Miles Flint 06: Kallisto
Story:
Immer noch geschockt von den Ereignissen aus Paloma, beschäftigt sich Miles Flint näher mit dem Erbe seiner Mentorin. Dabei stößt er auf ein ungeheuerliches Geheimnis: Denn wie es scheint ist sein Kind nicht tot, sondern lebt gemeinsam mit seiner Mutter auf dem Jupiter-Mond Kallisto. Nur das die Ex-Frau des Ermittlers anscheinend ein dunkles Geheimnis hat, welches sie jetzt mit voller Wucht einholt und sie und ihre Tochter in Gefahr bringt.
Meinung:
Mit "Kallisto" bringt der "Bastei Lübbe"-Verlag Band 6 der "Miles Flint"-Reihe hierzulande heraus. Ob und wann der siebente Band herauskommen wird, der in den USA bereits 2009 erschien, ist leider unbekannt.
Nach der schockierenden Ermordung seiner ehemaligen Mentorin Paloma beginnt Miles Flint damit, sich näher mit dem Erbe zu beschäftigen, welches sie ihm hinterlassen hat. Darunter befinden sich auch mehrere Dateien mit einem für den Ermittler schockierenden Inhalt. Denn wie es aussieht, wurde er all die Jahre belogen. Seine Tochter, von der er ausging, das sie im Kindergarten von einem Aufpasser zu Tode geschüttelt wurde, scheint noch am Leben zu sein. Und die Spur führt nach Kallisto.
Dort führt das Mädchen, welches nun auf den Namen Talia hört, ein Leben mit ihrer Mutter, die für eine große Firma arbeitet. Doch dann wird sie überfallen und ihre Mama entführt. Anscheinend hat ihr Elternteil vor vielen Jahren dafür gesorgt, dass eine ganze Generation an Kindern einer außerirdischen Spezies ausgelöscht wurde. Und die Aliens wollen nicht mehr länger von dem menschlichen Rechtssystem hingehalten werden und haben die Dinge in die eigene Hand genommen.
Für Fans von Noelle DeRicci, Miles ehemaliger Kollegin, dürfte dieser Roman eine Enttäuschung sein. Abgesehen von einer Erwähnung am Rande taucht die streitbare Figur leider nicht mehr auf. Stattdessen konzentriert sich die Autorin voll und ganz auf die Ereignisse auf dem Mond Kallisto, wodurch sie vollkommen neue Figuren einführt. Gleichzeitig vergisst sie aber auch nicht ihre Hauptfigur, um den sich schließlich die ganze Roman-Reihe dreht.
Und wie üblich sind diese Charaktere der Autorin sehr gelungen. Dies fängt schon mit Talia an, der Tochter von Miles Flint, beziehungsweise auch wiederrum nicht. Denn wie sie schon am Anfang der Geschichte erfährt, ist sie nur ein Klon des Original-Kindes. Eine Neuigkeit, die sie erst einmal verdauen muss. Das außerdem auch noch ihre Mutter entführt wurde hilft ihr auch nicht unbedingt dabei, ihr emotionales Gleichgewicht zu finden. Und so erlebt man als Leser ein 15-jähriges Mädchen, welches nicht weiß, wem sie vertrauen soll. Man kann es ihr nachfühlen.
Rhonda hingegen, die geschiedene Frau von Miles Flint, wird gleich zu Beginn entführt und liefert sich ein Katz- und Maus-Spiel mit ihren Entführern. Etwas stört es, dass die Autorin erneut auf das sattsam bekannte Klischee der grausamen Alien-Gesetze zurückgreift, auch wenn dies in diesem Falle, einer gewissen gerechten Grundlage nicht entbehren kann. Doch Frau Rusch konzentriert sich vielmehr auf die Interaktion zwischen Rhonda und ihren Kidnappern. Und zeigt dabei auch, wie weit zu gehen eine Frau ist, die in die Enge getrieben wurde.
Während die Charaktere also wie üblich sehr gut geschrieben sind, gibt es bei den Plots welche, die nicht ganz so glatt aufgehen, wie man es sich hätte wünschen können. Da wäre zum einen die Frage, wieso Rhonda den ganzen Aufwand mit dem Klonen und der Freigabe des Originals betrieben hat. Hierfür liefert die Autorin keine eindeutige Antwort was beim Lesen sehr frustrierend ist.
Dasselbe gilt auch für die Rolle der Firma, für die Miles ehemalige Frau arbeitet. Auch hier liefert Frau Rusch einige Andeutungen, deren Wahrheitsgehalt man aber leider niemals richtig überprüfen kann. Und so bleibt ein schaler Geschmack im Mund zurück.
Fazit:
Kristine Kathryns Rusch "Kallisto" überzeugt erneut durch die grundsolide Charakter-Arbeit. Besonders die Figur der Talia ist ihr sehr gut gelungen. Als Leser kann man nachfühlen, was dieses Mädchen durchmacht. Schade ist, dass die Autorin einige interessante Plots nicht auflöst, was beim Lesen einen schalen Geschmack im Mund zurücklässt.
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