Die Drachenprinz-Saga 1: Sonnenläufer
Story:
Als sein Vater eines Tages unverhofft von einem Drachen getötet wird, wird Rohan Prinz seines eigenen Reiches. Doch es gibt viele Feinde, die es auf das Land abgesehen haben. Und um diese in die Irre zu führen, muss der junge Herrscher sie gegeneinander ausspielen. Dies hat gleichzeitig einen hohen Preis, denn er muss seine Liebe zu der Lichtläuferin Sioned verheimlichen.
Meinung:
Mit "Sonnenläufer" bringt der Blanvalet Verlag zum ersten Mal den Roman "Dragon Prince" ungeteilt heraus. Ursprünglich erschien die Geschichte 1992 im Goldmann Verlag, auf zwei Bände aufgesplittet. Im Jahre 2000 brachte Blanvalet den ersten Teil noch einmal neu heraus, doch erst jetzt, über elf Jahre später, hat man das Vergnügen, den ersten Teil der "Drachenprinz"-Trilogie in seiner ursprünglichen Gänze zu lesen. Die direkte Fortsetzung "Mondläufer" ist bereits für Januar 2012 vorangekündigt worden.
Eigentlich ist "Sonnenläufer" nicht nur der Auftakt zu einer, sondern gleich zu zwei Trilogien, die direkt aufeinander aufbauen. Bislang ist allerdings nur der erste Dreiteiler hier in Deutschland erschienen. Hoffentlich sind die Verkaufszahlen dann dementsprechend, dass Blanvalet diese Serie in Gänze bringen kann.
Melanie Rawn ist US-Amerikanerin, die zuerst als Lehrerin und Lektorin/Redakteurin gearbeitet hat, ehe sie sich vollkommen dem Schreiben widmete. Sie ist klinisch depressiv, weshalb sie unter anderem ihre angefangene Trilogie "Exiles" noch nicht zu Ende bringen konnte. Ihr aktuellstes Werk "Touchstone" erscheint Januar 2012 in den USA und ist der Auftakt zu der "Glass Thorns"-Trilogie.
Nach dem Tod seines Vaters Zehava wird Rohan der Prinz des Wüstenreiches. Und er erwirbt ein schweres Erbe, denn zum einen will er die Drachen schützen, und zum anderen muss er sein Land vor dem Hochprinzen Roelstra schützen. Jener hat 17 Töchter, die er gewinnbringend verheiraten will. Einer der von ihm ausgeguckten Bräutigame ist Rohan. Doch dieser hat eigene Pläne.
Denn in Wahrheit ist er in die Lichtläuferin Sioned verliebt. Doch ehe er sie heiraten kann, muss er erstmal für Stabilität sorgen. Und um dies zu erreichen will er die diversen Prinzen und Prinzessinnen, die es auf ihn aus dem einen oder anderen Grund abgesehen haben, gegeneinander ausspielen. Er muss sich "nur" dumm und ignorant geben. Doch seine Gegenspieler sind auch nicht auf den Kopf gefallen, und so entsteht ein gefährlicher Reigen, der Leben kosten kann.
"Sonnenläufer" ist ein nahezu 800 Seiten langer Ziegel, in dem dementsprechend einiges passiert. Und schon alleine das Cover sorgt dafür, dass man das Buch neugierig in die Hand nimmt. Es zeigt einen Drachen, der vor einer gigantischen Feuerkugel, die eine Stadt zu Asche zu verbrennen scheint, in die Luft steigt. Es sieht episch aus, und es gibt somit auch die Atmosphäre des Buches perfekt wieder.
Melanie Rawn erschafft eine sehr durchdachte Welt, in der der Hochadel mit seinen Intrigen beschäftigt ist. Klar, dass man unwillkürlich Vergleich zu "Das Lied von Eis und Feuer" anstellt. Und man wird feststellen, dass Melanie Rawn sich nicht gegenüber diesem Genre-Titanen verstecken muss.
Dies liegt schon allein an den verschiedensten Charakteren, denen man im Laufe der Handlung begegnet. Sioned beispielsweise ist ebenfalls in Rohan verliebt, muss sich jedoch manchmal fragen, wo ihre wahren Loyalitäten liegen. Gegenüber ihrem eventuell zukünftigen Gatten, oder gegenüber der Schule der Göttin, wo sie ihre Ausbildung erhalten hat. Auch ihre einstige Lehrerin Andrade, Tante von Rohan, fragt sich dies. Sie hatte eigentlich darauf gehofft, dass die Ehe der beiden ein besonders begabtes Kind hervorbringen würde.
Begabt in dem Sinne, dass es die besondere Form der Magie beherrscht, die in der Welt von Rohan und Sioned vorhanden ist. Die sogenannten Lichtläufer sind fähig sich in Lichtstrahlen einzufädeln und so miteinander zu kommunzieren. Einige sind sogar dazu fähig, aus dem Nichts Feuer zu erschaffen. Ihre Schwäche ist jedoch das Wasser. Damit erschafft Melanie Rawn eine Art der Magie, die außergewöhnlich ist.
Es macht Spaß zu lesen, wie die diversen Personen ihre Intrigen und Pläne schmieden und spinnen. Sei es, wenn Rohan erfolgreich den Idioten gibt, oder Roelstra seiner aktuellen Ehefrau überdrüssig wird, weil sie ihm keinen Sohn geboren hat, der Leser wird in den Bann der Handlung gezogen.
Und doch gibt es ein paar Aspekte, die negativ zu Buche schlagen. Da wäre zum einen die schiere Masse an Figuren, denen man im Laufe der Handlung begegnet. Es fällt da schwer, den Überblick zu behalten, wer jetzt zu wem in welcher Konstellation steht. Hier hätte eine Übersicht über die wichtigsten handlungstragenden Personen gut geholfen.
Hinzu kommt auch noch, dass einige dieser Charaktere in der zweiten Hälfte des Buches einfach verschwinden. Dies wird durch einen Zeitsprung erklärt, während dem eine schreckliche Seuche gewütet hat, die viele Leben gekostet hat. Eigentlich ein interessanter Kniff um die Handlung konsequent weiterzuentwickeln, doch hätte man sich gewünscht, dass die Autorin wenigstens ein paar Seiten mehr darauf verwendet hätte, um zum Beispiel näher zu erläutern, welche Figuren gestorben sind.
Als letztes muss man den falschen Titel erwähnen. Im Roman selbst, sind die Magier wie beispielsweise Sioned unter dem Begriff "Lichtläufer" bekannt. "Sonnenläufer" werden nicht erwähnt.
Damit ist klar, dass "Sonnenläufer" zum "Reinschauen" einlädt.
Fazit:
"Sonnenläufer" von Melanie Rawn ist ein gut gelungener Fantasy-Roman. Geschickt beschreibt die Autorin das faszinierende Reich des Prinzen Rohan und entwickelt eine spannende Handlung. Die Figuren sind alle sehr unterschiedlich geworden und haben ihre eigenen Sorgen und Nöte. Auch die Art der Magie ist interessant, weil es so etwas nicht allzu häufig gibt. Leider fehlt dem Buch ein Figurenverzeichnis, da es von diesen einige gibt. Auch werden einige Ereignisse nicht wirklich näher erläutert. Trotzdem ist der Band sehr empfehlenswert.
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