Ohne Strom und fließend Wasser
Story:
Das Auswandern voll im Trend liegt muss wohl niemanden mehr erzählt werden. Cordula und Michael sind vor 6 Jahren vorn Deutschland nach Schweden ausgewandert, aber nicht um neue Arbeit zu finden, sondern um in den tiefen schwedischen Wäldern ihr Glück zu suchen. Dieses finden sie in einem einsamen Häuschen, das sie sofort kaufen. Der Umzug nach Schweden klappt noch relativ problemlos, aber nach und nach kommen die ersten Probleme daher. Zuerst ist es schlecht bezahlte Arbeit und mürrische Arbeitgeber, dann ein Einbruch und ziemlich harte Winter. Doch die Beiden überstehen diese Probleme, wenn auch manchmal nur mit Mühen.
Sie finden neue Freunde und setzen sich immer wieder neue Ziele. Doch irgendwann merken sie, dass sie sich in einer Sackgasse befinden und werfen alles über Bord, was sie gerade aufgebaut haben.
Meinung:
Cordula von Dolsperg legt mit diesem Buch Zeugnis ab über 6 Jahre Auswandereralltag in den Wäldern Schwedens. Hierbei muss gleich erwähnt werden, dass die Dolspergs einen ungewöhnlichen Weg gewählt haben. Sie haben sich für ein Leben ohne Strom und fließend Wasser (wie es der Buchtitel trefflich verrät) entschieden. Sie wollen sich quasi zum Selbstversorger entwickeln, was der Leser auf den knapp 150 Seiten mitverfolgen kann.
So gibt es in dem Buch keine Tipps für Auswanderer, es wird nicht beschrieben wie man gute Arbeit in Schweden findet, oder wie das politische System auf Einwanderer eingestellt ist. In diesem Buch geht es einzig und allein um Cordula und ihrem Mann Michael. Eine Projezierung ihrer Erlebnisse auf andere Auswanderer dürfte hundert Prozent nicht passen bzw. ist nicht angebracht, da die Dolspergs Deutschland nicht für Arbeit verließen, sondern um in den weiten Wäldern Schwedens abgeschieden, fernab der Hektik des deutschen Alltags, zu leben.
Cordula von Dolsperg schildert die Erlebnisse vom Häuserkauf, über den Umzug bis hin zur Aufgabe der hart erkämpften Besitztümer in 28 kurzen Kapiteln, die jeweils noch einmal unterteilt sind. Sie hat einen sehr bildhaften und einfach gehaltenen Schreibstil, der den Leser schnell in den wechselhaften Alltag der beiden Hauptdarsteller entführt. So durchlebt der Leser Höhen und Tiefen mit den Dolspergs, und dürfte so manches mal erstaunt sein, wie schnell die beiden nach einem Schicksalsschlag wieder auf die Beine kommen.
Das Buch enthält eine Vielzahl von Fotos aus dem Leben der Dolspergs, wodurch der Leser einen guten Überblick über die gerade gelesenen Ereignisse und über das Lebensumfeld der beiden Auswanderer erhält.
Positiv zu bewerten ist außerdem noch, das Cordula von Dolsperg in diesem Buch keinerlei Wertung über ihren Lebensstil führt. Sie verteidigt also nicht energisch ihren neuen Lebensstil und verteufelt alle, die dies nicht akzeptieren. Die Autorin versucht in dem Buch nicht für bzw. wider das Selbstversorgerprinzip zu argumentieren. Sie stellt ihre Entscheidung in den Raum und lebt damit, ohne sich im Buch ständig dafür zu rechtfertigen. Somit lässt sie dem Leser auch die Möglichkeit selbst zu entscheiden, wie er darüber denkt. Es ist kein Buch mit Pros und Contras zum Thema Selbstversorgung und Auswandern. Es ist vielmehr ein Buch über ein junges Pärchen mit einem festen Entschluss, den sie den ganzen 150 Seiten lang treu bleiben.
Fazit:
Dieses Buch liest sich sehr gut, ist interessant, und hat durch die vielen Bilder einen hohen Unterhaltungswert. Als Ratgeber darf es aber ausdrücklich nicht angesehen werden, sondern eher als Erlebnisbericht. Der Umfang könnte ruhig größer sein, aber ansonsten gibt es nichts daran auszusetzen.
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Cordula von Dolsperg
Ohne Strom und fließend Wasser
Erscheinungsjahr: 2009
Autor der Besprechung:
Christian Recklies
Verlag:
BoD
Preis: € 12,80
ISBN: 978-3839103142
146 Seiten
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