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Das Buch der Zahlen

Story:
Peter J. Bentley nimmt seine Leser mit auf eine Reise durch die Welt von etwas, was unser Leben und das Universum an sich stärker prägt als vielen bewusst ist – durch die Welt der Zahlen.

Meinung:
"In Mathe war ich schon in der Schule schlecht!" Manche kokettieren regelrecht damit, Mathematik nicht zu begreifen. Dabei gibt es in dieser Disziplin so viel Faszinierendes zu entdecken. Der britische Mathematiker und Computerwissenschaftler Peter J. Bentley tritt den Beweis dafür an, und das ausgerechnet auf einem Gebiet, das einem so unspannend erscheinen mag wie kaum ein anderes – auf dem Gebiet der Zahlen. 1, 2, 3, siebenundzwanzigkommavier, was soll daran faszinierend sein? Wer dieses Buch gelesen hat, kennt die Antwort.

Denn die Zahlen gehören nicht nur zur Basis der gesamten Mathematik, sondern ohne sie ist eigentlich unsere gesamte Kultur undenkbar. Wie könnte man Handel treiben, wenn man nicht zählen kann, wieviele Rinder man zu liefern oder zu bekommen hat? Wie soll Landwirtschaft funktionieren ohne Kalender, der die Zeitpunkte für Aussaat oder Ernte festzulegen – und wie soll man einen Kalender entwickeln, wenn man keine Vorstellung von der Anzahl der darin enthaltenen Tagen, Monaten oder Jahren hat? Und auch über die rein praktische Bedeutung hinaus sind Zahlen ein so integraler Bestandteil unseres Universums, dass es de facto unmöglich ist, darüber ohne sie nachzudenken.

Und wenn man erst mal mit dem Nachdenken, über das Universum allgemein und über Zahlen im Besonderen, beginnt, wird die Faszination schnell deutlich. Bentley erweist sich dabei als geschickter Reiseführer, der seine Leser ganz zu Beginn "abholt" und sie bis zum Ende begleitet. Zu Beginn befasst er sich mit der Frage, was Zahlen eigentlich sind, und baut darauf Stück für Stück weiter auf: Das (Ab-)Zählen von Dingen, Worte für Zahlen, die Zahl Null, rationale Zahlen, die Zahl Eins, natürliche Zahlen, vollkommene Zahlen und so weiter. Dabei geht er nicht immer nach der Reihenfolge vor, die fachlich logisch erscheint. Beispielsweise werden die natürlichen Zahlen erst nach den rationalen Zahlen näher vorgestellt. Stattdessen entwickelt er neue Themen jeweils aus dem, was er bereits vorgestellt hat. Der Weg, auf dem der Autor seine Leser mitnimmt, wirkt daher nicht wie ein Curriculum, das es abzuhandeln gilt, sondern er entwickelt sich regelrecht natürlich.

Bei den einzelnen Themen zeigt sich dann die große Stärke des Buches, nämlich seine Anschaulichkeit. Wenn Bentley beispielsweise erklärt, wie das mit der Null in den Grundrechenarten funktioniert (warum genau ist das Dividieren durch Null gleich wieder verboten?), sollte nahezu jeder Leser ihm leicht folgen können. Oft hat man den Eindruck, man könnte die Zusammenhänge im Wortsinn "be-greifen", mit Händen greifen. Dabei opfert der Autor nicht die fachliche Substanz, alle seine Ausführungen sind mathematisch korrekt. Er schafft es "nur", sie so zu erklären, dass sie praktisch unmittelbar einleuchten.

Das macht es ausgesprochen leicht, dieses Buch zu lesen. Ein gewisses Maß an geistiger Mitarbeit muss man zwar aufbringen, aber wenn man nicht gerade geistig sehr minderbemittelt oder schlicht Denkverweigerer ist, wird man im "Buch der Zahlen" von einem Aha-Erlebnis zum nächsten kommen. Dabei mutet Bentley seinen Lesern sogar mathematische Formeln zu, und das völlig ohne sichtbare Schuldgefühle: Er verwendet die Formelsprache der Mathematik einfach, und auch ihr wird er für Viele den Schrecken nehmen können. So mancher Leser wird, fast ohne es zu merken, zu Themen geführt, die er zuvor als viel zu komplex betrachtet, oder für die er sich erst gar nicht interessiert hätte.

