Seide und Schwert (Wolkenvolk 1)
Story:
Kai Meyer legt mit "Seide und Schwert" den ersten Band der "Das Wolkenvolk"-Trilogie vor. In einem mystischen China wächst das Mädchen Nugua beim Volk der Drachen auf. Bis eines Tages die Drachen spurlos verschwinden, hatte Nugua keinen Kontakt mit anderen Menschen. Doch nun ist sie gezwungen, sich alleine aufzumachen und die Drachen zu suchen. Auf ihrer Reise begegnet sie Niccolo. Dieser ist ein Angehöriger des Wolkenvolks, welches seit Jahrhunderten auf magisch gefestigten Wolken lebt. Doch das Wolkenvolk ist in Gefahr, denn der Äther, der die Wolken verfestigt, ist versiegt. Niccolo wurde auf die Erde geschickt um die Drachen zu finden, die als einzige helfen können, seine Heimat zu retten. Zusammen müssen Nugua und Niccolo auf ihrer Suche viele Abenteuer bestehen.
Meinung:
Kai Meyer gilt als einer der erfolgreichsten und produktivsten deutschen Autoren im Fantasybereich. Mit seiner "Das Wolkenvolk"-Trilogie entführt er den Leser in ein mystisches historisches China, welches allein schon faszinierend genug ist, um den Leser zu fesseln. Doch lehnt der Autor seine Geschichte nicht nur an chinesische Mythologie an, sondern er baut auch ein ganzes Volk auf die Person und die Erfindungen Leonardo da Vincis auf. Diese Verbindung von realer Geschichte, Mythologie, Wissenschaft und eigener Fantasie ist wirklich gelungen.
Auch die Charaktere sind liebevoll beschrieben. Nugua, die impulsiv ist und ohne jegliche Schulbildung aufwuchs, und Niccolo, der eher introvertiert ist und für den Buchwissen wichtiger ist als Teil einer Gemeinschaft zu sein, bilden einen netten Gegensatz. Beide profitieren von der Reise, wachsen an ihrer Aufgabe und werden offener für die Dinge außerhalb ihrer vertrauten Welt. Anderen Figuren wie die Schwertmeisterin Wisperwind, der Rattendrache Feiqing oder die Unsterbliche Mondkind bringen weitere interessante Aspekte in die Geschichte, und nicht immer ist es einfach zu bestimmen, wer gut und wer böse ist.
Ein wenig gewinnt der Leser den Eindruck, dass Kai Meyer beim Entwickeln der Handlung sehr viele Hongkong-Fantasy-Filme gesehen haben muss. Die zum Teil wirre Geschichte, die Martial-Arts-Einlagen und einige der fantastischen Figuren scheinen direkt diesem Filmgenre entsprungen zu sein, was dem Roman aber recht gut zu Gesicht steht. Es ist angenehm, mal ein fantastisches Jugendbuch zu lesen, dass sich von der klassischen Fantasywelt mit Zwergen und Elfen löst, und stattdessen einen anderen Weg einschlägt.
Die wunderschönen Beschreibungen führen dem Leser dieses fantastische China bildhaft vor Augen, da stört es auch nur wenig, dass der Roman durch die Detailverliebtheit die eine oder andere Länge aufweist. "Seide und Schwert" scheint gerade mal der Prolog zu sein. Man lernt die verschiedenen Personen kennen, versucht hinter ihre Motive zu kommen, und an dem Punkt, an dem die Geschichte richtig los geht, ist der Band auch schon zu Ende und der Leser wird auf den zweiten Teil vertröstet.
Fazit:
Trotz der einen oder anderen Länge macht es wirklich Spaß, "Seide und Schwert" von Kai Meyer zu lesen. Dabei macht es sich leider bemerkbar, dass dieses Buch der erste Band einer Trilogie ist. Für sich allein gesehen ist der Roman unbefriedigend, obwohl die liebevoll beschriebenen Figuren und das fantastische historische China einen erfrischenden Genuss für den Leser bieten. Wer gut geschriebene und unterhaltende Jugendfantasy mag, vielleicht sogar noch eine Schwäche für chinesische Mythologie hat oder einfach nur mal einen etwas anderen Ansatz für eine fantastische Welt erleben will, ist mit diesem Buch gut bedient. Auf jeden Fall macht "Seide und Schwert" Lust auf mehr, und gespannt wartet man auf die Fortsetzung der Abenteuer von Nugua und Niccolo auf der Suche nach den verschwundenen Drachen.
| |
Kai Meyer
Seide und Schwert (Wolkenvolk 1)
Erscheinungsjahr: 2006
Autor der Besprechung:
Konstanze Tants
Verlag:
Loewe Verlag
Preis: € 16,90
ISBN: 978-3-7855-5741-9
408 Seiten
|