Dämonicon 2: Die Jagd
Story:
Ein Jahr ist seit Grubbs Gradys Begegnung mit Lord Loss vergangen, als er und sein Onkel von einer Horrorfilm-Produzentin eine Einladung kriegen, als Experten bei ihrem nächsten Film mitzuwirken. Doch schon bald wird klar, dass die Produktion alles andere als alltäglich ist und sie in Wahrheit von Dämonen unterwandert ist. Und so müssen die beiden alles Mögliche tun, um die Menschen zu retten.
Zu einer Zeit, als in Irland das Christentum sich langsam durchsetzte, lebt die junge Priesterin Bec. Eines Tages erfährt sie von einem Druiden, dass die andauernd angreifenden Dämonen durch einen Tunnel zwischen den Welten reisen. Gemeinsam mit diesem und anderen Gefährten bricht sie auf, jene Verbindung zu schließen. Doch sie weiß nicht, was für einen hohen Preis dieser Unternehmen verlangt.
Meinung:
Mit "Die Jagd" bringt der Pan-Verlag nun den zweiten Band der "Dämonicon"-Reihe heraus. Und genauso wie beim Vorgänger "Das Erwachen" handelt es sich nicht um eine Deutschland-Premiere, sondern vielmehr um eine Neuauflage, die die ursprünglichen Teile drei und vier in einem Cover gesammelt herausbringt. Enthalten sind die Titel "Dämonenspiel" und "Blutige Nächte".
In der ersten Geschichte gibt es ein Wiedersehen mit Grubbs Grady und seinem Onkel Derwisch. Jener hat starke Alpträume, seit er vor genau einem Jahr mit Lord Loss gekämpft hat, nachdem jener dessen Verwandten Bill-E Spleen von seinem Werwolfs-Dasein geheilt hatte. Doch dann werden beide von einer bekannten Horrorfilm-Produzentin engagiert, als Experten für Dämonen. Jene übernatürlichen Wesen sollen Gegenstand ihres nächsten Projektes sein. Allerdings stellt sich schon bald heraus, dass etwas am Set nicht ganz richtig ist. Denn es scheint so, als ob die Dämonen real sind, und dass sie schon bald anfangen, die Menschen heimlich zu töten. Und so müssen die beiden Gradys alles tun, um zu verhindern, dass es zu einem Massaker kommt.
Irland irgendwann im vierten Jahrhundert: Die junge Bec ist magisch begabt und die Priesterin eines kleinen Dorfes. Jenes wird seit geraumer Zeit immer in der Nacht von Dämonen angegriffen, wodurch das alltägliche Leben sehr eingeschränkt ist. Eines Tages tauchen Flüchtlinge auf, darunter auch ein Junge, der geistig behindert zu sein scheint. Dank einer Vision wird dem Mädchen klar, dass sie ihm folgen muss. Und gemeinsam mit einigen Kriegern aus ihrer Gemeinschaft tut sie dies auch. Unterwegs treffen sie auf einen Druiden mit dem Namen Drust, der ihnen von einem Tunnel zwischen den Welten erzählt, wodurch die übernatürlichen Angreifer kommen. Er hat einen Plan, diesen zu schließen, und nimmt Bec als seinen Lehrling an. Gemeinsam mit den anderen macht er sich auf.
Darren Shan ist ein Autor, der sich darauf versteht, ein Szenario sehr plastisch wiederzugeben. Schon nach wenigen Sätzen hat man eine perfekte Vorstellung davon, wie etwas aussieht, sei es nun ein Ort oder ein bestimmtes Ereignis. Dies hat Vor- und Nachteile, wie man besonders im Laufe der ersten Geschichte feststellen darf. Positiv ist natürlich, dass dadurch die Ereignisse sehr lebendig und realistisch wirken, man sich also als Leser sehr schnell heimisch fühlen kann. Negativ fällt dies dann in den Horror-Szenen auf.
Man muss Darren Shan zu Gute halten, dass er sich in Sachen Detailliertheit bei den Splatter-Momenten stark zurückgenommen hat. Man erlebt zwar noch mit, wie die Dämonen Menschen umbringen, doch die Momente, in denen er dies ausführlich beschreibt, sind im Vergleich zum Vorgänger-Band eher selten. Dennoch muss man sich fragen, ob in einem Buch für Jugendliche wirklich plastisch dargestellt werden soll, wie ein Dämon den Schädel eines Menschen aufisst.
Davon mal abgesehen kann man sich in der ersten Geschichte über ein Wiedersehen mit Grubbs Grady freuen, der ein Jahr älter geworden ist, und im Vergleich zu seinem Onkel deutlich besser mit den Ereignissen in der Dimension von Lord Loss zurecht gekommen ist. Gleichzeitig ist er jedoch auch wesentlich aufmerksamer, was die Präsenz von Dämonen angeht. Stellenweise grenzt dies schon fast an Paranoia, doch hat der Junge gute Argumente dafür.
Doch genauso wie im Vorgänger-Band wirkt er im Vergleich zu dem zweiten Protagonisten nicht ganz so überzeugend. In diesem Fall ist es das Mädchen Bec, mit der er sich messen muss. Sie überzeugt dadurch, dass sie sich trotz ihrer Mission Sorgen um ihre Mitmenschen macht. Zwar ist ihr bewusst, dass der Weg zu ihrem Ziel Opfer verlangt, doch fällt ihr dies nicht einfach. Und trotzdem geht sie unbeirrt weiter ihren Pfad, wohlwissend, dass er noch mehr von ihr abverlangen wird.
In "Blutige Nächte" ist es schade, dass außer Bec, dem Druiden Drust und dem Jungen Bran die anderen Figuren nur oberflächlich charakterisiert werden. Dies macht sich besonders bei der Figur Orna bemerkbar, einer weiblichen Kriegerin, die letzten Endes von ihren eigenen untoten Kindern gegessen wird. Ihr Tod wird vom Leser nur registriert, berührt ihn aber emotional nicht besonders.
Trotz der Kritikpunkte reicht es bei "Die Jagd" immer noch für eine Reinschauen-Wertung.
Fazit:
"Dämonicon 2: Die Jagd" umfasst erneut zwei Geschichten von Darren Shan. Während in der ersteren es ein Wiedersehen mit Grubbs und dessen Familie gibt, lernt man in der zweiten das Mädchen Bec kennen. Der Splatter-Faktor wurde vom Autor stark zurückgefahren, ist jedoch immer noch vorhanden. Davon abgesehen überzeugt der Roman durch die plastische Darstellung von Orten und Momenten. Aber auch die Protagonisten können überzeugen, wenn auch die Nebenfiguren nur oberflächlich dargestellt sind.
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