Hilf mir, Jacques Cousteau
Story:
Die Familie von Hazel ist nicht gerade normal. Ihr Vater verlegt, wenn er angespannt ist, die elektrischen Leitungen im Haus neu, ihre Mutter ist groß gewachsen und ihr Onkel hat eine Sammlung von weißen Haustieren, mit denen er regelmäßig Wettschwimmen veranstaltet. Es ist der ganz normale Wahnsinn, denn sie mit ihren Verwandten erlebt.
Meinung:
Jede Familie hat mindestens einen seltsamen Verwandten. Eine Art Schwarzes Schaf, über das man sich insgeheim den Mund zerreißt, aber das eben auch Teil des Clans ist. Im Falle von Gil Adamsons "Hilf mir, Jacques Cousteau" sind allerdings alle Familienmitglieder merkwürdig.
Die Autorin ist Kanadierin und wurde für ihren Roman "In weiter Ferne die Hunde" mit vielen Preisen ausgezeichnet. Sie studierte Anthropologie und Philosophie an der Universität von Toronto und lernte als Mitarbeiterin für das What!-Magazin ihren späteren Ehemann Kevin Connoly kennen. Zu ihren weiteren Werken gehört auch eine Fan-Biographie der Schauspielerin Gillian Anderson.
Hazel wurde in eine ungewöhnliche Familie geboren. Jedes Mitglied jener hat eine Macke, ein besonderes Merkmal, dass ihn einzigartig macht. Ihre Mutter beispielsweise geht auf Socken zu Parties, weil sie keine Schuhe in ihrer Übergröße findet. Ihr Vater verlegt gerne elektrische Leitungen und kriegt deshalb regelmäßig einen gewischt. Und ihr junger Bruder Andrew kann als Kleinkind Glas mit seiner Stimme zum klirren bringen. Und sie selbst? Kann über mehrere Räume hinweg Gespräche belauschen.
"Slice of Life" nennen sich Geschichten, in denen wenig passiert, die vielmehr den normalen Alltag abbilden. Die einzige Verbindung dieser lose aufeinander basierenden Erzählungen sind dann oftmals die Protagonisten. Genauso, wie es bei "Hilf Mir, Jacques Cousteau" der Fall ist.
Das gesamte Buch ist episodisch aufgebaut. Man begleitet Hazel durch ihr Leben, angefangen als Kind, über ihre Jahre als Jugendliche bis hin zur jungen Erwachsenen, die immer noch über die Stränge schlägt. Dies und ihre schräge Familie sind die einzigen Konstanten in diesem Buch. Und wer sich über diesen Aufbau des Bandes wundert, dem sei gesagt, dass es sich hierbei um eine Kurzgeschichtensammlung handelt. Eine interessante Information, die leider der C.Bertelsmann-Verlag vollkommen unterschlägt.
Frau Adamson schreibt ihre Geschichten mit einem feinen Gespür für Humor. Sie überspitzt sozusagen die Realität und macht sich dadurch über sie lustig. Die üblichen Familiendramen, wie beispielsweise, dass eine Frau ihren Mann verlässt, weil jener ein seltsames Hobby hat, kommen auch bei ihr vor. Nur sind sie vollkommen überdreht, schon fast ins lächerliche hochgesteigert. Dem Buch schadet es nicht.
Das liegt sicherlich auch daran, dass man jedes einzelne Familienmitglied lieb gewinnt. Besonders Hazel, die die Ereignisse beobachtet und lakonisch kommentiert, erobert das Herz des Lesers mit Leichtigkeit. Eine bessere Erzählerin hätte sich Frau Adamson nicht einfallen lassen können.
Doch die Episodische Erzählweise ist auch die große Schwäche des Buches. Selbst das Wissen, dass es sich hierbei um eine Sammlung von Kurzgeschichten handelt, hilft dabei nicht weiter. Es entsteht sehr schnell der Eindruck, dass die jeweiligen Stories für sich genommen zwar großartig sind. Doch insgesamt macht der Band einen sehr zerfaserten Eindruck. Es fehlt der eindeutige rote Faden, der die Erzählungen miteinander verbindet. Die Erlebnisse von Hazel und ihrer Familie reichen leider nicht aus.
Dennoch ist "Hilf mir, Jacques Cousteau" ein angenehmes Buch, vor allem wegen dem Humor. Man sollte daher auf jeden Fall "Reinschauen".
Fazit:
Gil Adamson schreibt mit "Hilf mir, Jacques Cousteau" eine Kurzgeschichtensammlung über eine ungewöhnliche Familie. Der Band ist episodisch aufgebaut und überzeugt durch seinen besonderen Humor. Die Protagonisten wachsen einem ans Herz. Besonders Hazel hat es einem angetan. Allerdings fehlt etwas der rote Faden, so dass einige Geschichten sehr zerfasert wirken.
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