Mitternachts Falken
Story:
1941. Hitlers Armeen sind immer weiter auf dem Vormarsch. Aufgrund eines fehlenden Brückenbogens kann England nur mit einem Mittel Widerstand leisten: Mit der Bomber Squad. Doch diese kehrt immer öfter mit immer höheren Verlusten zurück. Die Deutschen scheinen die Maschinen bereits zu erwarten und es gelingt ihnen dadurch empfindliche Schläge durchzuführen. Beim MI6 organisiert derweil Hermia Mount die Untergrundbewegung in Dänemark. Alles deutet darauf hin, daß dort die Deutschen eine Apparatur aufgebaut haben, die die Schläge gegen die Bomber Squad erst ermöglichen. Just genau dort stößt Harald Olufsen, ein 18-jähriger Oberschüler, auf eine Radarstation, die mit revolutionärer Technik arbeitet. Nur wie sollen die Information und die Geheimagentin zueinander finden?
Meinung:
Ken Follett wird gerne als Meister des historischen Thrillers bezeichnet. In unzähligen Romanen hat er sich bereits mit Geschichten aus der Vergangenheit beschäftigt und diese zum großen Teil meisterhaft umgesetzt. Und so verwundert es nicht, daß dieser Thriller ebenfalls in der Vergangenheit spielt. Follett hat wieder einmal grundlegend recherchiert. 1941 stand die britische Bomber Squad in der Tat vor einem Wendepunkt und in der Tat war dies auf Radarstationen der Deutschen zurückzuführen, die den britischen Fliegern durch das perfekte Zusammenspiel mit den eigenen Piloten empfindlichste Verluste zufügte. Dies als Hintergrund genommen für eine Liebesgeschichte einer jungen Engländerin mit einem jungen Dänen, die sich auf seinen Bruder und dessen Schule ausweitet und letztendlich auch noch im Duell zwischen zwei Familien auf einer Insel übergeht, kann durchaus als erneut meisterhaft bezeichnet werden.
Follett führt sehr viele Charaktere ein, vergißt dabei aber nie, jeden einzelnen ausführlich in der Geschichte zu verwurzeln. Ja, es entsteht beim Leser durchaus ab und zu der Eindruck, er kenne die gesamte Familiengeschichte. Dabei schafft er es, daß man selbst dem Schurken des Romans nie komplett die Sympathie entziehen kann. Man fiebert letztendlich sowohl bei Inspektor Flemming mit, der versucht das Spionagenetz auffliegen zu lassen, als auch bei Harald Olufsen, der letztendlich unfreiwillig zum eigentlichen Helden wird. Wie genau das geht, hatte Follett bereits bei "Die Säulen der Erde" vorexerziert. Daß es ihm noch einmal in dieser Form gelingt, ist dabei nicht selbstverständlich.
Schlußendlich bleibt festzustellen, daß Mitternachtsfalken ein gelungener, in sich sehr stimmiger Thriller ist, der den Leser nicht einen Moment losläßt. Es gibt nur ein Element, daß letztendlich zum etwas vorhersehbaren Ende führt - dies ist der Flug mit der Hornet Mouth. Doch bis eben zu diesem Ende läßt Follett keinen Moment aus, in dem er dem Leser immer wieder einen Schock versetzt. Sicher geglaubte Handlungsstränge entwickeln sich auf einmal in gänzlich andere Richtungen und nicht einen Moment lang kann sich der Leser in der Sicherheit wiegen, daß seine Protagonisten auch wirklich bis zum Schluß überleben. Wenn einmal das Buch verfilmt werden sollte, bleibt nur zu hoffen, daß diese Spannungsmomente erhalten bleiben, denn sie machen Thriller aus der Hand von Ken Follett einzigartig.
Fazit:
Ein lesenswerter Roman mit einem hohen Spannungswert. Nur schade, daß das Ende letztendlich vorhersehbar ist. Dennoch ist "Mitternachtsfalken" sicher eines der besten Bücher von Ken Follett.
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Ken Follett
Mitternachts Falken
Hornet Flight
Übersetzer: Till R. Lohmeyer und Christel Rost
Erscheinungsjahr: 2003
Autor der Besprechung:
Bernd Glasstetter
Verlag:
Bastei Lübbe
Preis: € 9,95
ISBN: 3-404-15323-5
544 Seiten
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