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Im Zeichen der Seraphim

Story:
Italien im Jahre 1271. Es sind erst wenige Jahrzehnte vergangen seit dem Tod von San Francesco, dem Heiligen Franziskus von Assisi. Aber der von ihm gegründete Orden hat bereits viele der Ideale des Heiligen aufgegeben. Anstelle die "Heilige Mutter Armut" anzubeten, besitzen die Franziskaner große Klöster, Ländereien und Leibeigene und mischen auch kräftig im politischen Ränkespiel mit.

Wer zu laut dagegen protestiert, wird kaltgestellt. Bruder Conrad konnte sich nur retten, indem er sich vor vielen Jahren als Eremit in den Wald zurückzog. Eines Tages jedoch erreicht ihn eine Botschaft seines alten Mentors: Fra Leo war einer der wenigen, die den Heiligen noch persönlich kannten, und ebenfalls ein lautstarker Gegner der neuen Sitten. Jetzt ist Leo tot, und seine Botschaft an Conrad enthält eine versteckte, kryptische Nachricht. Conrad hofft, mit Hilfe der Bibliothek des franziskanischen Mutterhauses hinter den Sinn von Leos Nachricht zu kommen. Also verlässt er seine einsame Hütte im Wald und macht sich mit dem Novizen, der die Nachricht überbracht hat, auf den Weg.

Aber nicht nur der Novize ist mehr, als es zunächst scheint. Auf ihrer Reise rühren die beiden an Geheimnisse, die die Mächtigen lieber im Verborgenen belassen möchten. Denn die Wahrheit über das Leben und den Tod des Heiligen Franziskus könnte den mächtigen Orden, der sich auf ihn beruft, in den Grundfesten erschüttern.

Meinung:
Wer hier einen Mystery-Thriller im Stile des Da Vinci-Codes erwartet, wird wohl enttäuscht werden. Das Geheimnis um den Heiligen spielt in der Handlung kaum eine Rolle, es ist mehr ein Aufhänger, um ausführlich die Erlebnisse und Gedanken von Conrad, Amata und den anderen zu schildern. Das heißt nicht, dass "Im Zeichen der Seraphim" nicht spannend wäre. Jeder der Hauptcharaktere hat aus den verschiedensten Gründen Feinde, die auch vor Gewalt und Mord nicht zurückschrecken. Und so bangt man mit, wenn sich Conrad im Folterkeller seines Ordens wiederfindet, wenn Amata von einem skrupellosen Freier, der hinter ihrem Vermögen her ist, entführt wird, oder wenn Orfeo sich gegen einen Mordanschlag in den nächtlichen Gassen der Stadt zur Wehr setzen muss.

Das liegt nicht zuletzt daran, dass John Sacks Figuren einem schnell ans Herz wachsen. Besonders die junge und mutige Amata wird schnell zur "Geliebten" des Lesers, wie es die lateinische Bedeutung ihres Namens nahe legt. Für den Eremiten Conrad erwärmt man sich weniger leicht. Viele seiner Ideale und Forderungen an seine Mitmenschen, die sich noch stark an den oft extremen Regeln des Heiligen Franziskus orientieren, wirken in heutigen Augen befremdlich. So überlegt der Bettelmönch beispielsweise, ob es auch dann eine Sünde ist, mit einer Frau gemeinsam zu speisen, wenn man gar nicht wusste, dass man es mit einer Frau zu tun hat. Und als er eine neue Kutte geschenkt bekommen soll, macht er es seiner Gönnerin zum Vorwurf, ihn zum Verstoß gegen das Armutsgebot verführen zu wollen, und fühlt sich erst in seiner alten, zerschlissenen Kutte wieder richtig wohl. Allerdings macht der Autor sich diese Einstellung nie zu eigen oder missioniert gar. Auch beim Streit innerhalb der Franziskaner zwischen den Spiritualen, die sich auf die Ideale ihres Gründers berufen, und den Konventualen, denen Überleben und Macht des Ordens in der realen Welt wichtiger sind, stellt sich Sack nicht offen auf eine Seite.

Auch die sehr bildhafte Sprache Sacks trägt dazu bei, dass die Charaktere und ihre Welt vor dem inneren Auge Gestalt gewinnen. Und wie der Autor Leos geheimnisvolle Botschaft und den Streit im Orden zwischen Spiritualen und Konventualen als Hintergrund benutzt, vor dem seine Helden agieren, dienen diese wiederum nicht zuletzt dazu, ein dreidimensionales und buntes Bild des 13. Jahrhunderts zu zeigen. Und so wird Orfeo zum Reisebegleiter keines geringeren als des neuen Papstes, ein gewisser Marco Polo hat einen Gastauftritt, und viele Gedanken und Dialoge der Figuren zeichnen die damalige Welt nach. Dabei wirkt "Im Zeichen der Seraphim" jedoch nie wie ein verkapptes Geschichtslehrbuch. Nur bei den Vokabeln übertreibt es Sack ein wenig. Auch wenn der Roman in Italien spielt, muss die deutsche Übersetzung eines amerikanischen Romans nicht die italienischen Namen der verschiedenen Schiffstypen im Hafen von Venedig auflisten.

Insgesamt bietet "Im Zeichen der Seraphim" Gelegenheit, für einige Zeit ins Italien des Mittelalters einzutauchen. John Sack hat ein Buch für lange Winterabende geschrieben, mit dem man es sich im warmen Bett oder vor dem Kamin gemütlich machen kann.

Fazit:
Ein spannender Roman für lange Winterabende, der nicht zuletzt von seinen sympathischen und stimmigen Charakteren und seiner bildhaften Sprache lebt. Wer einen Mystery-Thriller erwartet, wird wohl enttäuscht sein, alle anderen können sich für einige Stunden in die Welt des Italiens im 13. Jahrhundert versenken.

Im Zeichen der Seraphim - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

John Sack
Im Zeichen der Seraphim
The Franciscan Conspiracy

Übersetzer: Hans Freundl, Ursula Gräfe, Barbara Schnell, Karin Schuler, Klaus Timmermann und Ulrike Wasel
Erscheinungsjahr: 2008



Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck

Verlag:
Knaur

Preis:
€ 8,95

ISBN:
978-3-426-63504-9

574 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Der Leser taucht in die Welt des 13. Jahrhunderts ein
  • Die Charaktere wachsen einem schnell ans Herz
Negativ aufgefallen
  • Manchmal übertreibt es der Autor mit seiner italienischen Vokabelkenntnis
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Rezension vom: 08.11.2008
Kategorie: Historisches
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