Spiegel, das Kätzchen
Story:
Spiegel ist ein Kater, der aufgrund seines glänzenden Fells den Namen Spiegel trägt. Er lebt bei seinem Frauchen, einer alten Dame, in Seldwyla und genießt ein sorgenfreies und schönes Leben. Doch eines Tages stirbt sein Frauchen und er muss sich nun alleine durchkämpfen. Spiegel lebt einige Zeit auf der Straße, magert ab und verliert sein gepflegtes Aussehen. Eines Tages begegnet er dem Stadthexenmeister, der ihm den Schmer (schweiz. für "Bauchfett") abkaufen will. Da Spiegel keinen Schmer besitzt, sieht der vollständige Handel so aus, dass er beim Hexenmeister Pineiß leben wird und dort gefüttert wird, bis er dick genug ist. Aus Hunger willigt Spiegel ein. Schon am gleichen Tag zieht Spiegel bei Pineiß ein und gewinnt bald seine Lebenslust zurück. Doch mit dieser kehrt auch seine Intelligenz wieder und ihm wird klar, auf was er sich eigentlich eingelassen hat. Wird es Spiegel gelingen, seinen Hals - oder vielmehr seinen Bauch - zu retten?
Meinung:
"Spiegel, das Kätzchen", ist eine kurze Novelle von Gottfried Keller, die sich leicht und angenehm lesen lässt. Die rund 60 Reclam-Seiten kann man gut mal in einer oder zwei freien Stunden in Angriff nehmen. Das Werk ist also auch für diejenigen geeignet, die sich nicht gerne mit Lektüre überlasten. ;-) Kellers Märchen stellt übrigens die literarische Hauptvorlage von Walter Moers' nächstem Zamonien-Roman "Der Schrecksenmeister" dar. Während im Original Spiegel, das Kätzchen, in Seldwyla auf den Hexenmeister Pineiß trifft, lässt sich bei Moers Echo, das Krätzchen, in Sledwaya - einem Teil Zamoniens - auf einen Handel mit dem Schrecksenmeister Eißpin ein. Man darf gespannt sein. Beim "Schrecksenmeister" wird es sich sicherlich, wie schon damals bei "Ensel und Krete", um eine gelungene Hommage handeln, der Moers in seiner unnachahmlichen Art natürlich seinen ganz persönlichen Stempel aufdrückt.
Fazit:
Ein gelunges, leicht lesbares modernes Märchen, das man auch, wenn man eigentlich keine Zeit zum Lesen hat, schnell mal irgendwo zwischenschieben kann. Für Fans von Walter Moers verkürzt es außerdem die Wartezeit auf dessen neuen Roman, dessen Erscheinungstermin aktuell noch in den Sternen steht, zumindest ein bisschen.
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