Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske
Story:
Araby lebt in einer Stadt, die von der Außenwelt abgeschnitten ist. Eine Seuche hat sich in den Straßenzügen breit gemacht, und nur die Oberschicht hat die Mittel sich vor der Krankheit zu schützen. Stattdessen zelebriert sie ihre Dekadenz und sucht das Vergessen. Bis zu dem Moment, wo das Verdrängte sie einholt und ihre Zukunft auf dem Spiel steht.
Meinung:
Edgar Allan Poe, der berühmte Schriftsteller, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte, ist heute vor allem für seine Gruselgeschichten bekannt. Eine der bekanntesten ist "Die Maske des Roten Todes", in der er beschreibt, wie die titelgebende Figur auf einer Party der Reichen auftritt und jene am Ende alle an dem Roten Tod sterben. Die Schriftstellerin Bethany Griffin nahm jene Kurzgeschichte zum Anlass, um darauf basierend ihren Roman "Die Stadt des Roten Todes: Das Mädchen mit der Maske" zu schreiben.
Es handelt sich hierbei um das Deutschland-Debüt der Autorin. Die Geschichte selbst wird in den USA mit dem zweiten Band "Dance of the Red Death", der im April 2013 in den Handel kommt, abgeschlossen. Es ist noch unklar, ob und wann jener Roman hierzulande erscheinen wird.
Frau Griffin wurde vor vielen Jahren am 16. April geboren. Nachdem sie ursprünglich Schriftstellerin werden wollte, entschloss sie sich stattdessen dazu, Highschool-Lehrerin zu werden. Heute ist sie glücklich verheiratet und hat zwei kleine Kinder. Sie lebt und unterrichtet in Kentucky, wo sie jede freie Minute dem Schreiben widmet.
Seit vor vielen Jahren in der Stadt die Suche ausgebrochen ist, ist nichts mehr so, wie es einst war. Es gibt kein einziges Gegenmittel und die einzige Methode, um sich gegen den schwärenden Tot zu schützen, ist eine Maske. Doch nur die Reichen und Privilegierten können sich so eine leisten. Und anstatt sich um die unteren Schichten zu kümmern, feiern sie stattdessen mit dem Regenten rauschende Feste. Sie suchen das Vergessen, egal auf welche Weise.
Auch Araby gehört zu jenen Bevorzugten. Ihr Vater ist ein Wissenschaftler, der einst die Masken erfand. Deshalb kann er gemeinsam mit ihr und ihrer Mutter in der Welt der Reichen leben. Gemeinsam mit ihrer Freundin April zieht sie nächstens um die Häuser. Doch dann ändert sich plötzlich alles. April wird entführt, ihr Bruder Elliot entpuppt sich als Revolutionär und sie lernt Will kennen, einen Mitarbeiter in einem der Vergnügungshäuser, in denen Araby unterwegs ist. Er und Elliot geben vor, sich in sie verliebt zu haben. Nur wem kann sie trauen?
Bethany Griffin schreibt nicht nur eine erweiterte Version von Edgar Allan Poes Geschichte, sondern sie kombiniert die Vorlage außerdem auch noch mit vielen anderen Elementen. Sie baut sie aus, macht sie realistischer, ohne dass dadurch die ursprüngliche Kurzgeschichte ad absurdum geführt wird. Dabei wirkt ihr Deutschland-Debüt wie eine Mischung aus den gegenwärtig populären Dystopie-Geschichten und Steampunk-Erzählungen.
Es gelingt ihr gut, eine unheimliche Atmosphäre zu erzeugen. Sie bleibt im Ungefähren, was die Ursache der Krankheit angeht, wodurch das Gefühl der Gefahr noch weiter gesteigert wird. Man hat den Eindruck einer Welt, die aus den Fugen geraten ist. In der Wissenschaftler alles versuche, um der Seuche Herr zu werden, und dabei meistens die Katastrophe nur noch verschlimmern. Riesige Fledermäuse durchstreifen beispielsweise die Stadt, und greifen die Menschen an und nur selten die Insekten, die im Verdacht stehen, den "schwärenden Tod" zu verbreiten.
In dieser Welt lebt Araby. Sie wird als schüchternes und zurückhaltendes Mädchen dargestellt, welches meistens nur von anderen mitgeschleift wird und nur selten einen eigenen Willen besitzt. Der erwacht langsam, als sie Kontakt mit Elliot und Will aufnimmt. Auf einmal entwickelt sie sich zu einer Rebellin, und verbrennt sich dabei mehrere Male die Finger, weil ihr Vertrauen missbraucht wird.
Dies klingt nach einer rasant geschriebenen Geschichte, in der die Handlung alle paar Seiten neue Wendungen nimmt. Leider ist das Gegenteil der Fall. Spannende Szenen sind eher selten, stattdessen plätschert der Plot vor sich hin. Geredet wird viel, gehandelt wenig.
Das wirkt sich auch auf die Romanze aus, die ein handlungstragendes Element ist. Eliot redet zwar viel davon, was er alles ändern will, wenn er seinen Onkel Prospero, der eindeutig aus der Poeschen Kurzgeschichte entlehnt ist, beseitigt hat. Doch erlebt man nur selten mit, dass er seinen Taten auch Worten folgen lässt.
Die Folge ist, dass der Roman nur wenig überzeugt. "Für Zwischendurch" lässt er sich gut lesen, doch ansonsten fehlt ihm einiges, um wirklich Spitzenklasse zu sein.
Fazit:
"Die Stadt des Roten Todes" basiert zwar auf der Kurzgeschichte von Edgar Alan Poe "Die Maske des Roten Todes". Doch macht die Autorin Bethany Griffin einiges aus der Vorlage. Sie baut sie aus und fügt viele Elemente bei, die ihre Geschichte eigenständig wirken lässt. Dabei erschafft sie eine düstere und unheilvolle Atmosphäre. Besonders ihre Protagonistin Araby überzeugt in der Erzählung. Sie wird hervorragend charakterisiert. Ansonsten plätschert die Handlung eher vor sich hin, da hauptsächlich nur geredet und nicht gehandelt wird. Das wirkt sich auf die Dreiecksromanze aus, da ein Teil davon stark von diesem Manko betroffen ist.
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