MC Rene. Alles auf eine Karte: Wir sehen uns im Zug
Story:
Einst war er ein erfolgreicher Rapper. Doch irgendwann arbeitete er in einem Call-Center. Bis es ihm zu viel wurde. Renè El Khazraje will was anderes. Und so kündigt er seine Wohnung, verkauft seine Sachen und kaufte sich eine Bahncard 100. Sein Ziel: Ein erfolgreicher Comedian zu werden.
Meinung:
Wahrscheinlich hegt jeder Mensch einen persönlichen Traum. Eine Vision von dem, was er gerne machen würde. Doch der Alltag sieht anders aus. Häufig genug arbeitet man in einem Job, der zwar Geld bringt, aber einen auch irgendwie nicht zufrieden stellt. Doch ausbrechen aus der Routine? Alles auf eine Karte setzen? Das wagen nur wenige. Zu groß ist die Furcht davor, zu scheitern. Einer, der es trotzdem gewagt hat und darüber zu berichtet weiß, ist Renè El Khazraje, besser bekannt als MC Rene. Und von seinen Erfahrungen berichtet er in "Alles auf eine Karte".
Der Autor wurde 1976 geboren und galt in den 90ern als einer der talentiertesten Rappern. Er hatte sogar eine eigene Show auf Viva. Doch irgendwann ließ der Erfolg nach, und er wurde bürgerlich. Bis ihm sein Job in einem Call-Center nicht mehr zufriedenstellte. Er brauch aus der Routine des Alltags aus, und begann sich auf seinen Wunschberuf zu konzentrieren: Stand-Up-Comedian.
Zu diesem Zwecke ging er ein gewaltiges Risiko ein. Er verkaufte fast sein gesamtes Hab und Gut und kaufte sich eine Bahncard 100. Mit dieser wollte er quer durch ganz Deutschland reisen. Kein Angebot war ihm zu schlecht, weshalb er sogar in die entlegensten Gegenden reiste. Seine Erlebnisse schildert er in diesem Buch.
Als Kind wollte man Dinge werden, wie Filmstar, Cowboy oder Schriftsteller. Doch je älter man wurde, desto häufiger entschied man sich für "solide" Jobs. Irgendeine Arbeit, bei der man regelmäßig Gehalt kriegte und nicht dem Risiko ausgesetzt war, in schlechten Zeiten den Gürtel enger zu schnallen. Doch in Wahrheit hat man diese Träume nie aufgegeben. Und man beneidet diejenigen, die das schafften, was man aufgrund vermeintlicher Sicherheit nie getan hat.
Auch der Plan von MC Rene klingt wahnwitzig. Alles aufgeben, nur um den eigenen Traum zu erfüllen? Und dann hauptsächlich nur in den Zügen der Deutschen Bahn leben? Das ist verrückt.
Doch der Wahnsinn hat in diesem Fall Methode. Man kann MC Rene nur bewundern, für die Chuzpe, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Als Leser erwartet man praktisch, dass er irgendwann eingesteht, gescheitert zu sein. Allerdings passiert dies nicht.
Stattdessen lernt man einen Mann kennen, der weiß was er will. Jemand, der fähig ist, sich anzupassen und zu improvisieren. Das zeigt sich vor allem durch seine Freestyle-Raps, die er wiederholt ins Buch einbaut. Und ebenso gesteht er ein, dass der Weg zum Ruhm kein Zuckerschlecken ist. Ausführlich erzählt er von den diversen Stationen. Erfolgreiche Etappen, wie der Auftritt im Fernsehen, wechseln sich mit Fehlschlägen ab, wo er in der tiefsten Provinz auftreten muss, wo seine Gags einfach nicht zünden wollen. Er verschweigt nichts, was den Respekt vor ihm nur vergrößert.
Was man sich allerdings wünschen würde, wäre etwas mehr Witz gewesen. Für einen angehenden Comedian liest sich das Buch erstaunlich ernst. Ab und zu streut er zwar komische Ereignisse ein, bei denen der Humor allerdings nicht so recht zünden will. Doch allzu häufig ist dies eine unkomische Abhandlung seines Weges zum Ruhm. Es fehlt eindeutig ein gewisses Augenzwinkern, mit dem die geschilderten Ereignisse auf die Schippe genommen werden.
Trotzdem animiert einen dieses Buch dazu, ernsthaft den Gedanken zu haben, es dem Autoren nachzumachen. In dieser Hinsicht ist der Band empfehlenswert. Doch dank dem fehlenden Humor kann man es nur zum "Reinschauen" empfehlen.
Fazit:
Renè El Khazraje schildert in "MC Rene. Alles auf eine Karte", wie er aus der Routine des Alltags ausbricht und sich seinem Traumberuf widmet. Doch der Weg zum erfolgreichen Comedian ist kein Zuckerschlecken, wie er in seinem Buch klar stellt. Offen und ehrlich legt er dar, wie steinig der Weg zum Erfolg ist. Dabei hätte dem Band etwas mehr an Komik, vor allem erfolgreicher Komik, gut getan. Denn so liest es sich für einen Humoristen erstaunlich ernst.
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