Angelfire - Meine Seele gehört dir
Story:
Eigentlich ist Ellie ein ganz normaler Teenie. Sie macht gerade ihren Highschool-Abschluss, interessiert sich für Jungs und freut sich auf ihren Geburtstag, an dem sie ihr Auto kriegen wird. Doch gleichzeitig hat sie auch furchtbare Alpträume, die sie jede Nacht heimsuchen. Und dann begegnet sie einem Jungen, der in ihr etwas Altes und Mächtiges erweckt. Denn sie ist die einzige, die das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse bewahren kann.
Meinung:
Viele Erzählungen lassen sich auf ein einfaches Gut gegen Böse reduzieren. Doch ist dies kein Manko. Vielmehr ist es spannend zu lesen, was die jeweiligen Autoren aus diesem Konflikt machen. Wie man es auch anhand Courtney Allison Moultons Debüt-Roman "Angelfire" sehen kann. Das Buch ist der Auftakt zu einer Trilogie, deren zweiter Band im Dezember dieses Jahres auf Deutsch im Goldmann-Verlag herauskommen wird.
Die Schriftstellerin wurde 1986 in Austin, Texas, USA geboren. Seit frühester Kindheit ist sie Pferdenärrin. Ihren Wunsch als Autorin zu arbeiten entdeckte sie, als sie die Goosebumps-Romane (Eine hierzulande als "Gänsehaut" bekannte Buch-Serie, die für Kinder geeignete Horrorgeschichten anbietet) las. Ihr erster literarischer Gehversuch war ein Schauspielstück über Vampire. Heute lebt sie in Michigan und arbeitet als Fotografin.
Ellie ist ein normaler Teenager. In der Schule eher mittelmäßig, genießt sie es mit ihren Freunden herumzuhängen. Und sie freut sich auf ihren 17. Geburtstag, an dem sie wahrscheinlich endlich einen eigenen Wagen kriegt. Wären da nur nicht diese Albträume, die sie jede Nacht hat. Dass hinter diesen mehr steckt, erfährt sie, als sie der mysteriöse Will anspricht. Er erweckt etwas in ihr und zeigt ihr eine andere Realität.
In der kämpfen Gut gegen Böse gegeneinander. Die Schurken sind sogenannte Reaper, Monster, die Menschen töten. Sie selbst ist dabei etwas Besonderes. Sie ist die Preliatin und kann als solche Schwerter heraufbeschwören, die mit Engelsfeuer brennen. Sie heilt schnell und verfügt über ungeheure Kräfte. Doch es bleibt ihr nicht allzu viel Zeit, um sich an ihre neue Existenz zu gewöhnen. Denn die Gegenspieler sind auf der Suche nach einer uralten Macht, die die Apokalypse auslösen kann.
Mit ihrem Debüt-Roman geht Frau Moulton andere Wege, als man es im Grunde erwarten könnte. Wo andere Schriftsteller bei einem solchen Szenario sich auf den epischen Kampf konzentrieren und dabei das Privatleben diesem Konflikt unterordnen, versucht die Autorin etwas anderes. Bei ihr existieren beide Ebenen gleichberechtigt, ohne dass es zu einer Verschmelzung kommt. Zwar überlappen sie sich, doch nie hat man den Eindruck, dass die eine die andere verdrängt.
Ausführlich lernt man dabei Ich-Erzählerin Ellie kennen. Man erfährt viel über ihr Seelenleben und ihre Gefühle. Sie wird einem sofort sympathisch und man ist erstaunt, wie schnell sie die Enthüllung über ihre Vergangenheit akzeptiert. Dabei sind besonders die Rückblenden in ihre früheren Leben gut geschrieben. Sie geben der Protagonistin und ihrer Existenz einiges an Tiefe.
Auch die Darstellung des Konfliktes an sich gefällt. Die Autorin bemüht sich, ihn abwechslungsreich zu gestalten. Sie verwendet Begriffe wie Reaper oder Preliatin mit einer Selbstverständlichkeit, und füllt sie mit Leben. Wenn sie im Roman fallen, sind es keine Worthülsen, sondern Wörter mit einer enormen Bedeutung.
Doch so gut die Darstellung der Auseinandersetzung gelungen ist, so klischeehaft wirkt der Versuch, das Teenagerleben glaubwürdig zu schildern. Den abseits des Kampfes denkt Ellie nur an ihre Freunde oder an ihr Vergnügen. Sie freut sich auf ihre Kinoabende oder auf bestimmte Partys, denen sie dann den Konflikt unterordnet. Und dies beißt sich mit der Dringlichkeit, mit der jener beschrieben wird.
Auch gerät der Beginn des Romans sehr zäh. Bis er endlich Fahrt aufgenommen hat vergehen rund 100 Seiten. Aber dann lässt er einen nicht mehr los.
Ärgerlich ist auch, dass Frau Moulton in Sachen Ellies Vater einiges andeutet. Er benimmt sich, soviel kann man dem Roman entnehmen, aggressiver und unausstehlicher, als er es früher war. Leider gibt es keinen Hinweis darauf, was genau mit ihm geschehen ist. Als Leser kann man nur vermuten, ohne dass man Unterstützung für die Thesen im Text finden kann.
Als Auftaktband gerät "Angelfire" daher äußerst durchschnittlich. Pro und Contra halten sich die Waage. Das Buch ist zwar interessant, hat aber auch deutliche Mankos. Daher ist er auch nur "Für Zwischendurch" zu empfehlen.
Fazit:
Courtney Allison Moultons Debüt-Roman lautet "Angelfire: Meine Seele gehör dir". In ihm schildet sie den Konflikt zwischen Gut und Böse, aus der Perspektive der Preliatin Ellie. Jene ist ein normaler Teenager, der eines Tages erfährt, dass sie in Wahrheit ein wiedergeborener, uralter Krieger ist. Dabei wird die Auseinandersetzung der beiden Seiten hervorragend dargestellt und die der Hauptcharakter ist einem sofort sympathisch. Leider beißt sich die Darstellung des Krieges mit dem normalen Teenie-Leben. Beide Ebenen existieren zwar gleichberechtigt nebeneinander, doch passen sie nicht so recht zueinander. Auch gerät der Beginn des Romans äußerst zäh. Ebenso ist es auch ärgerlich, dass man über das Schicksal von Ellies Vater nichts erfährt. Noch nicht einmal eine Andeutung wird gemacht.
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