Barrayar, Band 1: Cordelias Ehre
Story:
Cordelia Naismith, geborene Betanerin, verliebt sich den Barrayarinischen Adeligen Aral Vorkosigan. Sie folgt ihm in seine Heimat und muss dort miterleben, wie der Herrscher über jene Welt stirbt und es daraufhin zu einem Krieg um den Thron kommt.
Meinung:
Einer der ungewöhnlichsten Science Fiction-Helden ist Miles Vorkosigan. Die Figur, geschaffen von Lois McMaster Bujold, begeistert durch ihren Sprachwitz und durch ihre Intelligenz, gepaart mit einem zwergenhaften Wuchs, der sie geradezu dazu anstachelte, die Welt herauszufordern. Lange Zeit wurden die Abenteuer des Charakters vom Heyne-Verlag herausgebracht. Und dieser hat nun die chronologisch gesehenen ersten zwei Bände "Scherben der Ehre" und "Barrayar" in "Barrayar: Cordelais Ehre" zusammengefasst herausgebracht. Wer übrigens die neustens Abenteuer von Miles Vorkosigan, zum Beispiel Cryoburn, lesen möchte, der sollte auf die englischen Originale zurückgreifen.
Cordelia Naismith ist Betanerin. Als sie eine neu entdeckte Welt erforscht, gerät sie in die Hand des Barrayarinischen Vors Ariel Vorkosigan. Jener scheint nicht der blutrünstige "Schlächter" zu sein, von dem im Volksmund die Rede ist, sondern sehr umgänglich zu sein. Beide verlieben sich ineinander, doch bis sie auch glücklich vereint sind, gilt es noch einige Hindernisse zu überbrücken. Darunter auch eine Raumschlacht.
Doch bald sind beide glücklich verheiratet und Cordelia ist schwanger. Nur dann stirbt ausgerechnet der Herrscher über Barrayar und setzt Ariel Vorkosigan als Vormund über den noch minderjährigen Gregor ein. Und schon bald bricht das politische Chaos aus. Ein Anschlag wird auf das Paar verübt, den beide nur mit Mühe überleben. Doch ihr Baby wird davon in Mitleidenschaft gezogen. Und als ob dies nicht schon genug ist, bricht auch noch ein Bürgerkrieg aus, als ein Usurpator den Thron an sich reißt. Kann die junge Familie dies überleben?
Unter Fans der Vorkosigan-Saga gibt es viele Debatten, in welcher Reihenfolge man die Romane lesen sollte. In der ursprünglichen Erscheinungsweise? Oder in der chronologischen Version? Am Ende liegt es natürlich am Leser selber, für was man sich entscheidet. Doch wenn man die chronologische Variante wählt, wirkt das Universum mehr wie aus einem Guß.
Und man merkt, wie viele Details Frau Bujold in ihren Geschichten einpflanzt, die später noch von Bedeutung sind. Dazu zählt auch die Lebensgeschichte von Sergeant Bothari, der verrückten Ordonanz des nicht minder durchgedrehten Admiral Vorrutyer, der in den späteren Romanen noch eine wichtige Rolle spielen wird. Überhaupt ist es schön zu sehen, wie behutsam die Autorin die Charaktere einführt und langsam wachsen lässt. Bei einigen erlebt man sogar ihre Geburt mit.
Im Fokus der Autorin stehen natürlich ihre Protagonisten. Und hier liegt eindeutig die Stärke von Frau Bujold. Wie nur wenige Schriftsteller sonst versteht sie sich darauf, glaubwürdige Figuren zu schreiben, die ihre Ecken und Kanten haben und gleichzeitig realistisch wirken. Sogar die Monster, von denen sie schreibt, könnte man jederzeit auf den Straßen der realen Welt begegnen.
Bei Frau Lois McMaster Bujold halten sich Humor und Spannung die Waage. Beide greifen problemlos ineinander über. Und so lacht man über Cordelias Tick, den sie bei dem Versuch entwickelt, wach zu bleiben, oder wenn sich einige Soldaten in der Höhle verirren. Doch gleichzeitig ist die Situation todernst, wie die Autorin wiederholt deutlich macht.
Wenn dieser Band ein Manko hat, dann der Anfang. Zu Beginn schreibt die Autorin noch eine klassische Space Opera mit fremden Welten und Lebensformen, ehe sie quasi zur Soap Opera hinüberwechselt. Der Wechsel ist hart und nicht gut vollzogen. Es stört die Atmosphäre und sorgt dafür, dass die erste Geschichte "Scherben der Ehre" von den beiden Erzählungen die schlechtere ist.
Trotzdem ist der Band perfekt zum Einstieg geeignet. Also "Reinschauen" und gegebenenfalls kaufen.
Fazit:
Mit "Barrayar: Cordelias Ehre" werden die chronologisch gesehen, ersten beiden Geschichten "Scherben der Ehre" und "Barrayar" in einem Band zusammengefasst. Die Geschichte ermöglicht es so einem Neuleser den Einstieg. Und jener merkt, wie gekonnt Frau Lois McMaster Bujold schreibt. Sie geht behutsam mit ihren Charakteren vor und schreibt sie realistisch. Nur der Wechsel von der Space zur Soap Opera gelingt der Schriftstellerin nicht so gut. Er wirkt abrupt und äußerst hart.
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