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Von Mönchen, Mägden und Gesindel

Story:
Ob sie sich in den Intrigen der großen Politik verstricken, einen unerträglich gewordenen Ehepartner loswerden wollen oder ganz andere Motive haben: Auch im Mittelalter wurde gemordet, wie diese Geschichtensammlung zeigt.

Meinung:
Im vorherigen Sammelband hatte Doris Mendlewitsch Kriminalgeschichten zusammengestellt, die im 19. Jahrhundert spielen und auch in dieser Zeit geschrieben wurden. Dieses Konzept wäre in diesem Buch schwierig zu verwirklichen, denn das Thema lautet nun "Krimis aus dem Mittelalter". Dabei konzentriert sich die Autorin erfreulicherweise auf deutsche Autoren, die sonst gerade beim Thema Mittelalter-Krimis gegen ihre englischen Kollegen schon mal in den Hintergrund geraten. Aber sie werden zu Unrecht übersehen, wie "Von Mönchen, Mägden und Gesindel" zeigt.

Christa-Maria Zimmermann beispielsweise schafft es, im Leser Sympathie für fast jede Figur zu wecken. Irgendwie kann man sie alle ein Stück weit verstehen, die Opfer ebenso wie die Täter. Gerhard Herms schildert die komplexen Intrigen am Hof des fränkischen Königs Karl um die Zeit, als er sich zu Kaiser Karl dem Großen krönen lässt. Dabei gelingt es Herms, seine Geschichte nahezu nur in Rückblicken zu erzählen, aber trotzdem die Spannung zu halten, obwohl das Ergebnis sozusagen von Beginn an bekannt ist. In einem weiteren Beitrag erwischt man sich als Leser gar bei dem Wunsch, der Mörder möge doch bitte davonkommen.

Insgesamt steht in den in diesem Band versammelten Erzählungen weniger das klassische Whodunit im Vordergrund. Teilweise wird der Leser Zeuge der Verbrechen, von der Planung bis zur Ausführung. Das Augenmerk der meisten Autoren liegt eher auf Charakterstudien oder Betrachtungen über die damalige Gesellschaft. Das soll aber nicht heißen, dass die Geschichten nicht spannend wären, die Autoren nutzen in der Mehrzahl jedoch andere Mittel als die Frage, wer es denn nun gewesen ist.

Es gibt allerdings auch weniger gelungene Beiträge in diesem Buch. Gleich zu Beginn kann Bernhard Hennens Abenteuergeschichte um einen fahrenden Spielmann, der in die Machenschaften der Mächtigen bei einem Kreuzzug verstrickt wird, nur bedingt überzeugen. Der Funke will nicht so recht überspringen. Historische Stoffe liegen dem Autor offenbar nicht so sehr wie die phantastischen Geschichten, für die er in erster Linie bekannt ist. Ein weiterer bekannter Name in diesem Band ist Barbara von Bellingen, die wie gewohnt eine gute und emotional intensive Geschichte vorliegt: Eine junge Frau fühlt sich regelrecht dazu gedrängt, die Umstände eines Todesfalls näher zu beleuchten. Gewissermaßen Stargäste aus dem englischen Sprachraum sind Margaret Frazer, die ein kurzes Abenteuer ihrer Schwester Frevisse beiträgt, und Al Kuhfeld. Und speziell Frazers Geschichte

ist dann auch wieder eher ein "gewohnter" Whodunnit. Die Beiträge von Frazer und Kuhfeld sind deutsche Erstveröffentlichungen, die anderen Geschichten wurden eigens für dieses Buch geschrieben.

Die historische Einbindung ist unterschiedlich: Einige Geschichten legen sich, was die zeitliche und räumliche Verortung betrifft, stark fest. In diesem Fällen haben sich die Autoren meist erkennbar große Mühe gegeben, ihre Handlung quasi in die Lücken der überlieferten Geschichte "hineinzustricken". Andere Beiträge sind weniger klar definiert. Von Bellingen lässt ihre Erzählung beispielsweise in einem kleinen Bauerndorf spielen, dass irgendwo im deutschsprachigen Raum und irgendwann im Mittelalter angesiedelt sein könnte. Das tut der Qualität aber keinen Abbruch.

Zusammengefasst kann man sagen, dass die Krimigeschichten in "Von Mönchen, Mägden und Gesindel" einen vielleicht nicht total vom Hocker hauen. Aber sie zeigen, dass es auch bei Krimis aus dem Mittelalter mehr gibt als die altbekannten englischen Vertreter. Und der eine oder andere wird sicher eine Geschichte finden, die Lust auf weitere, auch längere Bücher des jeweiligen Autors macht.

Fazit:
Der Sammelband zeigt, dass gute Krimigeschichten aus dem Mittelalter nicht unbedingt von englischsprachigen Autoren oder in deren Art und Weise geschrieben werden müssen. Nicht jeder Beitrag überzeugt komplett, aber so mancher wird Lust auf weitere Geschichten des einen oder anderen Autors bekommen.

Von Mönchen, Mägden und Gesindel - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Doris Mendlewitsch (Hrsg.)
Von Mönchen, Mägden und Gesindel
Erscheinungsjahr: 1995



Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck

Verlag:
Econ

ISBN:
3-612-25114-7

347 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Die Geschichten zeigen, dass Mittelalter-Krimis weder von englischen Autoren sein müssen noch wie von englischen Autoren
  • Manche Geschichte macht Lust auf mehr vom jeweiligen Verfasser
Negativ aufgefallen
  • Nicht jeder Beitrag überzeugt
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Rezension vom: 03.12.2012
Kategorie: Historisches
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