Geschichte und Gefühl: Grundlagen der Emotionsgeschichte
Story:
Gefühle und Emotionen beeinflussen das Handeln des Menschen und damit auch der Geschichte. Wie dies im Detail aussieht, wird in "Geschichte und Gefühl" analysiert.
Meinung:
Wenn es heißt, dass eine Debatte emotional geführt wird, hat man den Eindruck, dass hier zu Gunsten von Gefühlen auf sachlich nüchterne Argumente verzichtet wird. Dabei ist es eigentlich unmöglich, auf Emotionen zu verzichten. Schließlich haben diese Einfluss auf unser Handeln und auf unsere Geschichte. Jan Plamper führt in seinem Werk "Geschichte und Gefühl" nun den Leser in die Welt der "Emotionsgeschichte ein".
Der Autor wurde 1970 geboren. Er studierte an der Brandeis University und promovierte in Berkeley. Er war wissenschaftlicher Assistent in Tübingen und von 2008 bis 2010 Dilthey Fellow im Forschungsbereich "Geschichte der Gefühle" des Berliner Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung. Aktuell ist er Professor für Geschichte in Goldsmiths, University of London.
In seinem Buch beschäftigt sich der Autor mit dem Thema "Emotionsgeschichte". Es ist der rote Faden, der sich durch seine Kapitel zieht. Nach einer kurzen Einleitung beschäftigt er sich mit der Geschichte, ehe er sich dem Sozialkonstruktivismus zuwendet. Kapitel III handelt über den Universalismus: Lebenswissenschaften ehe er in Kapitel IV sich mit den Perspektiven der Emotionsgeschichte beschäftigt.
Normalerweise würde man von so einem Werk erwarten, dass es in einem nüchternen, sachlichem Tonfall geschrieben wird. Doch das wäre in einem Werk über Emotionen fehl am Platze. Stattdessen schreibt der Autor durchaus parteilich und lässt seinen Gefühlen und Eindrücken freien Lauf. Das ist natürlich gewöhnungsbedürftig, doch wenn man sich darauf einlässt erhält man ein faszinierendes Sachbuch.
Auf fast 350 Seiten führt er den Leser in die Welt der Emotionsgeschichte ein. Dabei beleuchtet er es von allen Seiten und führt einen von Gefühlen in Reiseberichten über den Sozialkonstruktivismus hin zur neuen universalistischen Emotionsethnologie. Und dies in nur einem einzigen Kapitel. Man merkt dabei wie sehr ihm dieses Thema am Herzen liegt.
Auch die Anhänge lassen fast keinen Wunsch offen. Sie nehmen ungefähr 125 Seiten des 480 Seiten starken Buches ein. Neben dem Dank finden sich auch jede Menge Anmerkungen, eine Bibliographie ein Register aller namentlich erwähnten Personen, sowie ein Nachweis der Quellen aller verwendeten Bilder. Was allerdings fehlt ist ein Schlagwortregister. So werden auf dem Klappentext einige interessante Begriffe verwendet, die man allerdings so ohne weiteres nicht finden kann.
Ebenso muss man auch bemängeln, dass das Buch für Nicht-Wissenschaftler schwer zu lesen ist. Zwar bemüht sich Jan Plamper auch für Neueinsteiger nachvollziehbar zu schreiben. Doch wiederholt schleichen sich Begriffe ein, die man als Laie nicht so einfach verstehen kann. Das ist schade, da sie so das Lesevergnügen schmälern.
"Geschichte und Gefühl" verlangt von seinem Leser einiges an Einarbeitung. Man muss bereit sein, die vielen Fachbegriffe zu akzeptieren und nachzuvollziehen. Doch wenn man dies tut, erhält man ein gutes Sachbuch. Daher "Reinschauen".
Fazit:
"Geschichte und Gefühl" ist das Thema und Titel des Buches von Jam Plamper. Das Ergebnis liest sich interessant. Er beleuchtet es von allen Seiten und führt den Leser durch eine historische Reise durch alle Aspekte des Themas. Auch der umfangreiche Anhang überzeugt, auch wenn ein Schlagwortregister sicherlich nicht schlecht wäre. Ebenso muss man bemängeln, dass der Band vom Leser einiges an Einarbeitung verlangt. So mancher Fachbegriff ist nicht sofort verständlich.
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