Sniper: 160 tödliche Treffer - Der beste Scharfschütze des US-Militärs packt aus
Story:
Chris Kyle ist ein Navy SEAL. Als Scharfschütze diente er von 1999 bis 2009 und erzielte in dieser Zeit eine erstaunliche Trefferquote: 160 Liquidationen gingen auf sein Konto. Und dies ist seine Lebensgeschichte.
Meinung:
SEALs üben auf einen Außenstehenden eine geradezu mystische Anziehung aus. Schließlich handelt es sich bei diesen um die absoluten Elitesoldaten, die eine harte Ausbildung durchlaufen. Doch gleichzeitig ist man auch etwas skeptisch ihnen gegenüber. Gerade weil sie die amerikanische Militärelite bilden, ist man sich nicht sicher, ob sie auch fähig sind, mehr als blinden Gehorsam zu leisten. Und dann ist da Chris Kyle, der in seinem Buch "Sniper: 160 tödliche Schüsse - Der beste Scharfschütze des US-Militärs packt aus" aus seinem Leben berichtet.
Christopher Kyle wurde 1974 geboren. Nach seiner Schulzeit arbeitete er als professioneller Rodeo Reiter, doch eine Verletzung zwang ihn dazu, aufzuhören. Ein Rekrutier der Navy berichtete ihm von den SEALs und Chris, wie er auch gerufen wurde, trat der Einheit bei. Er wurde Scharfschütze und diente von 1999 bis 2009. Er war im Irak-Krieg und erzielte dort mit 160 Abschüssen die meisten Liquidationen. Er verstarb 2013, als er von einem anderen Veteranen aus ungeklärten Gründen erschossen wurde.
"160 tödliche Treffer". Der Titel klingt übertrieben, doch ist diese Masse an Todesschüssen belegt. Vielleicht waren es auch mehr, denn nicht jeder Abschuss wurde auch gezählt oder stand einwandfrei fest. Heißt das also, dass Chris Kyle untertrieben von seinen Erlebnissen berichtet?
Das nun auch wieder nicht. Er ist stolz auf das, was er für sein Land getan hat. Er kennt keine Reue und Auszeichnungen interessieren ihn auch nicht. Für ihn zählt nur eins: Seinen Dienst tun, egal wie und ohne Rücksicht auf Schwächen.
Dabei präsentiert er einen interessanten Blick hinter die Kulissen der SEALs und des amerikanischen Militärs. So beschreibt er beispielsweise, was für verschiedene Scharfschützengewehre es gibt, und welchen Vor- und Nachteil sie haben. Solche Informationen sorgen für Abwechslung in der Beschreibung des Alltags eines SEALs. Denn der ist manchmal recht eintönig. Oft genug schimpft dabei Chris Kyle über die Führer seiner Nation und des Militärs. Dabei wird deutlich, dass er von diesen keine allzu hohe Meinung hat.
Regelmäßig eingestreut sind Passagen, in denen seine Ehefrau ihre Sicht der Dinge darstellt. Das ist oft ein starker Kontrast. Wo beispielsweise Chris meint, dass die Ereignisse nicht so schlimm seien, sieht es seine Anvertraute natürlich anders.
Bisweilen nervt allerdings der Machismo von Chris. Egal was kommt, ob er sich jetzt einen Fuß bricht oder seine Knie lädiert werden: Es kratzt ihn nicht und es darf ihn auch nicht davon abhalten, seinen Dienst zu tun. Fast hat man den Eindruck, er sei süchtig danach, ein SEAL zu sein. Das sich das später bitter rächt, dürfte jedem Leser klar sein. Und trotzdem wird man kein Wort der Reue von ihm lesen.
Auch nervt seine Unreflektiertheit: Die anderen, egal ob Mann, Frau, Kind oder Erwachsen, sind stets die Feinde. Ebenso meint er die Gründe für den Irak-Feldzug zu verteidigen, indem er auf vermeintliche Hinweise zu den Giftgasplänen Saddam Husseins vorweist. Wobei inzwischen klar ist, dass das Humbug war.
Das buch hat zwar seine netten Momente. Doch dann nervt es auch wiederrum schnell. Deshalb wird es auch nur "für Zwischendurch" empfohlen.
Fazit:
Chris Kyle berichtet in "Sniper: 160 tödliche Treffer - Der beste Scharfschütze des US-Militärs packt" aus über sein Leben als Navy SEAL. Der Autor kennt keine Reue wegen seiner Taten, was sicherlich nicht jedem Leser gefallen dürfte. Gelungen sind die Einblicke hinter die Kulissen. Schilderungen wie die Vorstellungen der unterschiedlichen Scharfschützengewehre sind gelungen. Auch der Kontrast zwischen seinen Erinnerungen und denen seiner Ehefrau sorgen dafür, dass das Buch gefällt. Doch der Machismo von Chris beginnt schnell zu nerven. Und sein blinder Gehorsam, seine Unreflektiertheit überzeugen nicht.
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