Die Mission: Demi-Monde – Welt außer Kontrolle 1
Story:
Eigentlich ist Ella Thomas eine erfolglose Jazzsängerin, die gerade pleite ist. Da erhält sie vom Verteidigungsministerium der USA einen brisanten Auftrag. Sie muss in eine virtuelle Welt, um die Tochter des Präsidenten zu retten. Der Haken an der Sache: Dass diese Realität, in der sie wiederaufwacht, schlimmer ist, als all ihre Alpträume.
Meinung:
Virtuelle Realitäten sind ein häufiges Thema in der Science Fiction. Häufig geht es darum zu zeigen, was alles bei ihnen schieflaufen kann, was besonders gerne bei "Star Trek" als Material für diverse Episoden genommen wurde. Doch Rod Rees Deutschland Debüt: "Die Mission: Demi-Monde - Welt außer Kontrolle 1" interpretiert diese Thematik auf eine etwas andere Weise.
Der Autor ist Engländer. Er ist in seinem Leben schon weit herumgekommen. Er reiste durch Afrika und den Mittleren Westen. Er verbrachte längere Zeit in Qatar und Moskau. Er hat in seiner Heimat ein Hotel designt und in Moskau ein Satelliten Kommunikationsnetz aufgebaut. Doch jetzt ist er hauptberuflicher Schriftsteller, der mit seiner Frau und zwei Kindern in der Nähe von Derby, England lebt.
Die Welt in 2018 ist eine gepeinigte. Viele Terroranschläge haben die großen Nationen verunsichert und in viele Kriege gestürzt. Doch der Feind ist kein Land mehr, sondern eine kaum fassbare Gruppe, die in der Menschenmenge untertaucht. Um ihre Soldaten für einen solchen Gegner zu trainieren, erfanden die USA die virtuelle Realität Demi-Monde. Es handelt sich hierbei um eine streng abgegrenzte Welt, in der durch künstliche Umstände ein sozialer Druck erzeugt wird. So sind einige der schlimmsten Verbrecher und Tyrannen, wie die Kaiserin Wu, Shaka Zulu oder Reinhard Heydrich, der Architekt des Holocausts, ebenfalls Bestandteil dieser Welt. Es herrscht ständig Kriegsgefahr oder Krieg, der noch durch die künstliche Knappheit eines lebenswichtigen Stoffes geschürt wird.
Doch dann wurde die Tochter des Präsidenten entführt. Und zwar in die Demi-Monde. Um sie wieder herauszuholen, wird die 18jährige Jazzsängerin Ella Thomas angeheuert. Nur sie allein ist in der Lage, in diese Welt einzudringen und die Entführte zu retten. Doch sobald sie in die virtuelle Realität gelangt, muss sie feststellen, dass das eigentlich Unmögliche passiert ist: Zwischen den Demi-Monde und der richtigen Realität besteht ein Kontakt. Und einige Fraktionen planen dies für ihre eigenen Zwecke zu nutzen.
In diesem Fall schafft es die obligatorische Inhaltswiedergabe nicht ganz, die Geschichte des Romans angemessen wiederzugeben. Dafür ist einfach zu viel los. Und ein Großteil dessen, was man in diesem Buch liest, wird für die Atmosphäre verwendet.
Und das ist in diesem Fall nicht schlimm. Im Gegenteil: Praktisch von Beginn an lernt man eine unheimliche Welt kennen, wie man sie sich heute nur in Alpträumen vorstellen kann. Es ist das typische fehlgeschlagene Experiment von verrückten Wissenschaftlern. Eine Realität, in der der Rassenwahnsinn quasi Grundbestandteil der Existenz ist. Was einige Figuren von sich geben, jagt einem eine wahre Gänsehaut über den Rücken. Die pure Überzeugung, allein auf Grund seiner Herkunft jemand anderem überlegen zu sein wirkt heutzutage so falsch und grauenvoll, dass schon allein davon zu lesen einem mulmig wird. Hier schafft Rod Resse Hervorragendes. Seine Demi-Monde sind ein real gewordener Wahnsinn.
Schon allein das Glossar verrät einem, wie viel Arbeit der Autor in die Erschaffung dieser Realität steckte. Es ist ein Index von Begriffen, die einem bekannt vorkommen, hier aber verfremdet oder überzeichnet werden. Seien es Namen wie Suff-Ra-Gettismus, oder SS, um ein paar zufällige Beispiele zu nennen, sie alle kennt man aus der Vergangenheit unserer Welt. Und im Demi-Monde nehmen sie ähnliche Funktionen ein, und wirken doch anders.
Doch was nützt all dieses Worldbuilding, wenn die Geschichte misslungenen ist? Nichts! Wie gut, dass Rod Rees dies auch weiß. Und so präsentiert eine Erzählung, die einen von Beginn an in ihren Bann zieht. Natürlich ist klar, dass der so simpel klingende Auftrag von Ella sich schnell als komplexer als erwartet entpuppt. Doch was sich daraus entwickelt, hätte man zu Beginn des Romans sicherlich nicht gedacht. Viele Entwicklungen hat man so nicht kommen sehen, besonders was mit Ella im Laufe des Romans geschieht. Denn sie findet sich auf einmal in einer unvorhergesehenen Position wieder. Aber auch die anderen Charaktere, wie beispielsweise der charmante Trickbetrüger Vanka Maykow, wird man so schnell nicht vergessen.
Der zweite Teil dieser insgesamt vierteiligen Reihe ist für Juli angekündigt. Und die Zeit kann gar nicht schnell genug vergehen. Daher auch die Bewertung "Klassiker" und das Gütesiegel "Splashhit".
Fazit:
Die Realität, in der "Die Mission: Demi-Monde - Welt außer Kontrolle 1" hauptsächlich stattfindet, ist wirklich gewordener Wahnsinn. Was Rod Reese in seinem Roman erschafft, jagt einem eine Gänsehaut über den Rücken. Die so erschaffene Realität wirkt glaubhaft und faszinierend zugleich. Sie zieht einen in ihren Bann. Doch auch die Geschichte kann überzeugen, was nicht zuletzt an den Figuren liegt.
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