James Bond 02: Leben und Sterben lassen
Story:
Mr. Big ist ein Meister der Angst, ein Verbrechenskünstler und ein Voodoobaron. Aber vor allem ist er ein feindlicher Agent und damit das Ziel der neusten Mission James Bonds. Doch der britische Geheimagent muss bald feststellen, dass sein Feind womöglich gefährlicher sein könnte, als ursprünglich gedacht.
Meinung:
Es ist für einen Schriftsteller nicht einfach, einen charismatischen Gegenspieler zu seinem Helden zu schreiben. Einerseits darf er den Protagonisten nicht überschatten, andererseits darf er aber auch nicht wie ein Tölpel wirken, bei dem man sich unwillkürlich fragt, wie er überhaupt so weit kommen konnte. Wie man einen solchen Antagonisten perfekt schreibt, zeigt Ian Fleming in "Leben und Sterben lassen".
James Bond wird von seinem Vorgesetzten M nach New York geschickt. Er soll dort die Aktivitäten des mysteriösen Mr. Big unter die Lupe nehmen. Jener ist sich nach außen hin kultivierter schwarzer Mann, der jedoch in Wahrheit ein gefährlicher Verbrecherfürst ist. Er herrscht mit eiserner Hand und dank seines Status als Voodoobaron. Des Weiteren ist er ein Mitglied von SMERSH, jener sowjetischen Agentenabteilung, die in Casino Royale James Bonds Geliebte tötete.
Bond ist nicht alleine in New York aktiv. Gemeinsam mit seinem Freund, dem CIA Agenten Felix Leiter, macht er sich auf Spurensuche. Sie durchforsten die Kneipen und Lokale des Mr. Bigs und erwecken damit sein Interesse. Er lässt sie gefangen nehmen und verhören. Doch dank der schönen und mysteriösen Solitaire, die hellseherisch begabt ist, und für Mr. Big arbeitet, können sie fliehen. Die Fährte führt weiter nach Jamaika und zu einem Finale in gefährlichen Gewässern.
In einer Zeit, in der bestimmte Wörter und Wortformulierungen aus Büchern abgeändert werden, weil sie nicht mehr politisch korrekt sind, ist "Leben und Sterben lassen" eine Ausnahme von der Norm. Das Buch wurde schließlich in den frühen 50er Jahren des letzten Jahrhunderts geschrieben, und das merkt man der Geschichte deutlich an. Es wird von "Negern" gesprochen und es finden sich deutlich rassistische Untertöne in den Aussagen einiger Figuren. Doch stört dies beim Lesen nicht, da es dazu beiträgt, dass die Geschichte ihre spezielle Atmosphäre erhält.
Außerdem muss man betonen, dass viele der schwarzen handlungstragenden Charaktere gleichberechtigt mit den weißen dargestellt werden. Zudem ist mit Mr. Big Ian Fleming eine äußerst charismatische Figur gelungen, die den Leser in ihren Bann zieht. Der Autor verheimlicht die Gräueltaten des Antagonisten nicht. Doch gleichzeitig werden auch die Intelligenz und Skrupellosigkeit betont, die ihn auszeichnen. Er ist jemand, den man nie und zu keiner Zeit unterschätzen darf. Ein James Bond würdiger Gegenspieler!
Doch auch die anderen Figuren werden gut dargestellt. Da ist natürlich Felix Leiter zu nennen, den man bereits im letzten Roman kennenlernen durfte. Jetzt steht er etwas mehr im Rampenlicht und dies nutzt der Autor, um die Freundschaft zwischen dem CIA Agenten und James Bond zu vertiefen.
Und die Geschichte? Liest sich selbstverständlich, wie es für einen Ian Fleming-Roman gehört, spannend. Dies kommt nicht nur von dem Charisma eines Mr. Bigs, sondern auch davon, wie die Handlung sich entwickelt und was für Opfer James Bond bringen muss, um weiterzukommen. Und auch er selbst kommt nicht ungeschoren davon. Im Vergleich zu "Casino Royale" ist die Geschichte wesentlich blutiger, wenn auch nicht so brutal, wie man es aus einigen aktuellen Thrillern gewohnt ist.
"Leben und Sterben lassen" ist ein weiterer, hochklassiger "James Bond"-Roman. Das Urteil der Redaktion lautet also folgerichtig: "Klassiker" und "Splashhit". Unbedingt kaufen.
Fazit:
Das Beste an "Leben und Sterben lassen"? Eindeutig der Gegenspieler von James Bond. Mr. Big wird als eine faszinierend gefährliche Figur dargestellt. Jemand, der sowohl über genügend Charisma als auch Intelligenz verfügt, um den bekannten Geheimagenten in die Enge zu treiben. Dadurch sieht man gerne über die heutzutage unpassenden Bemerkungen Ian Flemings hinweg. Ansonsten konzentriert sich der Autor hauptsächlich auf die Freundschaft zwischen Felix Leiter und James Bond, und kann so gleichzeitig auch diesen Charakter weiter vertiefen. Dass die Geschichte selber spannend ist, ist schon fast selbstverständlich.
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