Steife Prise: Ein Scheibenweltroman
Story:
Samuel Mumm ist mit Leib und Seele Kommandeur der Stadtwache von Ankh-Morpork. Doch jetzt wird er von seiner Ehefrau zu zwei Wochen Landurlaub verdonnert. Widerwillig macht er mit, nur um bald darauf auf ein Verbrechen zu stoßen! Und auf einmal kann er dem nachgehen, was er am liebsten macht: Ermitteln.
Meinung:
In der "Scheibenwelt" von Terry Pratchet gibt es viele Figuren, die die Buchreihe so bekannt machten und machen. Auch Nicht-Fans des Werkes des Autoren können beispielsweise etwas mit dem Zauberer Rincewind anfangen. Ein anderer populäre Charakter ist Samuel Mumm, seines Zeichens Kommandeur der Stadtwache von Ankh-Morpork. "Steife Prise" erzählt dessen neustes Abenteuer.
Das Wort "Urlaub" war für Samuel Mumm bislang ein Fremdwort. Seit er für die Stadtwache arbeitet, hat er sich nie länger als ein paar Stunden frei genommen. Doch jetzt setzen ihn seine Ehefrau Sybil und der Patrizier von Ankh-Morpork unter Druck. Wiederwillig stimmt er zu und macht sich mit Kind und Kegel auf aufs Land. Zwei Wochen frische Luft, grüne Wiesen, ein Haus voller Dienstboten und standesgemäße Nachmittagstees erwarten ihn. Für ihn ist es die Hölle auf Erden, doch um keinen Ärger zu kriegen, hält er den Mund.
Doch dann geschieht etwas für ihn erfreuliches. Jemand wird ermordet! Allerdings handelt es sich bei dem Toten um ein Goblinmädchen. Und deren Spezies gilt auf dem Land als weniger als Nichts. Und so schaut man lieber kollektiv weg, als dass man versucht den Täter zu finden. Eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, die den Polizisten in Samuel Mumm weckt. Und schon bald sieht er sich in einem Mordkomplott sondergleichen verwickelt.
Auf Grund von Terry Pratchetts Gesundheitszustand neigt man dazu, jeden neuen Roman, den er noch schreibt, zu feiern. Es könnte schlimmstenfalls sein letzter sein. Gleichzeitig durchleuchtet man geradezu unbewusst die Geschichte, sich stets Bange fragend, ob der Meister in seiner mentalen Leistungskraft nachgelassen hat. Und stets ist man erleichtert, wenn dem nicht der Fall ist.
Auch "Steife Prise" ist ein neues, gelungenes Werk aus der "Scheibenwelt". Im Mittelpunkt der Handlung steht Samuel Mumm, seines Zeichens Kommandeur der Stadtwache und eine der beliebtesten Protagonisten aus Terry Pratchets Werk. Wobei der Autor dieses Mal die Figur in eine für ihn ungewöhnliche Umgebung transportiert. Anstatt in Ankh-Morpork muss er dieses Mal auf dem Land ermitteln.
Gekonnt erzeugt der Autor das Gefühl bei Samuel eines Fisches auf dem trockenen Land. Denn das Land ist einfach nicht sein normales Revier. Genauso wenig wie er sich als Herzog sieht. Aus diesen Gegensätzen zieht Terry Pratchett jede Menge Humor. Und viele Male kann man ein lautes Auflachen nicht verhindern, einfach weil der Schriftsteller auf seine eigene, trockene Art eine neue Pointe aufbaute.
Neben der herrlichen Schilderung, wie es Samuel Mumm ohne die Stadt auf dem Land ergeht, gibt es außerdem auch noch den Mordfall an einem Goblin. Jener wird nicht minder komisch geschrieben, liest sich allerdings auch gleichzeitig sehr spannend. Hier lässt sich der Autor viele Wendungen einfallen, die einen ans Buch fesseln. Denn natürlich entwickelt sich dieser Fall nicht so, wie erwartet.
Dies nutzt Terry Pratchett gleichzeitig dazu, um viele weitere Figuren auftreten zu lassen. Und wer Angst hat, dass darunter die Charakterisierung der bereits bekannten Handlungsträger leidet, kann beruhigt sein. Scheinbar mühelos gelingt es ihm, jedem Charakter gerecht zu werden.
Es gibt allerdings auch Passagen, die nicht so gut gelungen sind. Wiederholt stößt man auf Seiten, die sich nur mühevoll lesen und wo die Gags einfach nicht zünden wollen. Die Ursache dafür liegt nicht bei Pratchett selber, sondern vielmehr an der ungelenken Übersetzung von Gerald Jung. Witze, wie beispielsweise die unterschiedliche Zusammensetzung von Samuel Mumms Lieblingssandwich, werden auf eine Weise ins Deutsche übertragen, dass jegliche Komik verloren geht. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die Figuren sich auf einmal alle siezen, anstatt sich wie früher zu duzen.
Aber auch das Cover ist ein Reinfall. Es ist unklar, wieso sich der Manhattan-Verlag dazu entschloss, die US-Darstellungen nicht zu übernehmen. Vermutlich wären die Rechte dazu für ihn zu teuer gewesen. Doch dann hätte der Künstler für die deutsche Ausgabe sich wesentlich mehr Mühe geben sollen. Das aktuelle Motiv wirkt steif, ungelenk und lustlos und schreckt daher eher ab, als dass es einen zum Kaufen animiert.
Es ist schade, dass die deutsche Ausgabe so misslungen ist. So kann man das Buch nur "Für Zwischendurch" empfehlen.
Fazit:
Ein neuer Terry Pratchett-Roman ist immer ein Grund zum Feiern. Und so ist auch "Steife Prise" ein gelungenes Stück Literatur. Es ist einfach herrlich darüber zu lesen, wie Samuel Mumm in einer ihm fremden Umgebung es schafft, doch noch einen Fall zum Ermitteln zu finden. Die Charakterisierung ist dem Autoren sehr gut gelungen, trotz der Vielzahl an unterschiedlichen Figuren, die in seiner Handlung auftauchen. Nicht so gelungen ist die deutsche Übersetzung, bei der sehr viel Witz verloren geht. Auch das Cover schreckt eher davon ab, sich das Buch zu besorgen, was schade ist.
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