Kathryn Swinnbrooke 03: Die Heilerin von Canterbury und der Becher des Todes
Story:
Kurz vor Weihnachten des Jahres 1471 ist Canterbury von Schneestürmen wie eingefroren. Das Böse lässt sich davon aber nicht abhalten: In einem Wirtshaus wird ein Steuereintreiber ermordet aufgefunden. Kathryn Swinnbrooke, die inzwischen offizielle Ärztin der Stadt ist, und dem königlichen Sonderbeauftragten Colum Murtagh ist ein Rätsel, wie er getötet werden konnte. Ein weiteres Geheimnis ist, dass das Silber, das der Beamte für die königlichen Truhen gesammelt hatte, spurlos verschwunden ist. Beides sollten Kathryn und Colum schnell klären, denn der König wird bald Rechenschaft verlangen.
Da kommt es gar nicht gelesen, dass weitere Todesfälle aufzuklären sind. Ein alternder Maler hat offenbar seine blutjunge Ehefrau und deren gleich zwei Liebhaber, mit denen er sie in flagranti erwischte, getötet. Aber irgendetwas macht Kathryn an der Sache stutzig. Und einer von Colums Knechten läuft mitten in einem Schneesturm davon. Seither hat den Mann niemand gesehen, weder tot noch lebendig...
Meinung:
Celia L. Grace, besser bekannt als Paul C. Doherty, liefert einen weiteren guten Band aus der Reihe um die "Heilerin von Canterbury" ab. Im Prinzip könnte vieles von dem, was über die bisherigen Folgen der Reihe gesagt wurde, auch hier angeführt werden. Der "Becher des Todes" ist ein solider historischer Krimi, der für ein paar Stunden Spannung und Unterhaltung bietet. Noch mehr als bei den Vorgängern wird diesmal deutlich, dass es sich um einen Roman aus einer Reihe handelt. Die Geschichte erinnert mehr an eine Folge aus einer Fernsehserie, vor der und nach der weitere Geschichten folgen, als etwa an einen "alleinstehenden" Film. Theoretisch könnte man diesen Band unabhängig von den anderen lesen, da es nahezu keine Anspielungen auf die "Vergangenheit" gibt, die nicht wenigstens in groben Zügen erklärt werden. Aber wer sich für die Abenteuer von Kathryn Swinnbrooke interessiert, wird vermutlich ohnehin alle Bände lesen wollen.
Der Ausdruck "die Abenteuer von Kathryn Swinnbrooke" ist dabei mit Bedacht gewählt. Denn wo Kathryn und Colum in den ersten beiden Geschichten noch eher ein Team waren, löst die Heilerin diesmal die Fälle praktisch im Alleingang. Der Ire übernimmt eher die Rolle eines Assistenten. So wird auch der Reihentitel "Die Heilerin von Canterbury und ..." eher gerechtfertigt als bisher. Ziemlich undhandlich bleibt der Titel trotzdem, zumal er diesmal auch gleich einen netten Spoiler mitbringt. Der verdirbt die Freude am Lesen und Mitraten zwar nur in geringem Maße, hätte aber trotzdem nicht sein müssen.
Positiv fällt dagegen erneut auf, dass sich die Beziehung zwischen Kathryn und Colum langsam und gemächlich weiterentwickelt. In jedem Band kommen die beiden etwas näher "zusammen", ohne dass sie, wie es so mancher Autor tun würde, gleich im ersten Band entdecken, dass sie sich unsterblich lieben. Auch das Wiedersehen mit den anderen, inzwischen etablierten Nebenfiguren macht Freude. Der Kriminalfall ist geschickt konstruiert, wobei Grace erfreulicherweise noch nicht einmal besondere Hilfsmittel, Mechanismen, versteckte Falltüren oder ähnliches benötigt. Die Auflösung ist zwar nicht unkompliziert, aber trotzdem glaubwürdig.
Die historische Einbettung ist, wie vom Autor auch unter seinen anderen Pseudonymen gewohnt, ohne erkennbaren Fehl und Tadel. Steuereintreiber wie den Ermordeten gab es zu dieser Zeit tatsächlich, und sie waren (nicht nur) damals alles andere als gut gelitten. Historische Details werden geschickt in die Geschichte eingebaut, wie etwa die Erklärung, warum gefundene Münzen aus dem gestohlenen Steuerschatz stammen müssen.
Insgesamt legt Grace erneut einen ordentlichen historischen Krimi vor, der sich gut zwischendurch lesen lässt. Zum neuen Lieblingsbuch in dem Genre wird der Roman es jedoch bei kaum einem Leser bringen. Ein Bewertung "Für Zwischendurch" wäre aber zu niedrig gegriffen, denn der "Becher des Todes" hat sich ein "Reinschauen" redlich verdient.
Fazit:
Wie schon die Vorgänger ist auch dieser Band ein ordentlicher historischer Roman, der aber nicht aus der Menge anderer guter Romane des Genres herausragt.
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