Sternenfeuer: Gefährliche Lügen
Story:
Waverly ist ein Kind des Sternenschiffs "Empyrean". Das Ziel der Besatzung, allesamt Kolonisten, ist die "New Earth". Doch aus heiterem Himmel greift das Schwesterschiff "New Horizon" an. Ein Großteil der Frauen und Mädchen wird entführt und ihre Heimat stark beschädigt zurückgelassen. Nun muss die 15jährige ums Überleben in einer ihr fremden Umgebung kämpfen.
Meinung:
Kolonialschiffe üben im Science Fiction-Bereich schon immer eine besondere Anziehung aus. Die Idee, einer von der Außenwelt abgeschotteten Zivilisation, die über Generationen hinweg auf ein bestimmtes Ziel hinsteuert, hat etwas für sich. Auch die Autorin Amy Kathleen Ryan beschäftigt sich mit diesem Thema in ihrem Deutschland-Debüt "Sternenfeuer: Gefährliche Lügen".
Es handelt sich hierbei um den ersten Ausflug der Amerikanerin, die in Colorado mit ihrem Mann lebt, in dieses Genre. Zuvor hat sie Jugendliteratur geschrieben, die sich mit den Erlebnissen heranwachsender Mädchen beschäftigt. "Sternenfeuer" ist der Auftakt zu einer dreiteiligen Reihe.
Die Empyrean ist ein Sternenschiff, welches auf dem Weg zur "New Earth" ist. Das Leben an Bord nimmt seinen gewohnten Gang. Und für Waverly nähert sich der Tag der Entscheidung. Soll sie wirklich Kieran heiraten, den Sohn des Captains, wie es jeder aus ihrer Umgebung erwartet? Doch schon bald hat sie andere Sorgen, als sich um die Meinung der anderen zu kümmern.
Denn auf einmal taucht die "New Horizon" auf, das Schwesterschiff der "Empyrean". Allerdings ist das Schiff schon Jahre vorher gestartet. Und schnell wird klar, dass die Absichten der anderen nicht die besten sind. Sie überfallen die Ahnungslosen Kolonisten, beschädigen das Schiff schwer und kidnappen einen Großteil der Frauen und weiblichen Kinder. Dabei gehen sie ohne Rücksicht auf Verluste vor. Zurück in der "New Horizon" wird den Entführten eine Lügengeschichte vorgesetzt. Und gleichzeitig beginnt eine Gehirnwäsche, im Namen der Religion, die an Bord des Schiffes weit verbreitet ist. Kann Waverly lange genug überleben, um sich aus den Fängen der Kidnapper befreien?
Die Idee, die hinter der Handlung steckt, ist durchaus interessant. Es geht um die Frage des Fortbestands einer Besatzung und der Kolonisten, so dass, wenn das Ziel erreicht ist, genügend Menschen vorhanden sind, um einen Planeten zu besiedeln. Doch was wäre, wenn aus diversen Gründen, der erhoffte Nachwuchs ausbleibt? Zu was für Mitteln greift man dann? Dies ist die zu Grunde liegende Motivation dieses Romans.
Das Buch wird jeweils aus der Perspektive von Waverly und Kieran erzählt. Und Frau Ryan charakterisiert beide durchaus sympathisch. Bei ihrer weiblichen Hauptperson steht ihre zupackende Art im Vordergrund und wie sie sich trotz aller Schicksalsschläge nicht unterkriegen lässt. Bei ihrem männlichen Pendant ist hingegen interessant, wie er versucht in seine Rolle als Kapitän und Schiffsführer hineinzuwachsen. Etwas, was ihm nicht ganz so gut gelingt.
Allerdings ist "Sternenfeuer" nichts für sanfte Gemüter. Bereits auf den ersten Seiten gibt es jede Menge Tote zu beklagen. Grausamer Höhepunkt ist eine Massenvergewaltigung, die zwar nur angedeutet wird. Dennoch ist dies ziemlich harter Tobak und für Jugendliche eigentlich kaum geeignet.
Auch das Thema Religion sorgt für Bauchschmerzen. Der Umgang damit erinnert ein wenig an David Weber, der diese Thematik auch in seinen Büchern nicht zufriedenstellend einbaut. Hier dient es als Begründung für die Taten der "New Horizon", beziehungsweise ihrer Anführerin, der Pastorin Anne Mather. Der Einsatz wirkt plump und daher nicht sehr überzeugend.
Für Science Fiction-Fans wesentlich bedeutender ist die Art und Weise, wie die Elemente des Genres verwendet werden. Und auch hier bekleckert sich die Autorin nicht gerade mit Ruhm. Sie belässt es bei Andeutungen, wie etwas funktioniert oder was eine bestimmte Wirkung haben soll. Dies führt zu kleineren Logikbrüchen, wie die Frage, wie die New Horizon so schnell abbremsen konnte, obwohl sie angeblich zuerst zwei Wochen entfernt gewesen sein soll.
Da ist noch viel Luft nach oben. So überzeugt "Sternenfeuer: Gefährliche Lügen" leider überhaupt nicht. "Für Zwischendurch".
Fazit:
Mit "Sternenfeuer: Gefährliche Lügen" präsentiert der Pan-Verlag den ersten SciFi-Roman der Autorin Amy Kathleen Ryan. Das Buch überzeugt dann, wenn es um die Hauptpersonen geht. Beide wachsen einem ans Herz. Doch der Rest ist nicht ganz so gelungen. Zum einen ist es nichts für sanfte Gemüter, wie man anhand einer Massenvergewaltigung erkennen kann. Auch das Thema Religion überzeugt nicht so ganz. Und die SciFi-Elemente sind kaum erkennbar. Schade, aber so ist der Band nicht sehr empfehlenswert.
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