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Der Zweiklassenstaat

Story:
"Der Zweiklassenstaat" ist Karl Lauterbachs Abrechnung mit der Zweiklassengesellschaft in Deutschland. Anhand der vier Schwerpunkte Bildungssystem, Krankenversorgung, Pflegesystem und Renten zeigt der Mediziner und Gesundheitsökonom auf, welche Unterschiede in dem deutschen Sozialsystem zwischen den Privilegierten und der restlichen Bevölkerung gemacht werden und welche Folgen dies sowohl auf das Bildungsniveau als auch auf die Wirtschaft allgemein und im internationalen Vergleich hat.


Meinung:
Karl Lauterbach gilt als einer der führenden Sozialexperten Deutschlands. Nach dem Medizinstudium in Deutschland und dem Gesundheitsökonomiestudium in Amerika hat er für acht Jahre in Amerika gelebt und gearbeitet. 1998 wurde Karl Lauterbach Direktor des Instituts für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE) der Universität zu Köln. Seit 2001 ist er SPD-Mitglied, 2003 war er Mitglied der "Rürup-Kommission" und 2005 wurde er über das Direktmandat in den Bundestag gewählt. All diese Fakten sollte man als Leser im Hinterkopf haben, wenn man sich der Lektüre von "Der Zweiklassenstaat" widmet.

Für den normalen Lesern, der ohne Hintergrundwissen über politische Verwicklungen, medizinische Verwaltungsabläufe oder Ähnliches das Buch liest, sind die Daten erst einmal recht erschlagend. Zwar schreibt Karl Lauterbach einfach und verständlich über die Missstände in Deutschland, so wie er sie sieht, doch im Laufe der Lektüre überkommt einen das Gefühl, dass man sich einfach zu wenig hinter den Kulissen auskennt, um die dargebotenen Fakten wirklich beurteilen zu können.

Der Autor beginnt das Buch mit einem Thema, das spätestens seit den PISA-Tests in aller Munde ist: das deutsche Bildungssystem. Für jeden ist klar, dass das deutsche Bildungssystem, so wie es ist, dringend reformiert werden muss. Karl Lauterbach hat unübersehbar recht, wenn er beschreibt, welche Folgen die mangelnde Bildung in Deutschland langfristig auf die Ausbildung und somit auf die Konkurrenzfähigkeit im internationalen Bereich haben wird. Die aufgeführten Statistiken dienen hier nur dazu, die allgemein über die Medien verbreiteten Tatsachen, dass Deutschland im internationalen Vergleich nicht besonders gut abschneidet, zu untermauern. Hier schaut Karl Lauterbach nicht zu Unrecht besonders auf die skandinavischen Länder, in denen mit relativ einfachen Mitteln wesentlich bessere Bildungsergebnisse erreicht werden.

Auch in den anderen Themenbereichen, wie zum Beispiel der Krankenversicherung, wird immer wieder der Vergleich mit anderen Ländern gezogen, während gleichzeitig Tatsachen aufgeführt werden, die Lobbyverwicklungen aufzeigen, welche den durchschnittlichen Leser entsetzen. Die dort niedergeschriebenen Einflüsse von Industrie, Krankenversicherungen und anderen Interessensgemeinschaften auf politische Entscheidungen bestätigen jedes Vorurteil über die Politik, das der durchschnittliche Wähler sich in seinem Leben gebildet hat.

Bei jedem angeschnittenen Thema schafft es der Politiker, seinen Finger auf die Ungerechtigkeiten und Missstände zu legen, die die Allgemeinheit schon lange beschäftigen und für die die Bundespolitiker anscheinend keine Lösung auf die Reihe bekommen. Karl Lauterbach versucht zu jedem Themenabschnitt auch die seiner Meinung nach richtigen Ansätze zur Behebung aufzuführen. Doch auch wenn das die richtigen Lösungen sein könnten, kommt im Laufe der Lektüre beim Leser immer mehr das Gefühl auf, dass der Autor zugunsten einer leicht verständlichen Meinungsbildung auf eine fundierte Darstellung des Ganzen verzichtet hat.

Der Ansatz, die Privilegien einiger weniger abzubauen und diese mehr in die Finanzierung des Sozialsystems einzubinden, spricht wohl jedem aus dem Herzen, der eben nicht in den Genuss dieser Privilegien kommt. Und doch wird ein jeder dieser Vorschläge um die Anmerkung ergänzt, dass zur weiteren Finanzierung die Steuern erhöht werden müssten. An diesem Punkt scheint sich der Autor selbst zu widersprechen, verlangt er doch in erster Linie die Entlastung der weniger gut verdienenden Arbeitnehmer zugunsten einer Chancengleichheit.

Vielleicht entsteht dieser Widerspruch aus dem Versuch, die Inhalte in geraffter und allgemein verständlicher Form darzubieten. Doch wenn dies der Fall ist, dann wäre es zu wünschen, dass Karl Lauterbach sich in seinem Buch "Der Zweiklassenstaat" nur auf einen Bereich konzentriert und diesen dafür besser durchdacht dem Leser präsentiert hätte. Ein Buch wie "Der Zweiklassenstaat" wird vom Leser nie ganz unparteiisch gelesen. Jeder wird die dort aufgeführten Daten und Aussagen nach persönlicher Erfahrung oder politischer Meinung beurteilen.


Fazit:
Grundsätzlich führt Karl Lauterbach in "Der Zweiklassenstaat" einige erschreckende Tatsachen auf, zeigt Verbindungen, die dem normalen Bürger vielleicht nicht so bewusst sind, und kritisiert Zustände, die seit Jahren geändert werden müssten. Doch seine Lösungsansätze erscheinen zu simpel gestrickt und teilweise sogar zu widersprüchlich, um wirklich etwas bewirken zu können. Und selbst wenn dies die richtigen Ansätze sein sollten, so ist doch jedem Leser bewusst, dass auch dieser Politiker bei seinen Kollegen damit nicht weiterkommen wird. Im Grunde führt "Der Zweiklassenstaat" lediglich viele Missstände auf, die jedem normalen Bürger tagtäglich bewusst sind, aber mehr als weitere Argumente für die vielen Auswanderer, die in anderen Ländern Arbeit und soziale Absicherung suchen, bietet das Buch letztendlich auch nicht.

Der Zweiklassenstaat - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Karl Lauterbach
Der Zweiklassenstaat
Erscheinungsjahr: 2007



Autor der Besprechung:
Konstanze Tants

Verlag:
Rowohlt

Preis:
€ 14,90

ISBN:
978-3-87134-579-1

208 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Klar verständliche Darlegung komplexer Themen
  • Viele Vergleiche mit den Systemen anderer Länder
Negativ aufgefallen
  • Fehlender Tiefgang
Die Bewertung unserer Leser für dieses Book
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 12.11.2007
Kategorie: Kultur & Zeitgeschehen
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