Der Lange Krieg
Story:
Die Menschheit hat sich auf den unendlichen Erden ausgebreitet. Viele von ihnen leben ihr eigenes Leben, fernab der Datum-Erde, dem Ursprung der ersten Kolonisten. Doch dann geschehen in der einstigen Heimat politische Umwälzungen, die über kurz oder lang zu einem Krieg zwischen den verschiedenen Welten führen könnten.
Meinung:
Auch wenn Terry Pratchett erst vor kurzer Zeit von uns gegangen ist, hallt sein Verlust immer noch nach. Immerhin hat er vor seinem Verscheiden noch einige Texte fertig schreiben können, so dass die Nachwelt sich noch für einige Zeit auf neue Bücher von ihm freuen kann. So auch die Fortsetzung zu "Die Lange Erde", dem Auftakt zu seiner mit Stephen Baxter geschriebenen, fünfteiligen Romanreihe. Teil 2 ist jetzt unter dem Titel "Der lange Krieg" erschienen. Und für Oktober wurde bereits Teil 3 angekündigt, dieses Mal unter dem Titel "Der lange Mars". In den USA ist vor kurzem Teil 4 herausgekommen, der den Namen "The Long Utopia" trägt. Ob die Reihe nach dem Ableben von Terry Pratchett dann abgeschlossen wird, muss sich zeigen.
2015 wurde die Existenz alternativer Erden bekannt. Mit Hilfe eines sogenannten "Wandlers" ist es möglich, zwischen diesen hin- und her zuwechseln. Doch es gibt auch Menschen, die das ohne Hilfsmittel können, wie Joshua Valientè, der sich einst bei der Erkundung und Vermittlung zwischen den Welten verdient gemacht hatte.
Allerdings ist dies jetzt Jahre her. Joshua hat sich in einer weit entfernten Erde zur Ruhe gesetzt und genießt sein Leben als Pionier. Er hat eine Familie gegründet und bricht nur noch selten zu neuen Abenteuern auf. Dann wird jedoch seine Hilfe benötigt. Auf der Datumserde, der Urheimat der Kolonisten, ist es in den USA zu politischen Umwälzungen gekommen. Die neuen Machthaber verlangen von den Siedlungen mehr Steuern und entziehen ihnen im Gegenzug immer mehr Privelegien und Rechte. Doch nicht jede Kolonie hat Geld, um die Abgaben zu zahlen. Und viele sehen das auch nicht ein. Ein neuer Unabhängigkeitskrieg droht, und Joshua soll noch einmal zwischen den Fronten vermitteln. Doch kann er das Unvermeidbare verhindern?
"Die Lange Erde" war enttäuschend. Bei zwei solchen Weltklasse-Autoren hätte man mehr erwartet. Doch das Endergebnis war ein Flop, der einen unzufrieden zurückließ.
Das man trotzdem mit "Der lange Krieg" anfängt, liegt einfach daran, dass man den Glauben an das Können der beiden hochklassigen Schriftsteller nicht verlieren möchte? Zu Recht? Die Inhaltsangabe klingt zumindest interessant.
Und auch die ersten Seiten lesen sich vielversprechend. Dadurch, dass die Handlung viele Jahre nach Ende des ersten Teils anfängt, haben sich naturgemäß einige Änderungen ergeben. Und die sind durchweg interessant.
So steht zur Debatte, wie man mit den Trollen umgehen soll, den alten Wesen der Langen Erde, die von sich aus zwischen den Welten wechseln können. Leider werden diese wiederholt misshandelt oder einfach so umgebracht. Da muss etwas getan werden. Ebenso muss das Verhältnis zwischen der Datumserde und den anderen Welten gekittet werden. Wer soll das richten? Natürlich Joshua Valientè. Und gleichzeitig besorgt sich die KI Vogelsang einen Partner/Kompagnon, der helfen soll, dass er den Kontakt zur Realität nicht verliert.
Das liest sich alles durchaus interessant. Doch dann wird daraus nichts. Es ist erneut wie beim ersten Band. Man hat wieder das Gefühl, dass die Autoren mit angezogener Handbremse schreiben.
So dauert es 200 Seiten, bis Joshua mitsamt Familie auf der alten Erde angekommen ist. Bis dahin plätschert die Handlung vor sich hin. Spannung oder ähnliches kommt nicht auf. Und danach? Ist es auch nicht besser.
Das Problem ist auch, dass die Charaktere es nicht schaffen, das Interesse des Lesers zu fesseln. Sie sind einfach da und werden halt irgendwie ausgebaut. Was genau mit ihnen passiert, ist einem irgendwie herzlich egal.
Auch der Humor von Pratchett ist kaum vorhanden. Es gibt einige lustige Szenen und Momente. Doch sind diese in der Minderheit und begrenzen sich allerhöchstens auf die Abschnitte mit Vogelsang. Andere humorige Passagen muss man dann schon mit der Lupe suchen.
Es ist erneut erstaunlich, wie zwei so Weltklasse-Autoren einen solchen Reinfall produzieren konnte. Es gibt zwar positive Ansätze, doch wird aus denen nichts gemacht. Am Ende ist der Band "Nur Für Fans" etwas.
Fazit:
Gute Ansätze sind in Terry Pratchetts und Stephen Baxters "Der lange Krieg" vorhanden. Doch dann wird daraus nichts gemacht. Die Story plätschert vor sich hin, die Charaktere wirken uninteressant und Humor gibt es nur unregelmäßig. Schade, bei solchen Autoren hatte man sich mehr erhofft.
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