Mass Effect, Band 2: Der Aufstieg
Story:
Gilian Grayson ist ein biotisch hochbegabtes Kind, deren Vater Mitglied von Ceberus ist, eines Verbrechersyndikats, das es sich zum Ziel gesetzt hat, die Zukunft der Menschheit im All mit allen Mitteln zu sichern. Und zu ihren Plänen gehört auch das junge Mädchen. Die Wissenschaftlerin Kahlee Sanders wird gemeinsam mit einem Kollegen in eben diese mit hineingezogen und befindet sich schon bald auf der Flucht vor den Armen der Organisation.
Meinung:
Mass Effect gehört mit zu den erfolgreichsten und beliebtesten Rollenspielen der aktuellen Konsolengeneration. Erzählt wird die Geschichte von Commander Shepard, der entdeckt, dass eine uralte Spezies, Reaper genannt, die Galaxie bedroht. Regelmäßig kehren diese lebendigen Raumschiffe zurück und vernichten rücksichtslos jegliches höher entwickeltes Leben. Und nur er ist der einzige, der gegen sie bestehen kann. Die Geschichte findet nächstes Jahr in "Mass Effect 3" ihren Abschluss.
Neben den Videospielen bauen allerdings auch Bücher und Comics die Geschichte von Mass Effect weiter aus. Band 1 "Mass Effect: Die Offenbarung" erzählt sogar die Vorgeschichte vor dem ersten Teil. Drei weitere Romane sind außerdem auch noch erschienen.
Der Autor all dieser Romane ist Drew Karpyshyn. Der Kanadier hat seine Karriere als Game Designer bei der Rollenspiel-Schmiede "Wizards of the Coast", für die er auch seine ersten Romane geschrieben hat. Später wurde er Teil des Entwicklungsstudios BioWare, für die er für mehrere ihrer Spiele das Szenario und die Dialoge lieferte. Auch die "Mass Effect"-Spiele gehören dazu.
Biotik bezeichnet die Fähigkeit, sozusagen auf das Universum einzuwirken. Telekinese gehört ebenso dazu wie Singularitäten zu erschaffen. Doch nur wenige Menschen gehören zu jenen, die über diese Gaben verfügen. Das Ascension-Projekt kümmert sich um die biotisch begabten Kinder, zu denen auch die autistische Gilian Grayson gehört. Ihr Vater, der vorgibt ein erfolgreicher und viel beschäftigter Mann zu sein, gehört in Wahrheit zu der Organisation Cerberus.
Jene wird von dem Illusive Man geleitet, einem mysteriösen Menschen, der die Menschheit zu der führenden Spezies im All machen möchte. Er und der Großteil seiner Gefolgsleute sind xenophobisch und befürchten, dass falls die Menschen nicht über die anderen Rassen triumphieren können, sie untergehen werden. Und um dies zu vermeiden, sind sie bereit alles zu riskieren. Selbst Experimente mit Kindern sind in Ordnung, weil es für das Wohl der Menschheit geht. Und in diesen Plänen spielt Gilian Grayson eine große Rolle.
Auch wenn es sich hier um den zweiten Band einer Roman-Reihe handelt, die gleichzeitig auf einem Videospiel basiert, schreibt Drew Karpshyn die Geschichte sehr offen. Man muss nicht den Vorgänger gelesen haben, um die Geschichte zu verstehen, da der Autor alle notwendigen Informationen selbst liefert. Das gilt auch für das Wissen über die Videospiele.
Gleichzeitig liefert er bei seinen Protagonisten auch glaubwürdige Figuren, die für die eine oder andere Überraschung gut sind. Allen voran Kahlee Sanders ist alles andere als die klischeehafte Damsel in Distress. Wenn es hart auf hart kommt, weiß sie sich und die Kinder, auf die sie aufpasst, zu verteidigen.
Interessant ist auch der Einblick in die soziale Struktur der Quarianer, einer Rasse von herumwandernden Außerirdischen, die ihre Heimatwelt vor langer Zeit an ein schiefgelaufenes technologisches Experiment verloren haben. Man lernt über die Bedeutung ihrer Pilgerfahrten sowie, wie die vielen Wesen an Bord ihrer Raumschiffe miteinander leben. Ein gelungener Einblick in eines der interessantes Völker des "Mass Effect"-Universums.
Weniger gelungen ist die Wandlung von Paul Grayson vom Saulus zum Paulus. Ursprünglich war er ein geradezu gläubiger Anhänger von Cerberus, der für die Organisation schon die eine oder andere Schandtat erledigt hat. Gleichzeitig ist er aber auch von einer Droge abhängig, was ihn ein wenig unberechenbar macht. Doch durch seine Liebe zu seiner Tochter soll wohl eine Wandlung einsetzen, an deren Ende er seine Beziehung zu Cerberus in einem anderen Licht sieht. Nur, dass diese absolut nicht glaubwürdig wirkt, sondern eher wie übers Knie gebrochen.
Auch die deutsche Übersetzung ist mangelhaft. Gerade bei einem Verlag, der hauptsächlich Bücher zu Videospiel-Serien publiziert, sollte man eigentlich erwarten, dass dieser die Terminologie des Spiels beherrscht. Aber stattdessen erlebt man Übersetzungen, die einfach nicht dem der Vorlage entsprechen. So wird der Illusive Man als Der Erleuchtete übersetzt, was auch vom englischen Original her nicht stimmt.
Dies sind die ausschlaggebenden Faktoren, weshalb der Roman eher "Für Zwischendurch" geeignet ist.
Fazit:
Drew Karpshyn schreibt mit "Mass Effect: Der Aufstieg" einen weiteren Roman zum gleichnamigen Videospiel. Die Handlung ist auch für Neuleser offen und bietet im Laufe des Buches alle notwendigen Informationen an, mit der man die Ereignisse nachvollziehen kann. Sehr schön ist ebenso, dass die Hauptfigur nicht als schwache Person dargestellt wird und der Einblick in die Gesellschaft der Quarianer. Negativ ist hingegen die Wandlung von Paul Grayson und die mangelhafte deutsche Übersetzung, die die wichtigsten Begriffe des Videospiels nicht übernimmt.
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