Berlin 1945 - Das Ende
Story:
Es ist das Frühjahr 1945. Der zweite Weltkrieg neigt sich
seinem Ende entgegen. Nazi-Deutschland versucht verzweifelt sich gegen die
drohende Niederlage zu wehren, doch vergebens. Der Untergang lässt sich nicht
mehr abwenden.
Meinung:
Krieg ist grausam, da gibt es keine Zweifel. Egal wie sehr er zu etwas glamourösen hochstilisiert wird, über kurz oder lang läuft es auf ein einziges Abschlachten hinaus. Noch schlimmer sind die Schandtaten, die in seinem Umfeld passieren. Antony Beevor schildert in "Berlin 1945 - Das Ende", wie es gegen Ende des zweiten Weltkriegs aussah.
Der Autor wurde 1946 geboren und ist Brite. Ebenso ist er Mitglied der Royal Society of Literature. Er ist mit Artemis Cooper verheiratet und studierte unter John Keegan. Von Beruf ist er Schriftsteller, mit vier normalen Romanen und insgesamt zehn Sachbüchern, die sich vor allem mit der Zeit vor, während und kurz nach dem zweiten Weltkrieg beschäftigen.
In seinem neuen Buch beschäftigt sich der Autor mit dem Ende des zweiten Weltkrieges. Nazi-Deutschland sieht sich sowohl im Westen als auch im Osten auf dem Rückzug. Dabei konzentriert sich Herr Beevor vor allem auf die Ereignisse im Osten. Schonungslos stellt er dar, was für Verbrechen beide Kriegsparteien in diesen letzten Tagen ausübten.
Und was er auf diese Weise darstellt, ist schockierend. Die Gräueltaten sprengen den Rahmen des menschlichen Fassungsvermögens. Vergewaltigungen scheinen an der Tagesordnung zu sein. Und dabei machen die Sowjets keinerlei Unterschied, ob das jeweilige Opfer jetzt deutsch ist, oder eine andere Nationalität hat.
Doch auch die Gegenseite steht in solchen Gräueltaten nicht nach. Hierbei ist besonders der Wahnsinn schockierend, der bei den führenden Nazikräften herrschte. So werden Städte zu Bollwerken ernannt und ihren Bewohnern jede Flucht verboten. Mit für die Bevölkerung absehbaren, schrecklichen Konsequenzen.
"Berlin 1945" zu lesen verlangt einen menschlichen Kraftakt. Nicht wegen der Schreibweise, denn die ist gelungen. Es ist vielmehr die Abfolge des Schreckens, die sich vor einem Leser ausbreitet. Es sind Dinge, die man als Durchschnittsbürger nur vom Hörensagen her kannte und die selbst im Fernsehen nur angedeutet werden.
Antony Beevor präsentiert in seinem Buch Einzelaspekte des letzten Kriegsjahres. Er springt zwischen den Schauplätzen und Verantwortlichen hin und her. Anstatt sich also auf eine gesamtheitliche Darstellung zu konzentrieren, steht bei ihm der Eindruck der Menschen im Vordergrund. Das hat seine Vor- und Nachteile. Gut ist dabei, dass man so nachvollziehen kann, wie die Betroffenen damals "tickten". Der Nachteil ist, dass viele Aspekte nur kurz angerissen werden, obwohl sie eine ausführlichere Darstellung durchaus verdient hätten.
Ebenso ist auch der Titel irreführend. Denn im Mittelpunkt des Buches steht eben nicht Berlin, sondern die Ostfront an sich. Protagonisten sind außerdem vielmehr die Sowjetsoldaten, die er immerhin nicht durchwegs als Kriegsversprecher darstellt. Stattdessen bemüht er sich, eine Begründung für ihr Verhalten zu liefern.
Trotzdem ist "Berlin 1945 - Das Ende" eines der besten aktuellen Werke, die sich mit dem Ende des Krieges beschäftigten. Gerade weil er sich auf die Einzelschicksale konzentriert, sticht Antony Beevor hervor. Deshalb sollte man neugierig "Reinschauen".
Fazit:
Es ist die Zeit des Endes des zweiten Weltkriegs. Eine düstere Epoche, die Antony Beevor in "Berlin 1945: Das Ende" darstellt. Dabei schont er den Leser nicht, sondern stellt schockierende Vorkommnisse nüchtern dar. Von so etwas zu lesen verlangt einiges. Und doch lohnt es sich, weil der Autor nie den Fehler begeht, einseitig die Schuld an den Verbrechen zuzuweisen. Denn nicht nur die Sowjets waren grausam. Auch der Wahnsinn der Naziherrscher, die auf die Bevölkerung keine Rücksicht nahmen, wird thematisiert. Im Mittelpunkt steht das Schicksal des einzelnen Menschen, was jedoch zur Folge hat, dass viele Dinge kurz angerissen und nicht vertieft werden. Auch der Titel des Buches ist irreführend.
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