Young Sherlock Holmes 1: Der Tod liegt in der Luft
Story:
So hat sich der vierzehnjährige Sherlock Holmes seine Sommerferien nicht vorgestellt. Anstatt unbeschwerte Wochen auf dem Familiensitz seiner Eltern zu verbringen, bringt ihn sein Bruder Mycroft ins ländliche Farnham zu seinem Onkel Sherrinford und seiner Tante Anna. Zudem wird ihm der aus den USA stammende Amyus Crowe als Lehrer an die Seite gestellt. Als sich Sherlock mit dem gleichaltrigen Herumtreiber Matthew Arnett anfreundet, erzählt ihm dieser von einer seltsamen schwarzen Wolke, die er in Farnham gesehen hat, nachdem ein Mann gestorben sei. Kurz darauf entdeckt er die Leiche eines Angestellten seines Onkels und sieht die dunkle Wolke mit eigenen Augen.
Sofort beginnt er nachzuforschen und stößt dabei auf den mysteriösen Baron Maupertuis, der seine Finger im Spiel hat. Zusammen mit Amyus Crow, dessen Tochter Virginia und Matthew Arnett setzt Sherlock alles daran, das Geheimnis der Todeswolke zu lüften.
Meinung:
Mit "Der Tod liegt in der Luft" erscheint der erste Roman von bisher fünf Bänden der "Young Sherlock Holmes" Reihe von Andrew Lane, der bereits durch etliche Romane und seiner Mitarbeit an der britischen Fernsehserie "Doctor Who" und "Torchwood" bekannt geworden ist.
Wie der Titel schon sagt, steht ein jugendlicher Sherlock Holmes im Zentrum der Geschichten. Doch im Vergleich zu dem gleichnamigen Film von Steven Spielberg, ist Sherlock zwar clever und intelligent, aber bei weitem nicht so kombinatorisch und arrogant. Andrew Lane zeichnet einen Sherlock, der noch kilometerweit vom späteren, allwissenden Detektiv entfernt ist. So ist er zu Beginn des Buches ein normaler Junge, der mit Mathematik und Chemie gar nichts anfangen kann. Erst im Laufe der Geschichte entwickelt er sich weiter und entdeckt mit Hilfe seines Lehrmeisters Amyus Crowe, sein Interesse für Logik, Verbrechen und schwierige Fälle. Jener wirkt hierbei wie ein Vorgänger des bekannten Holmes, der mittels Verstand und Kombinationsgabe an Probleme herantritt. Dank seiner Vergangenheit und der Arbeit ist er einer der interessantesten Charakter des Romans und läuft hin und wieder dem jungen Sherlock den Rang ab. Crowes Tochter Virginia und der Herumtreiber Matty Arnett wirken leider ein wenig unausgereift, auch wenn sie aktiv am Geschehen beteiligt sind. Über Matty erfährt der Leser fast nichts und auch Virginias Hintergründe werden nur angedeutet. Das ist schade, da hier einiges an Potenzial verschenkt wird.
Die Geschichte selbst ist am Anfang spannend und gut aufgebaut. Der Leser deckt mit Sherlock die Hintergründe der Todeswolke auf und stößt auf die ersten Probleme, die ihm die Handlanger des Barons Maupertuis bescheren. Doch schon ab der Hälfte des Buches schleichen sich die ersten unlogischen Aspekte in die Handlung ein. Das beginnt bei Kleinigkeiten, die historisch nicht ganz stimmig sind und über die man als Leser durchaus hinwegsehen kann. Doch spätestens bei einem Feuer in dem unterirdischen Markt in London, wird deutlich wie viele offenkundige Dinge der Autor vergisst oder nicht beschreibt. Da fliehen hunderte von Ratten, aber keine panischen Menschen. Sherlock scheint der einzige zu sein, der den Ausgängen entgegen strebt.
Besonders auf den letzten hundert Seiten verzettelt sich Andrew Lane so sehr in Logiklöchern und falschen Tatsachen, dass man sich kopfschüttelnd durch die letzten hundert Seiten quält. Da gerade die Auflösung des Falles nicht logisch ist und auf falschen Tatsachen beruht, wirkt die gesamte Lösung des Falls konstruiert und haarsträubend. Da werden Wesen ins Rennen geschickt, die erst 100 Jahre später gezüchtet wurden, es kommt zu Explosionen, die auf diese Art nicht funktionieren können und zu einem Finalkampf der jeglichen physikalischen Grundgesetzen trotzt. Hinzu kommen jede Menge "Special Effects" wie ein Großbrand, eine Megaexplosion und jede Menge Fluchtversuche und Kämpfe, die man getrost hätte streichen können. Andrew Lane konzentriert sich leider so sehr auf die Action, dass er die Handlung und die Logik, die einen Sherlock Holmes ausmachen sollen, vollkommen vergisst. Es ist schade, wie viel Spannung und Handlung das Buch allein auf den letzten fünfzig Seiten verliert.
Stilistisch versteht Andrew Lane sein Handwerk. "Der Tod liegt in der Luft" ist gut geschrieben, hält sich weitestgehend an die historischen Gegebenheiten und erweckt die 1860er durchaus zum Leben. Dank seines lebendigen und detailverliebten Schreibstils fällt es dem Leser leicht in die Zeit des jungen Sherlock Holmes zu tauchen, zumindest solange man nicht zu genau nachforscht. Allerdings zieht sich der Roman dank inhaltlicher Wiederholungen und der übertrieben Actionszenen ziemlich in die Länge. Hier hätten Streichungen und Kürzungen dem Roman gut getan.
Fazit:
Mit „Der Tod liegt in der Luft“ versucht sich Andrew Lane an einem jungen Sherlock Holmes, der erst mit Hilfe eines Mentors wie Amyus Crowe zu dem genialen Detektiv entwickelt, den wir alle kennen. Die Grundidee ist durchaus interessant, doch es hapert ganz massiv an der Ausarbeitung. Trotz seines guten Schreibstils gelingt es Andrew Lane nicht bis zum Ende zu fesseln, was jedoch auch an den vielen Logiklücken und absolut haarsträubenden Erklärungen liegt. Schade …
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