Der Heckenritter von Westeros: Das Urteil der Sieben
Story:
Lange bevor der Bürgerkrieg in Westeros ausbrach, lebte Dunk. Er war ein Heckenritter, jemand, der kein eigenes Land sein eigen nennen konnte, und deshalb über das Land zog, stets nach einem Turnier oder Auftraggeber Ausschau haltend. Und dabei erlebt er so manches Abenteuer.
Meinung:
Es dauert noch etwas, bis endlich George R. R. Martin mit dem nächsten Band seiner "Das Lied von Eis und Feuer"-Reihe fertig sein wird. Für den Penhaligon-Verlag ein Problem, denn es gibt kaum nennenswerten Ersatz. Da wäre zum einen "nur" Steven Eriksons "Das Spiel der Götter"-Reihe. Und eben der Versuch, andere Geschichten von Martin herauszubringen. Am besten natürlich solche, die in Westeros spielen.
Zum Glück hat der Autor zwischen seinen Romanen drei Kurzgeschichten geschrieben, die vor den Ereignissen von "Das Lied von Eis und Feuer" stattfanden. Unter dem Titel "Der Heckenritter von Westeros: Das Urteil der Sieben" bringt der Penhaligon-Verlag diese Erzählungen gesammelt in einem Band heraus. Ursprünglich sollten ja vier Stories gesammelt sein. Doch da Herr Martin die für Ende 2013 geplante, vierte von insgesamt sechs oder zwölf, je nach Interview, Novellen nicht fertigstellte, ist es eben bei den Dreien geblieben.
Ungefähr ein Jahrhundert vor den Ereignissen von "Das Lied von Eis und Feuer" lebt Duncan. Er ist ein Ritter, genauer gesagt, ein sogenannter Heckenritter. Er zieht durch das Land und lebt von Turnieren und noblen Herren, bei denen er unterkommen kann. Er hat starke Ideale und konkrete Vorstellungen, was ein Ritter sein und tun soll. Und wird damit jeden Tags auf neuste mit der brutalen Realität konfrontiert.
Er lernt eines Tages den Jungen Ei kennen, so genannt wegen seines kahlen Kopfes. Und wird am selben Tag wegen des tätlichen Angriffes auf ein Mitglied der königlichen Familie festgenommen. Um der Amputation einer Hand und eines Fußes zu entgehen, willigt er in das Urteil der Sieben ein, bei dem auf jeder Seite Sieben Ritter gegeneinander antreten. Sollte er das gewinnen, hat er seine Unschuld bewiesen. Doch dafür muss er erstmal genügend Männer zusammenkriegen, was nicht so einfach ist. Denn niemand will sich mit der königlichen Familie anlegen.
Lohnt es sich als Fan von "Das Lied von Eis und Feuer" den Roman zu kaufen? Kommt darauf an, mit welchen Erwartungen man an die Geschichten herangeht. Erwartet man Erzählungen von ähnlicher Komplexität wie die Hauptreihe, wird man enttäuscht sein. Will man hingegen einfach nur unterhalten werden, lohnt sich der Kauf vielleicht.
George R. R. Martins Erzählungen dienen hauptsächlich dem Zweck, dass man als Leser ein Bild von Westeros erhält, ehe der Krieg zwischen den verschiedenen Adelshäusern ausbrauch. Und man wird im Laufe der Geschichten viele bekannte Namen antreffen. Einige von diesen wurden bereits in der Hauptreihe erwähnt. Dadurch wird ein Gefühl des inneren Zusammenhangs erzeugt, was nicht so verkehrt ist.
Duncan ist aber auch ein eher untypischer Held. Für Martin-Verhältnisse ist er geradezu strahlend, ein Ritter ohne Fehl und Tadel. Und das weiß der Autor zu nutzen. Denn in den Erzählungen wird Duncan der Große, wie er sich auch nennt, immer wieder mit unritterlichen Verhältnissen konfrontiert. Wie er damit umgeht, macht einen Teil der Faszination der Geschichten aus.
Ihm zur Seite steht Ei. Ein aufgeweckter Bursche, dessen wahre Identität Duncan verblüfft. Ei hat eine spitze Zunge und hält mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. Er ist der ideale Partner für den Heckenritter.
Doch wieso ist man nach dem Lesen des Bandes so unbefriedigt? Was genau stört denn den Redakteur? Zum einen ist "Der Heckenritter von Westeros" eben kein "Das Lied von Eis und Feuer". Die fehlenden Komplexität und Figurengeflecht machen sich doch deutlich bemerkbar. Zum anderen fehlt den Geschichten das gewisse Etwas. Sie lesen sich zwar nicht langweilig. Aber Spannung will auch nicht aufkommen. Denn dafür wachsen einem die Figuren nicht genug ans Herz.
Trotzdem: Um die Wartezeit zu überbrücken, lohnt es sich einen Blick in den Roman zu werfen. Also "Reinschauen".
Fazit:
Lohnt es sich "Der Heckenritter von Westeros: Das Urteil der Sieben zu kaufen"? Wenn man nur gut unterhalten werden will, ja. Denn Duncan ist mit seiner Art ein für George R. R. Martin-Verhältnisse untypischer Held. Er ist geradezu strahlend und muss mit einer Welt zu Recht kommen, in der er wie ein Fremdkörper wirkt. Ihm zur Seite steht mit Ei eine Person, dessen Art und Weise ihn zum idealen Begleiter macht. Jedoch wachsen einem die vielen Figuren nicht so sehr ans Herz, wie bei "Das Lied von Eis und Feuer".
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