Dazu trägt auch die spürbare Begeisterung Bentleys für sein Thema bei. Wenn er schreibt, "Zahlen sind wundervoll", ist das keine leere Floskel, mit der der Autor den Gegenstand seines Buches anpreist, sondern offenkundig ehrliche Faszination, die sich auf den Leser überträgt. Ein weiterer Punkt ist die starke Personalisierung. Auch wenn die Mathematik vom Menschen unabhängig ist – fünf Dinge bleiben fünf Dinge, egal ob wir sie zählen oder nicht –, wurde und wird sie immer von Menschen geprägt. Bentley stellt viele dieser Forscher vor, jeweils zum Thema passend und ohne sie als Giganten des Geistes zu überhöhen. Stattdessen stellt er sie als das dar, was sie eben sind – als Menschen. Johann Bernoulli musste sich beispielsweise damit herumärgern, dass einer seiner Schüler die Lektionen, die der Mathematiker ihm gab, unter seinem eigenen Namen veröffentlichte, und lange den Ruhm dafür einstrich. Georg Cantor sollte zum 500. Jubiläum der Universität von St. Andrews in Schottland sprechen. Aber anstelle seine Erkenntnisse als bedeutender Mathematiker vorzustellen, befasste er sich lieber mit den Werken William Shakespeares, von dem er regelrecht besessen war. Und als die Sekte der Pythagoreer entdeckte, dass nicht alle Zahlen so geordnet und vernünftig sind wie es ihre Weltsicht verlangte, versuchten sie das neue Wissen nach besten Kräften zu unterdrücken. Bis heute nennen wir diese "unvernünftigen" Zahlen, die sie nicht wahrhaben wollten, irrationale Zahlen.

Ein weiterer Pluspunkt des Buches ist die optische Aufmachung. Auf praktisch jeder Doppelseite findet sich eine, meist mehrere Bilder, oft Abbildungen der vorgestellten Personen. Das macht den Inhalt nochmals besser erfahrbar. Zusätzlich lässt das Layout großzügig Weißraum, um den Leser auch optisch nicht zu "erschlagen". Es wird ihm auch in diesem Punkt leicht gemacht, dem Autor auf dem Weg durch die Welt der Zahlen zu folgen. Ein weiterer augenfälliger Beweis für die Kreativität, die im "Buch der Zahlen" steckt, ist die Nummerierung der Kapitel. Denn in welchen anderen Büchern findet man schon ein "Kapitel -1" oder ein Kapitel "√2"?

Zusammenfassend kann man sagen, wer nach der Lektüre dieses Buchs nicht von Zahlen fasziniert ist, dem fehlen entweder die (nicht unbedingt hoch anzusetzenden) geistigen Voraussetzungen oder er will schlicht nicht. Und für viele, die jetzt noch regelrecht stolz darauf sind, dass sie "schon in der Schule schlecht in Mathe" waren, könnte das "Buch der Zahlen" ein Türöffner in ganz neue, spannende Welten werden.

Fazit:
Peter J. Bentley tritt den überzeugenden Beweis dafür an, dass Mathematik im Allgemeinen und die Welt der Zahlen im Besonderen weder unverständlich noch trocken sein müssen. Geradezu selbstverständlich entwickelt er seine Themen auseinander, von der Idee, Dinge zu zählen, bis zur Idee der komplexen Zahlen. Wer ihm dabei nicht zu folgen vermag, der bringt entweder tatsächlich die (nicht gerade hohen) geistigen Voraussetzungen nicht mit, oder er ist schlicht unwillig. Dieses Buch sollte vielen, die "in Mathe schon in der Schule schlecht" waren, völlig neue, spannende Horizonte öffnen.

Das Buch der Zahlen - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Peter J. Bentley
Das Buch der Zahlen
The Book of Numbers

Übersetzer: Carsten Heinisch
Erscheinungsjahr: 2012



Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck

Verlag:
Primus Verlag

Preis:
€ 19,90

ISBN:
978-3-86312-033-7

272 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Bentley erklärt mathematische Konzepte so eingängig, dass sie eigentlich jeder verstehen sollte
  • Die Begeisterung des Autors für sein Thema wird deutlich spürbar
  • Die Aufmachung des Buchs unterstützt das Verständnis weiter
Negativ aufgefallen
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Rezension vom: 31.12.2012
Kategorie: Natur, Wissenschaft und Technik
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