Damals und heute
Story:
Niccolò Machiavelli wird von Florenz als Gesandter zu Cesare Borgia geschickt. Er soll mit ihm verhandeln und so seine Heimatstadt retten. Doch gleichzeitig beginnt der Abgesandte sich in eine schöne Frau zu verlieben und er lässt nichts unversucht, um mit ihr eine Nacht zu verbringen.
Meinung:
Nicht zuletzt dank der "Assassin's Creed" Videospiel-Reihe sowie der "Borgia"-Fernsehserien sind die Namen Niccolò Machiavelli und Cesare Borgia vielen Menschen als Begriff. Letzter diente dem Florentiner als Vorlage für sein Buch "Il Prinicipe". Doch was hat sich damals abgespielt, als sie sich das erste Mal begegneten?
Auf diese Frage geht W. Somerset Maugham ein. Der 1874 in Paris geborene Engländer hat einen turbulenten Lebenslauf. Er war Dramatiker, Arzt, Geheimagent und Schriftsteller. Nicht nur Romane stammen aus seiner Feder, sondern auch Reiseberichte, Essays und Theaterstücke. Viele seiner Werke sind verfilmt worden. Der Autor starb 1965 in Nizza.
Im Jahre 1502 reist der frisch verheiratete Machiavelli gemeinsam mit seinem Protegé Piero Giacomoni nach Imola. Dort soll er sich mit dem Fürsten Cesare Borgia treffen. Hintergrund dieses Treffens ist, dass der adelige Herrscher auf die Wiedereinsetzung der Medici drängt, die erst vor einigen Jahren aus der Stadt vertrieben wurden.
Doch Niccolò Machiavelli hat viel Zeit. Und als ihm die schöne Frau eines Bekannten ins Auge fällt, fasst er einen Entschluss. Er will mit ihr schlafen. Dies versucht er durch Liebes-Intrigen zu erreichen. Doch darüber hinaus vergisst er seine eigentliche Mission nicht. Und als sich eines Tages eine bedeutende Wendung ankündigt, muss er sich zwischen seiner Pflicht und seiner Lust entscheiden.
Heutzutage wird Machiavellis Werk "Il Principe" gerne verwerflich angesehen. Machiavellismus wird heute als Handbuch tyrannischer Herrscher gebrandmarkt, wobei die damaligen politischen Verhältnisse außer Acht gelassen werden. In jedem Fall war der Florentiner stark von seiner Begegnung mit dem charismatischen Cesare Borgia geprägt.
Und diese stellt den Hintergrund für die Geschichte, die Somerset Maugham erzählt. Dabei hat man nie den Eindruck, dass der Autor die Historie zu Gunsten der Handlung gebeugt hat. Alles wirkt, soweit man das als Laie beurteilen kann, stimmig und richtig. Und so erlebt man ein Italien zur Zeit der Renaissance, welches nicht nur eine Zeit der kulturellen Blüte war, sondern auch eine der politischen Instabilität, in der sich viele Herrscher gegenseitig bekämpften.
Somerset Maugham konzentriert sich fast ausschließlich auf Machiavelli. Aus seiner Sicht wird die Handlung geschildert. Dabei wirkt dieser Gesandte wie eine kluge und gewitzte Person. Seine Ziele verfolgt er hartnäckig, wenn auch, wie in dem Falle seiner Bemühungen die Frau eines Bekannten ins Bett zu kriegen, unter Umwegen. Diese Ereignisse wirken komisch, ohne jedoch die Handlung zu humorig zu machen.
Leider geht dabei die Figur des Piero Giacomoni vollkommen unter. Nachdem er auf den ersten Seiten ausführlich eingeführt wird und man sogar die Handlung aus seiner Sicht verfolgen kann, verschwindet er jedoch immer wieder. Nur kurz wird er am Rande erwähnt, und sein Charakter wird nicht großartig ausgebaut. Erst gegen Ende des Buches wird dies alles auf einen Schlag gut gemacht. Zu spät für die Figur, die bis dahin blass und uninteressant wirkt.
Wer sich aus diesem Buch Erkenntnisse über die Borgia und den Einfluss von Cesare auf Machiavelli erhofft hat, der wird enttäuscht sein. Im Vordergrund steht eher das amouröse Abenteuer des Gesandten. Der Fürst taucht nur selten auf, und die historischen Hintergründe und philosophischen Einflüsse werden auf ein paar Seiten schnell abgehandelt.
Aus diesen Gründen ist "Damals und heute" nur ein Buch "Für Zwischendurch".
Fazit:
W. Somerset Maugham schreibt mit "Damals und heute" ein Buch, welches sich mit dem ersten Treffen Niccolò Machiavellis und Cesare Borgia beschäftigt. Allerdings ist dies nicht das Hauptthema des Romans, auch wenn der Schriftsteller es nie aus den Augen verliert. Hauptsächlich dreht sich die Handlung jedoch um den Versuch des florentinischen Gesandten, die schöne Frau eines Bekannten ins Bett zu kriegen. Die Geschichte ist lustig, ohne jedoch allzu humorig zu sein. Auch die Darstellung Machiavellis gefällt. Aber dafür ignoriert der Autor die Figur von Piero Giacomoni, der stark eingeführt wird, dann jedoch keine Rolle mehr spielt.
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