Gott ist tot
Story:
Gott ist tot. Gestorben in einer sterblichen Hülle, weil er sich bei uns Menschen für seine Machtlosigkeit entschuldigen wollte. Wie wird es nun mit uns weitergehen? Gibt es ein Leben nach Gott?
Meinung:
Für Atheisten ist es eine frohe Botschaft: Gott ist tot! Doch das gleichnamige Buch will sich nicht in die Diskussion zwischen Gläubigen und Ungläubigen einmischen, sondern einfach nur von einer Welt erzählen, in der der Schöpfer von uns gegangen ist.
Erdacht hat sich diese Welt der Autor Ronald F. Currie, ein US-Amerikaner. Geboren in Waterville, Maine, wo er auch heute noch lebt, hat er ein Studium abgebrochen, um sich mehr seiner wahren Leidenschaft zu widmen, dem Schreiben. Und so hat er sich mehrere Jahre mit Hilfsjobs über Wasser gehalten, ehe ihm dann mit "Gott ist tot" der Durchbruch gelangt.
Als eines Tages eine junge Frau mit schweren Verwundungen in ein Flüchtlingscamp stolpert, weiß kaum jemand, dass es sich hierbei um Gott handelt. Er hat eine sterbliche Hülle angenommen, um sich bei den Menschen für seine Machtlosigkeit zu entschuldigen. Doch dann passiert das Tragische: Bei einem Bombenangriff stirbt er und wirft die Welt ins Chaos. Die Menschen müssen erst mal akzeptieren, dass es keine Apokalypse gibt, ehe sie dann versuchen mit der Existenz und dem Tod des Schöpfers umzugehen.
Dies tun sie auf vielerlei Art und Weise. Manche bringen sich gegenseitig um, andere fangen an, Ersatz für Gott zu finden - vorzugsweise kleine, unschuldige Kinder - und die Darwinisten und Anthropologen fangen einen Weltkrieg an. Und eine Gruppe von Hyänen, die von dem Fleisch des Allmächtigen gegessen haben und dadurch sich ihrer selbst bewusst wurden, lernen die grausame Seite des Menschen kennen.
Es gehört schon einiges an Chuzpe dazu, ein Buch über den Tod Gottes zu schreiben. Vor allem, wenn man gleichzeitig verhindern möchte, Position im Streit zwischen Atheisten und Gläubigen zu beziehen. Ronald F. Currie gelingt dies problemlos, was aber auch so ungefähr das einzige Positive an diesem Roman ist.
Currie präsentiert den Tod von Gott und die Konsequenzen daraus in einer Reihe von einzelnen Geschichten, die alle außer dem Ereignis nichts miteinander verbindet. Und dies macht sich doch sehr bemerkbar. Denn die einzelnen Erzählungen wirken daher sehr fragmentarisch und willkürlich aneinandergereiht.
Da zieht eine Gruppe von Jugendlichen so lange Strohhalme, bis sie sich alle gegenseitig abgeknallt haben, weil ihre Zivilisation untergeht. Merkwürdig, dass davon in den späteren Kurzgeschichten keine Rede mehr ist, weil da alles noch so funktioniert wie vorher.
In der anderen versucht ein Psychologe den Glauben an Kinder zu unterbinden, und ist gleichzeitig ein Pädophiler, was wohl allgemein bekannt ist. Und in einer späteren wird eine Hyäne interviewt, die von Gottes Fleisch gegessen hat und seitdem menschlich sprechen und denken kann. Dies sind zwar alles nette Ideen, doch am Ende wirken sie eher unausgegoren. Fast so, als ob der Autor eine Idee hatte, es aber dann beim Schreiben bei dem Grundgedanken beließ, ohne ihn auszubauen.
Hinzu kommt auch noch, dass er recht wenig erläutert. Er lässt die Ereignisse stattfinden, doch bleibt beispielsweise unklar, was den Krieg zwischen Darwinisten und Anthropologen ausgelöst hat. So etwa stört beim Lesen sehr!
Es bleibt daher dem Leser überlassen, seinen eigenen Schluss aus den dargestellten Ereignissen zu ziehen. Und dieser kann eigentlich nur zu der Erkenntnis kommen, dass das Buch eher schwach ist und daher wohl nur etwas für Fans des Autors ist.
Fazit:
Mit dem provokanten Titel "Gott ist tot" debütiert Ronald F. Currie. Doch aus der interessanten Prämisse macht er eher wenig. Der Autor hat zwar einige hochinteressante Ideen, doch belässt er es meistens beim Grundgedanken. Hinzu kommt auch noch, dass die einzelnen Geschichten zu sehr voneinander losgelöst sind. Es wirkt beliebig, wie Currie sie aneinander reiht, denn eine wirkliche Verbindung gibt es zwischen ihnen nicht.
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