden, den er mit halbwegs gutem Gewissen an Catch verfüttern kann.
Aber bald soll all das ein Ende haben. In dem kleinen Kaff Pine Cove erhofft sich Travis eine Möglichkeit, seinen Begleiter endgültig in die Hölle zurückzuschicken. Was er nicht weiß, auch Catch möchte die Partnerschaft mit dem aus seiner Sicht viel zu braven und moralischen Travis möglichst bald beenden. Und in Pine Cove könnte sich ein neuer Meister finden, der mehr nach dem Geschmack des Dämons ist. Wenn sich dann noch der König der Dschinns einmischt, der seinerseits noch eine Rechnung mit Catch offen hat, dann steht den Bewohnern von Pine Cove eine aufregende Zeit bevor...
Meinung:
Er hat sein Geld schon mit vielen Berufen verdient, als Dachdecker, als Versicherungsvertreter, Disk Jockey, Journalist oder Fabrikarbeiter für Weihnachtsfiguren aus Keramik. Er hat einige Semester Anthropologie studiert, etwas Philosophie und etwas Fotografie. Im Alter von 32 Jahren schrieb er seinen ersten Roman. Er hätte kaum etwas besseres tun können.
Nach mittlerweile elf Romanen gilt Christopher Moore als einer der ganz Großen auf dem Gebiet der intelligent-komischen Phantastik, und bereits in seinem Erstling "Der kleine Dämonenberater" zeigt er, was seine Fans so an ihm lieben. Der Roman ist spannend, die Charaktere wachsen einem nach kürzester Zeit ans Herz und vor allem, das Buch ist richtig, richtig witzig. Dabei ist die Zahl der reinen Gags eigentlich eher gering. Moore zieht seinen Humor vor allem aus den Situationen, in die er seine Protagonisten wirft, und ihren Reaktionen darauf.
Dabei bleiben seine Figuren immer glaubwürdig und "echt". Jeder von ihnen – von Gian Hen Gian und Catch vielleicht mal abgesehen – könnte einem auf der Straße begegnen. Jeder von ihnen hat nachvollziehbare Gründe für sein (bzw. ihr) Handeln, niemand ist ganz "schwarz" oder ganz "weiß". Und was Moore auch immer mit ihnen anstellt, er zieht sie nie total ins Lächerliche oder beraubt sie ihrer Glaubwürdigkeit.
Der Leser folgt im Laufe der Geschichte nicht einer oder zwei Hauptfiguren, sondern die Kapitel sind in unterschiedlich lange Abschnitte unterteilt, die jeweils eine Figur in den Fokus rücken. Diese Szenen sind auch in der Regel, wenn auch nicht immer, mit dem Namen des jeweiligen Protagonisten überschrieben.
Moores Stil ist in seinem Erstling noch nicht ganz so auf den Punkt wie in späteren Büchern. Auch insgesamt erscheint "Der kleine Dämonenberater" irgendwie "kleiner" als aktuellere Werke aus seiner Feder, wie eine Folge einer TV-Serie im Vergleich zum abendfüllenden Kinofilm. Nichtsdestotrotz wird schon in diesem Buch das Talent von Christopher Moore mehr als deutlich. Wer ein Faible für intelligent-komische Lektüre hat, sollte einmal einen ausführlicheren Blick in dieses Buch werfen. Es ist relativ wahrscheinlich, dass er auf den Geschmack kommt.
Fazit:
Noch nicht völlig auf dem Level seiner späteren Romane, überzeugt aber auch schon der Erstling von Christopher Moore mit absurdem Humor, glaubwürdigen Figuren und einer spannenden Geschichte.
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Christopher Moore
Der kleine Dämonenberater
Practical Demonkeeping
Übersetzer: Christoph Hahn
Erscheinungsjahr: 2005
Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck
Verlag:
Heyne Verlag
Preis: € 7,95
ISBN: 978-3-442-54217-8
320 Seiten
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