Berlin 1933-1945
Story:
Wie konnte es passieren, dass das "rote Berlin" Anfang der 30er von den Nazis quasi erobert wurde? Wie wirkte sich die Herrschaft der Rechten auf das Leben innerhalb der Stadt aus? Und was für Konsequenzen hatte der Krieg für die Metropole?
Meinung:
Wie keine andere Stadt dieses Landes stand und steht Berlin wiederholt im Mittelpunkt des Weltgeschehens. Dabei ist sie geradezu exemplarisch dafür, wie die Nazis die Macht an sich rissen. Die Auswirkungen jener Machtergreifung beschreiben die beiden Autoren Michael Wildt und Christoph Kreutzmüller in "Berlin 1933 - 1945".
Michael Wildt ist deutscher Historiker und wurde 1954 in Essen geboren. Er wuchs in Bad Pyrmont auf und machte dort auch sein Abitur. Er machte eine Ausbildung zum Buchhändler und arbeitete von 1976 bis 1979 beim Rowohlt-Verlag. Danach studierte bis 1985 Geschichte, Soziologie, Jura, Kulturwissenschaften und Evangelische Theologie an der Universität Hamburg, wo er auch 1991 promovierte. Er habilitiere 2001 an der Uni Hannover, wo er bis 2006 Lehrbeauftragter bzw. später außerordentlicher Professor war. Aktuell ist an der Humboldt-Universität von Berlin tätig, mit dem Arbeitsgebiet "Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert mit Schwerpunkt Zeit des Nationalsozialismus".
Christoph Kreutzmüller wurde 1968 in Bad Oeynhausen geboren. Er machte von 1987 bis 1990 eine Lehre zum Bankkaufmann und schloss 1992 ein Studium an. Er studierte auf Lehramt an der Freien Universität Berlin, an der Humboldt-Universität und als Fremdsprachenassistent in Großbritannien Geschichte und Englisch. Er hatte 2001 seine erste Staatsprüfung für das Amt des Studienrates in eben diesen Fächern. Er promovierte an der Humboldt-Universität 2004, an der er auch bis heute lehrt.
Die beiden Autoren bestreiten allerdings das Buch nicht alleine. Sie haben viele andere Autoren versammelt, wie beispielsweise Eva Balz oder Oliver Reschke, die entweder alleine oder zu zweit einen bestimmten Aspekt des Zeitraumes und des Themas an sich analysieren. Und so erwarten den Leser 23 Beiträge in acht verschiedenen Themenblöcken.
Die versammelten Historiker untersuchen das Thema "Berlin 1933 - 1945" wirklich von allen möglichen Perspektiven aus. Es wird nicht nur die Machtergreifung der NSDAP ausführlich vorgestellt, sondern auch wie sich diese beispielsweise auf den öffentlichen Verkehr auswirkte. Dabei sind gerade dies die interessantesten Beiträge, einfach aus dem Grund, weil sie dem Durchschnittsleser noch nicht allzu bekannt vorkommen dürften.
Interessant ist auch der gewählte Tonfall. Hier zeigt sich deutlich die nüchterne Betrachtungsweise, die so typisch für die moderne Wissenschaft ist, und sich deutlich von dem reißerischen Tonfall eines Guido Knopps absetzt. Die Themen werden präsentiert und analysiert, ohne dass es zu Anklagen oder ähnlichem kommt. Und gerade dies macht das Buch so lesenswert.
Auch die umfangreichen Anhänge wissen zu gefallen. Neben den Anmerkungen und der verwendeten Literatur existieren auch ein Nachweis der benutzten Bilder und ein detailliertes Personenregister. Hier wurde wirklich vorbildlich an alles gedacht.
Der einzige Schönheitsfehler ist eine gewisse Überschneidung bei ähnlich gelagerten Themen. So wird beispielsweise die Geschichte Berlins und der SA zweimal kurz hintereinander behandelt. Und nur das zweite Mal ist das eigentliche Thema, welches jedoch nicht viel Neues bietet, da bereits viel vorweggenommen wurde.
Doch davon abgesehen ist das Buch sehr zu empfehlen. Ein "Klassiker", mit einem kleinen Schönheitsfehler.
Fazit:
Michael Wildt und Christoph Kreutzmüller versammeln diverse
andere Historiker und schreiben "Berlin 1933-1945". Das Buch bietet 23
verschiedene Beiträge in acht unterschiedlichen Themenblöcken. Dabei wird über
vieles geschrieben, was einem Durchschnittsleser bis dato unbekannt war. Der
gewählte Tonfall ist neutral, und setzt sich wohltuend von dem reißerischen Ton
aus dem Fernsehen ab. Schade ist, dass es einige Überschneidungen gibt und so
Wissen zweimal präsentiert wird, ohne dass kaum etwas Neues hinzukommt.
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