Juliregen
Story:
„Der Höhepunkt der Bestseller-Trilogie!“ heißt es auf der Rückseite des vorliegenden Romans. Ob es sich tatsächlich um den Höhepunkt oder nur den Abschluss des Dreiteilers handelt, werden Sie im Folgenden nach einer kurzen Schilderung der bisherigen Ereignisse erfahren.
Dezembersturm Die junge aus Ostpreußen stammende Lore verlor in einer einzigen Nacht beinahe ihre ganze Familie. Es blieb ihr der Großvater, welcher kurze Zeit später zum Pflegefall wird. Voller Aufopferung kümmert sich die junge Frau um den Greis, bis dieser ihr eine Auswanderung nach Amerika ermöglicht. Auf Umwegen landet Lore schließlich in Bremen als Kindermädchen der Comtesse von Retzmann. Die Rezension zu „Dezembersturm“ finden Sie hier.
Aprilgewitter Lore heiratet ihren Cousin Fridolin und wird Teil der guten Gesellschaft Berlins. Gemeinsam mit einer Freundin erfüllt sie sich einen lang gehegten Traum und eröffnet allen gesellschaftlichen Konventionen zum Trotz einen Modesalon. Fridolin sucht derweil als Investor eines Berliner Bankhauses berufliche Herausforderungen. Lores Verwandte aus Ostpreußen intrigieren nach wie vor gegen die willensstarke, kluge Frau und versuchen die Trettins in Berlin in Misskredit zu bringen. Auch aus diesen Herausforderungen gehen Lore und Fridolin schließlich erfolgreich hervor. Die Rezension zu „April-Gewitter“ finden Sie hier.
Juliregen Wir schreiben das Jahr 1887 und mittlerweile sind die Trettins glückliche Eltern. Den beiden Kindern wird es an nichts fehlen, denn Lore ist mit ihrem Modesalon kommerziell erfolgreich während Fridolin mittlerweile eine feste Größe im Berliner Bankwesen ist. Als sich nun die Möglichkeit bietet, ein Gut in der Nähe von Natalias Heimat zu erwerben (Lore war vormals Kindermädchen für die kleine Comtesse von Retzmann), scheint das junge Glück vollkommen. Das Anwesen ist jedoch alles andere als eine sichere Investition, und so setzt Fridolin viel auf eine Karte als er sich dennoch für den Kauf entscheidet und versucht, in einer für ihn als Bankier völlig neuen Umgebung Fuß zu fassen.
Doch auch die alten Schwierigkeiten in Form der übelwollenden Verwandten aus Ostpreußen scheinen noch nicht vollständig ausgestanden zu sein. Der Sohn von Ottokar und Malwine vor denen Lore einst beinahe sogar nach Amerika geflohen wäre, hat es auf das Geld des Herrn von Trettin abgesehen und seine vor Neid beinahe wahnsinnige Mutter ist ihm dabei keine gute Ratgeberin. Wohlhabende Menschen haben immer Neider, und so finden sich schnell einige Finstere Männer mit deren Hilfe Ottokar und Malwine Lore und Nathalia in höchste Gefahr bringen. Dabei stehen mehr als nur das Ansehen und das Geld von Fridolin und Lore auf dem Spiel.
Meinung:
In eigener Sache: Der Einfachheit halber schreibt der Redakteur, obwohl
es sich um ein Autorenpaar handelt, an einigen Stellen über Iny-Lorentz
als Einzelperson, da es die Formulierungen vereinfacht.
Iny Lorentz hat ohne Zweifel erkannt, was die starken Seiten des zweiten Teils waren und diese weiter ausgebaut. Kam im zweiten Teil Berlin als neuer Schauplatz dazu, bleiben die Autoren der Großstadt zwar treu, fahren aber neue Schauplätze auf, indem sie einen Teil der Geschichte aufs Land verlagern.
Das bietet Raum für neue Charaktere und stellt bereits bekannte Figuren in einem neuen Kontext dar. Ins Besondere die bisher sehr junge Comtesse von Retzmann gewinnt in diesem Zusammenhang an Profil und geht neben Lore als deren schwesterlich anmutende Freundin nicht mehr unter. Nathalie tritt nicht mehr nur als übermäßig selbstbewusst auf, sondern zeigt sich als emanzipierte junge Frau, die nach wie vor ihre eigenen, teilweise ungewöhnlichen Entscheidungen trifft. Neben der großen mehrere Romane umfassenden Liebesgeschichte zwischen Lore und Fridolin bekommt der Leser Gelegenheit mitzuerleben, wie das Herz der Comtesse erobert wird. Doch es ist kein schneidiger, preußischer Major der Nathalias Gunst gewinnt… Diese Episode ist wohl gewollt etwas kitschig und dennoch nicht ohne Charme.
Mit Ottwald, dem Sohn des missgünstigen Ottokar und der vor Neid wahnsinnigen Malwine, betritt ein neuer „Bösewicht“ die Bühne, der dem Vater nachzueifern scheint. Er stellt eine herrliche Antipathie-Figur dar, ohne übermäßig eindimensional zu wirken. Zwischen den Zeilen klingt immer wieder an, dass die eigentlich treibende Kraft hinter dem wirklich bösartigen Plan Malwine ist. Er sehnt sich einfach nach dem süßen Nichtstun auf Kosten anderer. Das macht ihn unsympathisch, faul und nicht übermäßig intelligent aber nicht zum Erzbösewicht der Trilogie.
Malwine brilliert in diesem Teil der Roman-Ttilogie und illustriert anschaulich wie Neid und Missgunst einen Menschen völlig zerstören können. Die Teile der Geschichte, die sie betreffen sind stets mit besonderer Sorgfalt inszeniert. Man merkt, dass die Autoren sich hier etwas Besonderes überlegt haben und das Ende enttäuscht in dieser Hinsicht nicht.
Wie schon in den beiden ersten Teilen, so wird auch im vorliegenden Band das „Historische“ beinahe vollständig ausgeklammert. Weniger als bisher erscheint das störend, denn sowohl die Handlung als auch die Charaktere wecken genug Bilder im Kopf des Lesers, um durchaus ein Gefühl für die Zeit kurz vor der vorletzten Jahrhundertwende zu entwickeln. Es geht dabei vor allem um gesellschaftliche Korsette der Zeit: Was sollten Frauen tun und lassen? Wer ist eine gute Partie? Was ist ein Adelstitel noch wert? Politische Ereignisse oder Entwicklungen bleiben gewohnt außen vor.
Fazit:
Alles in Allem kann man durchaus von einem Höhepunkt der Bestseller-Trilogie sprechen. Die Stärken des zweiten Teils wurden weiter ausgebaut. Die Handlung bleibt stets spannend, die Charaktere werden weiter ausgearbeitet, neue Schauplätze und Figuren sorgen für Abwechslung und die losen Fäden werden gekonnt zu Ende geführt.
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