Perry Rhodan Neo 4: Ellerts Visionen
Story:
Der Deutsche Ernst Ellert kann in die Zukunft blicken. Dort erkennt, dass Perry Rhodan große Gefahr droht. Da er mit dem abtrünnigen Astronaut sympathisiert, macht er sich auf, um ihn zu warnen. Doch die Zeit drängt, denn es bleiben ihm nur wenige Wochen, um sein Ziel zu erreichen.
Meinung:
In der Erstauflage ist Ernst Ellert eine der faszinierendsten Figuren gewesen. Als terranischer Mutant besaß er die Gabe sich mit Hilfe seines Geistes durch Raum und Zeit zu bewegen. Und im Laufe der Heftserie machte er viele Entwicklungen durch, auch wenn die Figur, aus spannungstechnischen Gründen, nie ausgiebig eingesetzt wurde. Und nun hat er in "Ellerts Visionen" seinen Erstauftritt in der "Perry Rhodan Neo"-Reihe.
Geschrieben wurde das Abenteuer von Dr. Hartmut Kaspar, besser bekannt als Wim Vandemaan. Der 1959 geborene Germanist war lange Zeit für das "Perry Rhodan Journal", eine regelmäßig erscheinende Beilage mit wissenschaftlichen Berichten, zuständig, ehe er mit der Nummer 2391 seinen Einstand als regulärer Team-Autor feierte. Er hat nicht nur Geschichten für die Erstauflage zu Papier gebracht, sondern auch viele Erzählungen für die Nebenprodukte, wie Taschenbücher beigesteuert. Desweiteren war er der Coautor des Dokumentationsfilms "Perry Rhodan - Unser Mann im All".
Reginald Bull bricht mit der STARDUST wieder zum Mond auf, um nachzugucken, ob alles in Ordnung ist. Seit Tagen hatte man keinen Kontakt mehr mit der AETRON, dem Raumschiff der Arkoniden. Was sie nicht wissen ist, dass das Schiff durch eine Explosion vernichtet wurde. Doch Thora und einige andere ihrer Artgenossen sind noch am Leben. Sie machten sich wenige Tage vor dem Anschlag auf den Weg, um das Sonnensystem zu erforschen. Dabei stoßen sie auf Hinweise, dass bereits schon früher welche aus ihrer Rasse das System erkundet haben mussten. Doch dann werden sie über der Venus abgeschossen.
Derweil schreitet die Heilung von Crest weiter voran. Er freundet sich mit anderen Menschen an, während Dr. Haggard und Dr. Manoli sich über seine weitere Genesung Gedanken machen. Und in München hat Ernst Ellert Visionen. Er sieht die Zukunft und zieht daraus den Schluß, das Perry Rhodan für sie wichtig ist. Gemeinsam mit Freunden macht er sich auf den langen und beschwerlichen Weg, um den Astronaut zu treffen und vor einer kommenden Gefahr zu warnen.
Neben Leo Lukas ist auch Wim Vandemaan einer der Perry Rhodan-Autoren, die über einen eigenen, prägnanten Stil verfügen. Im Falle von Dr. Hartmut Kaspar ist es seine Neigung zu skurrilen Szenen und feinem Wortwitz. Doch genauso wie bei seinem österreichischen Kollegen findet sich davon in "Ellerts Visionen" kaum etwas. Es bleibt unklar, ob dies eine Vorgabe des Exposees war, oder ob es eine bewusste Entscheidung des Schriftstellers darstellt. In jedem Fall wirkt es dieses Mal irritierend.
Auch erhält man den Eindruck, dass die Handlung in diesem Buch doch stark zerfasert. Man hat nicht nur den Handlungsfaden um Ernst Ellert, sondern auch das Schicksal von Thora und Crest, die Reise von Reginald Bull sowie die Geschehnisse bei den belagernden Chinesen. Es leuchtet natürlich ein, das mit 161 Seiten ein Taschenheft umfangreicher ist, als ein normaler Heftroman. Ebenso sollte einem auch klar sein, dass hier wichtige Plotfortschritte erzielt werden müssen, um den Leser auf das nahende Finale vorzubereiten.
Ebenso sollte man auch nicht meinen, dass die einzelnen Handlungsfäden sich nicht gut lesen. Das Gegenteil ist der Fall: Jeder von ihnen bietet genügend Spannung, um "Ellerts Visionen" von Anfang bis Ende durchzulesen. Besonders die Erkenntnisse, die der Thora-Plot liefert, sind höchstinteressant und versprechen für die zukünftigen Ausgaben viel.
Doch es bleibt der Eindruck, dass es dem Roman sicherlich gut getan hätte, wenn der Autor auf ein, zwei Handlungsfäden verzichtet hätte. Besonders die Ereignisse in Terrania, der neuen Stadt, die Perry Rhodan baut, hätte man sicherlich ausbauen können. So bleibt dieser Plot im Vergleich zu den anderen fade und wirkt nicht überzeugend.
Auch die Tatsache, dass der titelgebende Ernst Ellert erst gegen Ende der Geschichte auftaucht, wirkt dramaturgisch undurchdacht. Und auch hier zeigt sich wieder, dass die vielen anderen Geschehnisse, seiner Erzählung Platz wegnehmen. Der Plot wirkt gehetzt und die Ereignisse überstürzen sich förmlich. Gerade das Ende wirkt schon fast lachhaft.
Immerhin kann Wim Vandemaan hier seinen prägnanten Stil wieder einsetzen. Altleser wissen natürlich, dass mit den Namen Walt und KaHe die beiden Väter von Perry Rhodan, Walter Ernsting und K. H. Scheer gemeint sind. Die Anspielungen auf die üblichen Merkmale, Stichwort "Kanonen-Herbert" sind schön zu lesen.
Der Roman ist perfekt "Für Zwischendurch" geeignet.
Fazit:
Wim Vandemaans "Ellerts Visionen" liest sich für ihn vollkommen atypisch. Die übliche Skurrilität, die sonst seine Werke auszeichnet, fehlt dieses Mal. Auch ist die Handlung stark zerfasert. Zu viele Handlungsebenen, die trotzdem allesamt gut zu lesen sind, nehmen sich gegenseitig den Platz zum Entwickeln weg. Dies macht sich besonders bei den Schilderungen von Ernst Ellerts Erlebnissen deutlich, die gehetzt wirken.
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Wim Vandemaan
Perry Rhodan Neo 4: Ellerts Visionen
Erscheinungsjahr: 10. November 2011
Autor der Besprechung:
Götz Piesbergen
Verlag:
Pabel Moewig Verlag
Preis: € 3,90
161 Seiten
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