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Märchenland Gondwana

Story:
Katastrophen, Kriege, Krankheiten: Zu Beginn des 21. Jahrhunderts geht die Welt und die Menschheit mit ihr offenbar unaufhaltsam dem Untergang entgegen. Tibet ist eine der letzten Trutzburgen, in die sich die Mächtigen und Besitzenden zurückgezogen haben. Dort lebt auch die gefeierte Sängerin Bettina Orlandino mit ihrer kleinen Tochter Tilla. Aber Tilla ist kein gewöhnliches Kind: Ihre Aufgabe ist es, die Überreste der Menschheit zu retten und ihrer wahren Bestimmung zuzuführen.

Meinung:
Dieses Buch lässt sich in zwei Worten zusammenfassen: Verschwurbeltes Nichts. Mária Szepes nutzt die Kulisse des Weltuntergangs, um sich in esoterische Theorien zu versteigen. Die materielle Welt ist demnach eigentlich ein Gefängnis, das den Blick auf die eigentliche Realität verstellt. Tilla ist in Wirklichkeit keine Fünfjährige, sondern ein uraltes, zeitloses Wesen, das der Menschheit auf dem Weg zur nächsten Ebene des Daseins helfen will. Und alles Leid, das die Menschen überall auf der zusammenbrechenden Welt erleiden müssen, ist notwendig dafür, dass sie in selige, ewige Licht eingehen können. Wie sich diese Zusammenfassung liest, so ist auch das Buch, ziemlich abstrus. Dabei bleibt Szepes immer im Ungefähren. Wenn Tillas Vertraute Amrita einmal tiefergehende Fragen stellt, bekommt sie stets ausweichende Antworten: Für dieses Wissen sei Amrita, und mit ihr der Leser, noch nicht bereit, oder die junge Frau versteht einfach das, was sich ohnehin nicht in Worte fassen lässt. Und da es sich nicht in Worte fassen lässt, lässt die Autorin den Versuch dazu auch gleich bleiben und ergeht sich in Bildern von Lichtströmen, verlockenden Gerüchen und tiefem Frieden.

So vage das Theoriengebäude, das Szepes entwirft, auch ist, an vielen Stellen erinnert es an das, was esoterische Sekten ihren Opfern erzählen: Dein Leid hat einen Sinn, Du bist eigentlich unsterblich, und wenn Du uns folgst kommst Du sicher zu ewigen Glückseligkeit. Der Leser ertappt sich dabei, auf die einschlägigen Abzock-Sätze zu warten wie "Mit dieser Flasche energetisch aufgeladenem Wasser können Dir die negativen Schwingungen nichts mehr anhaben, nur 499 Euro pro 100 ml". Die bleiben zwar aus, die Geschichte läuft jedoch – man möchte sagen unausweichlich – auf die andere große Gefahr, die von solchen Gruppen ausgeht, zu: Am Schluss liegt die kleine Gruppe, die im Zentrum des Buches steht, gemeinsam in einem Raum auf Liegen und geht ein in "die geheimnisvolle Nacht, die eine andere Art Leben" ist. Richtig, die Rede ist vom Massenselbstmord.

Dieses Geschwurbel führt dazu, dass man das Buch eigentlich gar nicht zu Ende lesen mag. Dabei blitzt gelegentlich, wenn auch sehr selten, das schriftstellerische Talent auf, über das Mária Szepes sehr wohl verfügt. Als Magdolna Scherbach 1908 in eine ungarische Künstlerfamilie geboren, arbeitete sie als Journalistin und Drehbuchautorin sowie seit 1941 als freie Schriftstellerin. Dabei befasste sie sich oft mit der hermetischen Philosophie, einer bis in die Antike zurückgehenden Offenbarungs- und Geheimlehre. Mária Szepes starb im Jahre 2007.

Zumindest formale Anklänge an klassische Philosophie finden sich auch in "Märchenland Gondwana". Der weit überwiegende Teil der Welt ist nicht mehr als Kulisse für das, was Tilla ihrer staunenden Zuhörerin Amrita erzählt. Aus dieser Form des Dialogs zwischen Schülerin und Meisterin tritt das Buch nur selten heraus. Man könnte das Geschehen ohne Probleme auf die Theaterbühne bringen: Tilla und Amrita reden miteinander, ein Off-Sprecher oder Chor berichtet, was außerhalb dieser kleinen Welt geschieht, mehr bräuchte es nicht. Ob jemand ins Theater gehen würde, um sich derartige esoterische Versponnenheiten anzuhören, sei dahingestellt.

Als Fantasyroman ist "Märchenland Gondwana" ein Totalausfall. Wer sich gerne esoterischen Überlegungen hingibt, ohne irgendwelchen Wert auf Konsistenz oder auch nur Konkretheit zu legen, könnte an dem Buch Gefallen finden. Alle anderen jedoch dürften sinnvollere und angenehmere Wege finden, ihre Zeit zu verbringen.

Fazit:
Die Autorin nutzt ein Fantasy-Setting im Wesentlichen als Kulisse, um eine Figur einer anderen verschwurbelte esoterische Theorien erläutern zu lassen. Was formal an antike Philosophen erinnern mag, besonders das Dialogszenario zwischen Meisterin und Schülerin, bleibt inhaltlich immer absolut unkonkret. Vor allen tiefergehenden Fragen drückt sich Szepes mit Floskeln wie "Du bist noch nicht bereit für dieses Wissen" oder "Und sie verstand einfach, was mit Worten nicht zu beschreiben ist". Die Ideenwelt, die sie andeutet, erinnert in vielen Punkten fatal an das, was Psychosekten ihren Opfern einzureden versuchen. Die meisten dürften sinnvollere und angenehmere Wege finden, ihre Zeit zu verbringen, als dieses Buch zu lesen.

Märchenland Gondwana - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Mária Szepes
Märchenland Gondwana
A Mesés Gondvána

Übersetzer: Gottfried Feidel
Erscheinungsjahr: 1993



Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck

Verlag:
Heyne Verlag

ISBN:
3-453-07272-3

172 Seiten
Positiv aufgefallen
Negativ aufgefallen
  • Die Welt ist eigentlich nur Vorwand für verschwurbelte esoterische Theorien
  • Wenn es mal droht konkreter zu werden, flüchtet die Autorin sich in Floskeln
  • Einige Teile der hier gelehrten Weltsicht erinnern fatal an das, was Psychosekten ihren Opfern erzählen
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Rezension vom: 25.06.2012
Kategorie: Fantasy
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