Edgar und die Schattenkatzen
Story:
Jede Katze hat neun Leben - bei jedem Tod kommt der Sensenmann und zweigt eines davon ab, um das Tier anschließt wieder zurückzuschicken. Als das Frauchen des schwarzen Katers Edgar stirbt und die Hausbewohner ihn als Unglücksboten verjagen, verliert er sein erstes Leben unter den Rädern einer Kutsche. Vollkommen unerfahren und verängstigt findet er sich auf den Straßen im London des ausgehenden 19. Jahrhunderts wieder. Glücklicherweise stolpert der Straßenkater Algernon über den Jungen und nimmt ihn unter seine Fittiche. Ein neues Leben beginnt, doch schon bald machen Gerüchte über Katzenmorde die Runde und Edgar hört von einem Schwarzen Panther ohne Schatten, der Nachts auf Jagd geht. Erst nach einer Weile kommen die beiden dem Geheimnis hinter der Raubkatze auf die Spur und stoßen auf einen Magier, der einen Pakt mit einem Teufel geschlossen hat.
Zusammen mit der belesenen Siamkatze Leyla, die sich dem Duo anschließt, versuchen sie den Magier aufzuhalten, der ein gesteigertes Interesse an den neun Leben einer Katze hat.
Meinung:
Die Autorin Marliese Arold zählt zu den alten Hasen auf dem Kinder- und Jugendbuchmarkt. Ihre Serien "Magical Girls" und "Magical Diaries" zählen zu den Bestsellern, darüber hinaus gibt es unzählige Veröffentlichungen für alle Altersklassen. Mit "Edgar und die Schattenkatzen" wagt sich Marliese Arold in das Tierfantasy-Genre, das seit "Warrior Cats", "Seekers" und "Legende der Wächter" boomt. Aus diesem Grund legte Thienemann 2014 nach und veröffentlichte den Roman "Edgar und der sprechende Totenschädel".
Allerdings siedelt die Autorin ihre Geschichte nicht in der Gegenwart an, sondern entführt ihre jungen Leser ins ausgehende 19. Jahrhundert, mitten in die Londoner Innenstadt. Gewürzt mit einer ordentlichen Portion Mystery, Krimi und Fantasy erschafft sie eine spannende Geschichte, die man nicht so schnell aus der Hand legen kann. Die Hintergrundidee mit den neun Leben einer Katze, dem Magier Mr. Silver, der auf der Suche nach Katzen ist, um eben diese Leben für seine dunklen Pläne abzuzapfen und die Schnitzeljagd der drei Katzen durch die Straßen der Stadt ist durch und durch interessant und mitreißend. Marliese Arolds Roman ist fantasievoll, witzig und mit interessanten Wendungen gespickt, so dass Kinder ab 10 sehr gut unterhalten werden, aber auch ältere Leseratten durchaus ihren Spaß an Edgar und seinen Freunden haben.
Darüber hinaus greift sie auch ernste Themen auf - sei es Verlust, Trauer oder Tod, Herrschaft und Gier oder auch Mut und Opferbereitschaft. Zudem nennt sie immer wieder "das Kind beim Namen", ohne zu brutal oder blutig zu sein, so dass es hin und wieder etwas heftiger zur Sache geht, gerade wenn die Katzen in Lebensgefahr schweben oder kämpfen müssen. In Kombination mit dem Kriminalfall, den die tierischen Helden lösen müssen und dem fantastischen Aspekt, erwartet den Leser Action, Spannung und Rätsel, die es zu lösen gilt.
Neben der tollen Grundidee und dem schönen Handlungsbogen, können auch die Figuren überzeugen. Marliese Arold scheint sich hierbei durchaus an den unterschiedlichen Persönlichkeiten von Katzen zu orientieren: Edgar ist scheu, tollpatschig und unsicher, Algernon ein Aufschneider, kampferprobt und sehr hitzköpfig. Auch Leyla entspricht mit ihrer etwas snobistischen und eleganten Art dem Bild der Siamkatze, so dass Katzenbesitzer in den einzelnen Hauptfiguren und den vielen tierischen Nebencharakteren durchaus ihre Katzen wiedererkennen können. Hin und wieder tauchen auch Menschen auf, die so unterschiedlich sind wie die Katzen.
Stilistisch ist "Edgar und die Schattenkatzen" durchweg gelungen. Man merkt der Autorin ihre Erfahrung im Kinder- und Jugendbuchbereich an, denn der Roman ist flüssig und solide geschrieben und sehr gut umgesetzt. Seien es die Beschreibungen des alten Londons, die erst das notwendige Flair heraufbeschwören, oder die Dialoge zwischen den Katzen - der Leser ist immer mit dabei und kann sich sehr gut in die Zeit, den Ort und die Figuren hineinversetzen. Auch die Actionszenen sind gelungen und sorgen für Abwechslung und Spannung. Marliese Arold hält ihren Spannungsbogen konstant und überzeugt mit einem gelungenen Finale.
Für Kinder ab 10 ist "Edgar und die Schattenkatzen" ansprechend geschrieben, der Spaß macht und zu unterhalten weiß.
Fazit:
"Edgar und die Schattenkatzen" ist ein tolles, gut geschriebenes Tierfantasy-Kinderbuch, das mit einer schönen Storyline, liebenswerten Charakteren und einem soliden Schreibstil punkten kann. Junge Leser werden ihren Spaß an den tierischen Helden haben und mit Freuden in das viktorianische London eintauchen. Wer Tierfantasy, fantastische Krimis und liebevoll aufgemachte Kinderbücher mag, sollte einen Blick riskieren. Es lohnt sich.
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