Mythos Academy 2 - Frostfluch
Story:
Story
Im zweiten Teil der "Mythos Academy"-Reihe der amerikanischen Autorin Jennifer Estep begleitet man erneut das 17 Jahre alte Gypsymädchen Gwen Frost, die nach dem tragischen Unfalltod ihrer Mutter auf eine Schule der ganz besonderen Art wechselt. Die Jugendlichen dort sind nicht nur alle super reich und super sportlich, sondern auch die Nachfahren mythischer Krieger. Da gibt es Walküren, Amazonen, Wikinger, Spartaner, Ninjas und vieles mehr.
Auf der Academy lernen die Streiter für das Gute alles über die Götter, antike Geschichte und natürlich das Kriegerhandwerk. Obwohl Gwen sich unter all den Kriegern sicher und beschützt hätte fühlen sollen, wenn es nach ihrer Großmutter gegangen wäre, hat sie es zunächst nicht leicht. Bereits im ersten Teil "Frostfluch" (Splashbook rezensierte den Titel hier.) konnte der Leser mit verfolgen, dass eine Gypsy auch an der Schule als eine Besonderheit gilt. Und Gwen knüpft erst aus der Not heraus einige Freundschaften.
Die besondere Gabe des Mädchens liegt in der Berührungsmagie. Wenn sie etwas oder jemanden anfasst, weiß sie sofort alles über den Gegenstand oder Menschen. Häufig sogar noch mehr als sie möchte. Es steht zu vermuten, dass diese Fähigkeit noch ganz andere Aspekte besitzt, denn wie bei den anderen Kämpfern so entwickelt sich auch bei der Protagonisten die Magie erst nach und nach.
Rückblick
Im ersten Schuljahr hatte es prompt ein Schnitter auf Gwen abgesehen. Eine Anhängerin des bösen Gottes Loki, der vor langer Zeit von den anderen Göttern weggesperrt wurde, nachdem er die Welt mit Chaos und Zerstörung zu überziehen drohte. Doch er wird stärker und stärker... Seine Existenz und die Arbeit der Schnitter ist auch der Grund für die Existenz der Mythos Academy und einiger anderer Schulen dieser Art auf der ganzen Welt. Nur mit knapper Not entkam Gwen und wurde dabei tatkräftig von dem geheimnisvollen Spartaner Logan, sowie der technisch versierten und super starken Walküre Daphne unterstützt.
Als die Not am größten, schien hatte Gwen auch noch eine Art Erscheinung und wurde von der Göttin Nike zum Champion (der Streiter eines Gottes auf der Erde) ernannt. In dieser neuen Aufgabe leistet ihr ein altes Artefakt, das sprechende Schwert Vic, tatkräftige Unterstützung. Auch wenn die Klinge grauenvoll blutrünstig ist, steht er (es?) ihr treu zur Seite.
Neue Probleme…
Nachdem Gwen im ersten Teil nur mit knapper Not entkommen konnte, beschließen die Lehrer der Schule sie zusätzlich zu trainieren. Und natürlich muss diese Aufgabe ausgerechnet der Spartaner Logan übernehmen. Ein großartiger Kämpfer, dem die Heldin ihr Leben verdankt, in den sie sich aber auch bis über beide Ohren verliebt hat.
In der Schule ist allerdings derzeit das einzige Thema der bevorstehende Winterkarneval, ein Ausflug in eines der Nobelskiressorts in den Bergen. Gwen blickt dem Ganzen mit gemischten Gefühlen entgegen, aber Daphne lässt nicht locker und da sich dort auch viele Jungs von anderen Schulen einfinden sollen, verspricht der Event zumindest Ablenkung…
Leider mehr als erwartet: Denn vor Ort haben es Wölfe auf die 17-Jährige abgesehen, Lawinen verschütten sie fast und ein wirklich netter Junge scheint sich zunächst für sie zu interessieren, bevor er eine ganz andere Seite zeigt. Was findet Gwen bei all dem Chaos über ihre Gabe heraus? Und welches Geheimnis verbirgt ihr großer Schwarm Logan? Diesen und noch einigen anderen Fragen geht Jennifer Estep im zweiten Band "Frostfluch" auf den Grund.
Meinung:
Rein äußerlich versteht es der Piper-Verlag zu punkten. Das Cover des zweiten Bandes macht neugierig und passt toll zum ersten Teil der Serie. Der hochwertig wirkende Umschlag mit den Leseklappen macht etwas her.
