James Bond 15: Colonel Sun
Story:
M wurde entführt. Und die Spur führt nach Griechenland. James Bond macht sich daran, seinen Vorgesetzten zu retten. Und muss schon bald mit ungewöhnlichen Alliierten zusammenarbeiten.
Meinung:
Ian Fleming ist tot, lange lebe Ian Fleming. Und wie soll es jetzt weitergehen? Das mussten die Gedanken der Rechteinhaber der James Bond-Romane gewesen sein. Denn zu diesem Zeitpunkt liefen bereits die Kinofilme und das erfolgreich. Also war klar, dass es mit 007 weitergehen musste. Doch wer sollte mit dem Schreiben beauftragt werden?
Die Entscheidung fiel auf den bereits etablierten, britischen Autoren Kingsley Amis. Er wurde 1922 geboren und verstarb 1995. Er hat Zeit seines Lebens mehr als 20 Bücher, sechs Gedichtsbände, eine Biographie, diverse Kurzgeschichten sowie Drehbücher für Radio und Fernsehsendungen geschrieben. Er wurde 1990 zum Ritter geschlagen.
Bevor er mit dem Schreiben von "Colonel Sun" anfing, erarbeitete der Autor "The James Bond Dossier", dass sich mit der Reihe kritisch auseinandersetzte. Unter dem Pseudonym Lt.Col. William "Bill" Tanner produzierte er außerdem "The Book of Bond", eine augenzwinkernde Anleitung für angehende Agenten. Für den neusten Bond-Roman wählte er als Pseudonym "Robert Markham".
Es ist friedlich. Schon fast zu friedlich. James Bond und seine Kollegen wurden in der letzten Zeit nicht mehr gefordert und begehen deshalb Fehler in ihrem Tagesablauf. Sie sind berechenbar geworden, was der chinesische Colonel Sun auszunutzen weiß. Seine Leute schaffen das Unmögliche und kidnappen M direkt aus seinem Haus.
007 nimmt die Spur und die Ermittlung auf. Und diese führt nach Griechenland. Dort muss er schnell feststellen, dass es Colonel Sun gelungen ist, sämtliche Geheimdienste vor Ort zu unterwandern. Seine einzige Unterstützung ist ausgerechnet die sowjetische Geheimagentin Ariadne. Auf sich alleine gestellt machen sich die beiden daran, den Colonel aufzuhalten.
Wer Ian Flemings "James Bond"-Romane gelesen hat, der weiß, dass der Autor jetzt nicht einen Stil hatte, den er durchgängig nutzte. Vielmehr variierte er die Schreibeweise der Bücher. Wenn es eine Gemeinsamkeit gab, dann dass er Bond vor allem als Genussmenschen darstellte, der viel Alkohol trank und einige Frauenliebschaften hatte. Wobei die Darstellung des weiblichen Geschlechts von Band zu Band sich unterscheiden konnte.
Und um es gleich aufzuklären: Ariadne gehört zu den besseren Frauenfiguren der "James Bond"-Reihe. Sie weiß sich und Bond zu helfen und ist ihm eine gute Unterstützung. Sie ist zwar in einigen Passagen nahe am Wasser gebaut, aber das stört nicht.
Robert Markham bemüht sich eine Geschichte zu schreiben, die zwar einerseits an Ian Fleming erinnert, aber andererseits auch eigene Akzente setzt. Das fängt schon mit der Wahl des Handlungsortes an. Erneut zieht es Bond in die Ferne. Doch dieses Mal findet die Action allerdings nicht in Jamaika oder Japan statt. Dieses Mal muss 007 sich in Griechenland durchsetzen. Und auch, wenn der Handlungsort in "Colonel Sun" nicht so weit entfernt liegt, verleiht der Autor ihm dennoch etwas Exotisches. Man spürt die Hitze und das Temperament seiner Bewohner.
Auch M selbst profitiert von diesem Roman. Noch mehr als sonst nimmt er an der Handlung teil, ist sogar ein essentieller Bestandteil von ihr. Er gewinnt damit mehr an Tiefe, als es noch bei Ian Fleming der Fall war.
Und dann ist da noch Colonel Sun selbst! Er ist einer der besten Bond-Gegenspieler. Er ist fast die ganze Zeit derjenige, der die Fäden in der Hand hält. Wodurch er 007 diverse Male in tödliche Gefahr bringt. Auch sein Plan ist, Bond-typisch, übertrieben, aber auch gleichzeitig logisch erklärt. Das und seine Faszination für die Folter lösen beim Löser einige Male wohlige Schauer aus, da er dadurch gruselig wirkt.
Doch ausgerechnet das Ende ist ein Flop. Alle gute Arbeit, die der Autor zuvor gemacht hat, wird durch den Abschluss konterkariert. Man kann gar nicht fassen, wie gut es Robert Markham gelingt, innerhalb weniger Seiten den Gesamteindruck, der bis dahin sehr positiv war, nach unten rutschen zu lassen.
Der Roman ist nicht schlecht. Doch durch das Ende kann er nur zum "Reinschauen" empfohlen werden. Übrigens ist dies der einzige Bond-Beitrag des Autors gewesen.
Fazit:
Robert Markhams einziger "James Bond"-Roman, "Colonel Sun" ist überwiegend gut geworden. Der Autor hat mit Ariadne eine der besseren weiblichen Figuren der Reihe geschrieben. Ansonsten setzt er auf eigene Akzente, was sich schon durch die Wahl des Handlungsortes ausdrückt, den er hervorragend umsetzt. Ebenso muss man sagen, dass M von der Handlung profitiert. Und Colonel Sun ist einer der besten 007-Gegenspieler. Schade nur, dass das Ende so schwach ist, da dadurch viel von der Aufbauarbeit, die der Schriftsteller leistete, verloren geht.
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