Die Tore zur Unterwelt
Story:
Abenteurer sind ein besonders Völkchen. Stets darauf bedacht, einen möglichst großen Goldvorrat anzuhäufen wechseln sie ihre Gesinnung wie eine Fahne im Wind. Eine solche Gruppe von besonderen Kriegern erhält den Auftrag nach einer Fibel zu suchen, die es angeblich Dämonen ermöglicht, wieder in die menschlichen Gefilde zu gelangen. Und dies muss verhindert werden.
Meinung:
Was macht man, wenn man der Sohn einer bekannten Autorin ist? Entweder, man versucht alles, um nicht in ihre Fußstapfen zu treten, oder man macht exakt dies! Sam Sykes ist so ein Schriftsteller. Seine Mutter ist Diana Gabaldon, bekannt für ihre "Highland"-Saga.
Doch wo sie sich für Erzählungen mit einem historischen Anstrich entschied, konzentriert sich Sam Sykes auf das Fantasy-Genre. Sein Erstlingswerk "Die Tore zur Unterwelt" ist der Auftakt zu einer Trilogie an Geschichten. Der Nachfolge-Band "Black Halo" ist vor kurzem in den USA erschienen.
"Die Tore der Unterwelt" erzählt die Geschichte einer Gruppe von Abenteurern, die nach einer Schlacht gegen Piraten angeheuert werden, ein Buch wiederzubeschaffen, welches es angeblich Dämonen ermöglicht, festen Fuß in dieser Welt zu erlangen. Angeführt von dem Menschen Lenk, der manchmal Stimmen in seinem Kopf hört, besteht der Trupp auch noch aus der Shict, so das dortige Gegenstück zu den Elfen, Katara, dem Magier Dreadalon, dem Drachenmann Gariath, der Priesterin Asper und dem Assassinen Deanos. Und diese bunte Einheit macht sich dann auf den Weg.
Doch sind sie sich untereinander nicht gerade sehr grün. Sie zanken sich und scheinen gegenseitig nach dem Leben zu trachten oder den anderen zu verachten. Allerdings müssen sie sich zusammenraufen, denn an ihrem Zielort erwarten sie nicht nur Dämonen, sondern auch Froschmenschen und andere Kreaturen. Dass sie die Mission überleben ist daher alles andere als sicher.
Der Roman braucht ein Weilchen, ehe er endlich Fahrt aufnimmt. Die ersten 200 Seiten werden nahezu ausschließlich auf eine detaillierte Beschreibung des Kampfes der Abenteurer gegen Piraten verwendet. Dabei bemerkt man sofort, dass der Autor ein wenig mit bekannten Konventionen spielt. So drücken sich die Freibeuter äußerst gewählt auf, während die Verteidiger hauptsächlich damit beschäftigt sind, untereinander zu zanken. Diese Dialoge sind äußerst gelungen, und man kann stellenweise ein Grinsen nicht unterdrücken.
Auch die Zusammenstellung der Helden-Gruppe ist sehr interessant. Denn die Gründe, wieso sich die Figuren untereinander nicht gerade sehr grün sind, sind äußerst vielfältig. Bei dem vielleicht interessantesten Charakter, dem Drachenmann Gariath, ist es beispielsweise der Hass auf alles Menschliche. Dass er trotzdem ein Mitglied des Trupps ist, liegt einfach daran, dass er so hofft, bald auf eine Herausforderung zu stoßen, die ihn irgendwann umbringt.
Dann sind da noch die vielen Vorurteile Katara gegenüber, deren Rasse, die Shict, einen äußerst schlechten Ruf genießt. Die Ursache für ihre Mitarbeit scheint bei Lenk zu liegen. Denn zwischen beiden gibt es ein sehr deutlich bemerkbares Knistern.
Doch leider folgt Sam Sykes dem aktuellen Trend vieler Autoren, ihre Geschichten so blutig und brutal wie möglich zu schreiben. So liest man beispielsweise, wie der Assassine Deanos beim Verhör eines Gefangenen diesem die Finger abschneidet. Es ist unklar, wieso der Schriftsteller sich für diese Darstellungsweise entschieden hat, aber sie wirkt übertrieben und unnötig.
Auch muss man feststellen, dass bei der Entstellung des Romans das Pen & Paper Rollenspiele "Dungeons & Dragons" wohl großen Einfluss hatte. Die Figuren wirken nahezu alle wie Charaktere, die man bei einem üblichen Abenteuer benutzt. Der Autor versäumt es zudem lange Zeit, seinen Protagonisten Tiefe zu verleihen. Dies geschieht erst gegen Ende des Buches, und solange wirken sie sehr blass und wenig überzeugend.
Doch trotz der Mängel hat man mit "Die Tore zur Unterwelt" einen Roman vor sich, der durchaus überzeugen kann. Für Zwischendurch reicht er allemal.
Fazit:
Sam Sykes Debüt-Roman "Die Tore zur Unterwelt" hat stellenweise recht gelungene Dialoge. Ideen, wie die sich wortreich ausdrückenden Piraten, oder die sich untereinander ständig kabbelnde Abenteuer-Gruppe, bereichern den Roman. Aber auch die verschiedenen Protagonisten sind sehr gut ausgewählt. Doch dem gegenüber steht die äußerst brutale und bluttriefende Handlung, und die Tatsache, dass der Autor es lange versäumt, seinen Charakteren die nötige Tiefe zu verleihen. Daher ist der Roman am besten für zwischendurch geeignet.
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