Und jetzt zum Inhalt… Schön wieder mit Gwen unterwegs zu sein
Das der Hauptcharakter nicht gerade stromlinienförmig ist, wurde bereits im ersten Teil der Geschichte deutlich und auch die Sprache der Autorin orientiert sich daran. Die Teenagerin ist mit vielen Dingen nicht zufrieden: Logan ist mit einem anderen Mädchen liiert, ihre Waffenübungen gehen ihr nur schwer von der Hand und dann muss sie auch noch bei Logan trainieren. All dem macht sie gedanklich Luft. Jennifer Estep versteht es die Gedankenwelt so real einzufangen und plastisch wiederzugeben, dass sich ganz schnell das Gefühl einstellt, mit einer alten Bekannten zu tun zu haben.
Dabei ist die Titelheldin nicht etwas eine unnahbarer, bildschöne Überfliegerin, sondern eine eher unauffällige Person. Sie liebt Superhelden-Comics und Kekse und vergöttert ihre Großmutter, besonders seit dem Tod ihrer Mutter. Mit dem Knüpfen neuer Freundschaften tut sie sich nach wie vor schwer und all das macht sie so wunderbar menschlich.
Die Fortsetzung baut darauf auf, dass man als Leser fast nicht anders kann als Gwen zu mögen. Sie ist nicht blasiert oder geringschätzig, hat Schwächen und kämpft nicht nur mit scheinbar übermächtigen Gegnern, sondern auch mit alltäglichen Problemen und nicht zuletzt mit sich selbst.
Die einfache, teilweise direkt aus der wörtlichen Rede entnommene Sprache, derer sich die Autorin dafür bedient, passt perfekt. Sie gibt auch erwachsenen Lesern die Möglichkeit sich in Gwens Gefühlsleben hineinzuversetzen.
Die Mischung aus Fantasy- und Jugendroman macht Spaß
Einerseits erscheint so vieles in der Welt von Gwen Frost unglaublich, aber anderseits kommt dem einen oder anderen wohl auch so vieles sehr bekannt vor. Die Cliquen: die Hübschen, die Sportlichen, die Nerds, die Reichen… Und natürlich die Unsicherheit und das unstillbare Verlangen zu erfahren, was der andere über einen denkt. Ist man doch gerade in dieser Phase so verletzlich und scheinbar angewiesen auf das Urteil anderer. Gwen besitzt noch dazu die Möglichkeit alles zu erfahren, was sie wissen möchte: Dank der Physiometrie (ihrer Gabe) kann sie sofort erfahren, was Logan von ihr hält und was er verbirgt. Aber möchte sie es so erfahren?
Auf der anderen Seite stehen all die mythischen und mystischen Elemente, die Fantasy so spannend machen: Fabelwesen, Superkräfte, epische Geschichten und der nicht endende Konflikt zwischen Gut und Böse. Natürlich in der vorliegenden Geschichte etwas stark kontrastiert: Es gibt das Pantheon eine Ansammlung von Helden und dann gibt es Lokis Schnitter, das sind dann die Bösen. Zwar wird der freie Wille eines jeden Lebewesens mehrmals thematisiert, doch das die Schnitter abgrundtief verdorben sind, wird nie in Frage gestellt.
Einsteigerfreundlich, aber streckenweise wiederholend
Es handelt sich um den zweiten Band eines Romanzyklus', doch trotzdem steht einem Einstieg bei Band zwei nichts im Weg. Alle wichtigen Charaktere werden noch einmal vorgestellt und die gesamte Hintergrundgeschichte wird quasi im Vorbeigehen erläutert. Das ist gut für Quereinsteiger aber leider absatzweise etwas öde, da der Konflikt zwischen Loki und dem Rest mittlerweile hinlänglich bekannt ist und auch die unterschiedlichen Fähigkeiten der Krieger-Kinder sind kein Geheimnis mehr.
Und wie geht's weiter?
Man möchte immer wissen wie es weiter geht und was Gwen noch herausfindet. Denn, so viel sei verraten: Sie erfährt bei unverhoffter Gelegenheit mehr über den Tod ihrer Mutter, als man zu hoffen gewagt hat. Das ganze scheint kein Unfall gewesen zu sein… Die Autorin hält die Spannung stets aufrecht und noch ehe es langweilig zu werden droht, platzt bereits eine neue Bombe. Tolle Unterhaltung über den allergrößten Teil der fast 400 Seiten!
Fazit:
Wirklich klasse! Die Mythos Academy nimmt den Leser mit ungeheuer sympathischen Figuren und einer erfrischend jugendlichen Sprache gefangen, und lässt ihn vor der letzten Seite nicht mehr los. Gelegentliche Wiederholungen verschmerzt man bei den zahlreichen Geheimnissen, die es noch zu lüften gilt und das die Welt klar in Gut und Böse unterteilt ist, mag sich im Verlauf der Serie noch entwickeln. Ein toller Schmöker!
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