Ihr Romandebüt „Die Alchemie der
Unsterblichkeit“ist nun seit einigen Tagen im Handel erhältlich,
die ersten Rezensionen und Interviewanfragen trudeln bei Ihnen ein.
Wie fühlt sich das „neue“ Leben als Autorin an?
Sehr seltsam. Zum
einen kann ich mir kaum vorstellen, dass fremde Menschen nun meinen
Roman lesen und zum anderen hatte ich mir nie wirklich darüber
Gedanken gemacht, dass auch Interesse an meiner Person bestehen
könnte. Bei der ersten Interviewanfrage musst ich erst Mal vor
Überraschung lachen.
Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Ich schreibe seit
meiner Kindheit. Ich habe früh angefangen zu lesen, meine Mutter hat
mir aus Tausendundeine Nacht vorgelesen und mein Großvater erzählte
mir vom Rübezahl. Da lag es nahe, dass ich irgendwann anfange, mir
meine eigenen Geschichten auszudenken und aufzuschreiben.
Wer sind Ihre
Vorbilder?
Tad Williams,
Sara Douglass, Jennifer Fallon und Robert Jordan bewundere ich für
ihre wunderbare Art Geschichten zu erzählen; Markus Heitz für seine
tolle Lesungen und dem, was er als Phantastik-Autor in Deutschland
erreicht hat.
Tim Burtons „Sleepy Hollow“ und
Johnny Depps Darstellung des Ichabod Crane standen Pate für Icherios
Abenteuer in Dornfelde. Erzählen Sie unseren Lesern doch bitte,
warum Sie Film und Charakter so faszinieren.
Ich finde die
Atmosphäre in dem Film so unglaublich toll. Auf der einen Seite sind
die Bilder schauerlich, zum Teil auch grausam, und auf der anderen
Seite sind sie von unglaublicher Schönheit. Zudem fand ich es toll,
dass der Film auf einen übermäßigen Gebrauch von Blut und
Innereien verzichtete und trotzdem schauerlich war. Ein weiterer
Punkt ist sicherlich, dass die Charaktere sehr speziell sind – es
gibt keinen starken Helden und jede Figur hat seine Besonderheit und
eine gewisse Tiefe.
Urban Fantasy boomt. Seit einigen
Jahren werden Teenager und Erwachsene mit magischen Wesen in ihrer
direkten Umgebung konfrontiert. Was hat Sie daran gereizt, „Die
Alchemie der Unsterblichkeit“ nicht im heutigen Schwarzwald sondern
in der Vergangenheit anzusiedeln?
Wegen der
Requisiten. Ebenso wie wir kein romantisches Dinner bei grellem
Neonlicht in einem Schnellimbiss abhalten, lässt sich mit Kutschen,
Laternen und den Verzicht auf moderne Technik eine besondere
Atmosphäre erzeugen. Zudem finde ich die Zeit der Aufklärung
faszinierend – die Vermischung von Wissenschaft, Magie und
Aberglaube ist einzigartig.
Gibt es für
das „Dunkle Territorium“ und Dornfelde ein real existierendes
Vorbild, das Sie im Zuge Ihrer Recherche besucht haben?
Nein, leider
nicht. Ich habe lange nach einem Ort gesucht, der meine Anforderungen
für die Geschichte erfüllt, habe aber nichts gefunden. Deshalb
spielt die Handlung ab der Ortschaft Glashütte, die es tatsächlich
gibt (heute nennt sie sich Schönmünzach), an fiktiven Orten.
Allerdings bin ich viel im Nordschwarzwald umhergefahren und
gewandert, um mich mit den Pflanzen, Tieren, Gerüchen und den
allgemeinen Begebenheiten vertraut zu machen.
In wie weit
hat Ihr Biologiestudium Ihnen bei der Recherche über Alchemie,
Anatomie, das Medizindenken zu Icherios Zeit und die
Ermittlungsarbeit geholfen?
Sehr – es ist
schon hilfreich über ein Grundwissen in Chemie zu verfügen, wenn
man sich mit Alchemie auseinandersetzt und auch bei der Beschreibung
von Icherios’ Experimenten konnte ich bis zu einem gewissen Grad
auf eigene Erfahrungen zurückgreifen. Ebenso natürlich bei meinem
Recherchen zur Medizin – wenn man bereits verschiedene Organismen
seziert hat, weiß man sehr genau, was jemanden bei einer Autopsie
erwarten kann.
