Jenseits aller Grenzen: Auf den Spuren des großen Abenteurers Ibn Battuta durch die Welt des Islam
Story:
Im 14. Jahrhundert bereiste Ibn Battuta die Länder, in denen damals der Islam verbreitet war. Seine Reise führte ihn 30 Jahre lang durch die zu jener Zeit bekannte Welt. Und er schrieb darüber ein Buch, das auch heute noch weltweit bekannt ist.
Meinung:
Für die Europäer war Marco Polo der Mensch, der zu einer Zeit, als die Distanzen größer erschienen, mit seinen Erlebnissen und Berichten viele begeisterte. Doch er war nicht der einzige seiner Art. Auch im Orient existierte jemand, der sich auf eine Weltreise begab und darüber berichtete. Erich Follath hat sich in der aktuellen Zeit auf die Spuren des Abenteurers begeben und berichtet darüber in seinem Buch "Jenseits aller Grenzen".
Der Autor wurde 1949 in Esslingen geboren und ist promovierter Politikwissenschaftler und ein bekannter Sachbuchautor. Er berichtete lange Jahr für den SPIEGEL aus dem Nahen Osten, dem indischen Subkontinent und Ostasien. Über diese Regionen hat er zahlreiche Bücher geschrieben.
13 Kapitel und 13 Länder lang begibt sich der Autor auf die Spuren von Ibn Battuta. Dabei geht die Reise quer durch den Orient. Gleichzeitig berichtet Erich Follath auch aus ausgewählten Städten über die aktuelle Situation, die aktuell im Land vorherrscht.
Es ist ein interessanter Kontrast, der dadurch zwischen Vergangenheit und Gegenwart entsteht. Auf der einen Seite wird berichtet, was der Abenteurer damals erlebt hat und wie seine Sicht der Dinge war. Dabei fällt auf, wie tolerant er gegenüber anderen Religionen war. Kein Vergleich zu dem Hass, der heutzutage vor allem zwischen Schiiten und Sunniten vorherrscht.
Ibn Battuta wird vor allem auch als Glückspilz dargestellt. Als jemand, der selbst in den Augenblicken, wo es ihm am schlechtesten geht immer noch eine Möglichkeit findet, die richtigen Personen zu treffen. Und meistens wird er von diesen Menschen reich beschenkt.
Erich Follath setzt sich auch mit dem Privatleben des Reisenden auseinander. Und schildert zum Beispiel, wie viele Ehefrauen er hatte und wie viele verschiedene Kinder. Gleichzeitig wird aber auch klar gemacht, dass es damals eben andere kulturelle Bedingungen waren, wodurch auch eine Ehe eine gänzlich unterschiedliche Bedeutung hatte, als heutzutage.
Das sind alles interessante Infos. Die der Autor auch sehr gut dem Leser näherbringt. Man hat nicht das Gefühl, für dumm verkauft zu werden. Erich Follath begegnet dem Leser quasi auf Augenhöhe und teilt bereitwillig sein Wissen mit ihm.
Die Nacherzählung der Reiseerlebnisse Ibn Battutas bilden die eine Hälfte des Bandes. Die andere sind die Erlebnisse von Erich Follath, der den Spuren nachreist. Natürlich folgt er nicht der vollständigen Route, sondern konzentriert sich darauf, einfach nur ausgewählte Städte zu besuchen. Und er benutzt natürlich auch moderne Reisemittel.
Das Ergebnis ist die Biographie einer Welt im Umbruch. Und voller Kontraste. Es sind die Schilderungen eines Mekkas, dass seine eigene Vergangenheit unter Beton begräbt. Einem Istanbul, das sich im Umbruch befindet. Und so weiter und so fort.
Genau wie das große Vorbild bereist Erich Follath die Welt und begegnet ihr mit offenen Augen und Herzen. Und er schildert seine Erlebnisse neutral. Er bewertet nicht, er berichtet nur. Wobei man auch seinen Schmerz fühlt, wenn er darüber berichtet, dass ein Zeugnis der Vergangenheit einfach so verschwindet oder nicht mehr berücksichtigt wird.
Deshalb ist dieser Band ein "Klassiker" und ein "Splashhit".
Fazit:
Mit "Jenseits aller Grenzen" widmet sich Erich Follath dem Leben des Abenteurers Ibn Battuta. Er schildert die 30 Jahre lange Reise des orientalischen Reisenden. Und es entsteht ein Kontrast zwischen Vergangenheit und Gegenwart, wodurch man unter anderem lernt, wie tolerant der Reisende damals war. Die Persönlichkeit Battutas gefällt und er wird von dem Autoren dem Leser gut näher gebracht. Erich Follath Erlebnisse sind nicht minder lebenswert, weil sie die Biographie einer Welt im Umbruch sind. Er bleibt dabei neutral und verurteilt keine einzige Religion.
|