In Ihrem Buch dürfen Vampire,
Werwölfe und Dämonen noch richtig böse sein. Damit stellen Sie
sich bewusst gegen einen Trend, der Sanftheit und Attraktivität
übernatürlicher Wesen in den Vordergrund stellt. Was halten Sie von
der „Romantasy“, die seit Stephenie Meyers Twilight-Romanen hoch
im Kurs steht und ganze Regale in Buchläden füllt?
Ich lese
„Romantasy“ selbst recht gerne und mich stört es nicht, dass
Vampire nun oft als „Kuschelmonster“ dargestellt werden. Immerhin
sind es fiktive Wesen und solange keine echten Vampire sich
beschweren, sollen die Autoren doch ihrer Fantasie freien Lauf
lassen. Da ich schon immer gerne Liebesromane gelesen habe und seit
meiner Teenager-Zeit ein riesiger Fantasy-Fan bin, kommt mir dieser
Trend natürlich gelegen.
Welches zuletzt gelesene Buch hat
Sie besonders beeindruckt?
Wirklich
beeindruckt hat mich seit Jennifer Fallons „Gezeitenstern-Saga“
kein Buch mehr, aber „Die Auswahl“ von Ally Condie und „The
Stand“ von Stephen King haben mir von den Büchern, die ich dieses
Jahr gelesen habe, bisher am besten gefallen.
Sie stammen aus einer Surferfamilie
und haben schon einige der schönsten Gegenden der Welt gesehen. Was
nehmen Sie von Ihren Touren mit nach Hause, und was mit in Ihre
Bücher?
Wenn man durch
fremde Länder reist, vor allem auf dem afrikanischen Kontinent,
lernt man sehr viele andere Sichtweisen und Lebenseinstellungen
kennen. Dadurch mache ich mir natürlich auch über meine eigenen
Werte und Ansichten Gedanken und versuche in meinen Büchern das bis
zu einem gewissen Grad auch zu verarbeiten. Meine Hauptfigur Icherios
trifft z. B. in der „Alchemie der Unsterblichkeit“ mit
seiner ganzen wissenschaftlichen Nüchternheit auf Magie und
Aberglaube und muss sich mit dieser fremden Welt auseinandersetzen.
Sie sind ein ausgesprochener Tierfan
und teilen Ihr Leben mit einem Rudel Hunde. Wenn Sie die Möglichkeit
hätten, eine der Kreaturen aus Ihrem Romandebüt als Haustier zu
besitzen, worauf würde Ihre Wahl fallen?
Spontan hätte
ich einen Worg gesagt, allerdings bezweifle ich, dass man diese Wesen
vernünftig erziehen kann. ;) Von daher würde ich eines von den
Schlachtrössern der Vampire nehmen.
Die Hungersnot von 1771 dient als
Ausgangspunkt für Ihre Erzählung in „Die Alchemie der
Unsterblichkeit“. In „Der Krähenturm“ wird es Icherios nach
Heidelberg führen, der Stadt in der Sie studiert haben. Werden Sie
auch hier ein reales Ereignis aufgreifen?
Für den
„Krähenturm“ habe ich sehr viel Zeit mit der Recherche verbracht
und es finden sich viele historische Details in der Geschichte
wieder. Allerdings gibt es dieses Mal kein zentrales historisches
Ereignis als Ausgangspunkt. Die Handlung setzt bereits wenige Wochen
nach Icherios Rückkehr aus Dornfelde ein, wodurch das Thema
Hungersnot allerdings immer noch aktuell ist.
Worauf können sich die Leser in den
weiteren Romanen freuen?
Icherios
Vergangenheit wird näher beleuchtet werden. Der Leser wird erfahren,
was es mit dem Tod seines besten Freundes Vallentin auf sich hat und
auch mehr Einzelheiten über den Geheimbund, der Icherios beauftragt
hat, werden enthüllt werden. Natürlich wird Icherios sich auch
weiterentwickeln und vielen magischen Kreaturen begegnen.
Vielen Dank
für das Interview!
Ich habe zu
danken!
|