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Bruder Cadfael 02: Ein Leichnam zuviel

Story:
Im Jahre 1138 hat der Bürgerkrieg um die englische Krone auch Shrewsbury erreicht. Stadt und Burg standen bisher loyal zu Kaiserin Maude, aber jetzt hat ihr Rivale König Stephen sein Feldlager vor den Toren aufgeschlagen. Nach kurzem, heftigen Kampf ist die Festung erobert, und der Sieger rächt sich blutig: Die überlebenden Verteidiger werden allesamt hingerichtet.

Der Abt des Klosters St. Peter und Paul kann den König überzeugen, den Toten wenigstens ein christliches Begräbnis zu gewähren. Bruder Cadfael, der vor seinem Eintritt ins Kloster selbst Soldat war, übernimmt die traurige Arbeit. Er findet jedoch einen Leichnam zu viel vor. Vierundneunzig Männer wurden gehängt, aber fünfundneunzig Leichen liegen achtlos hingeworfen im Burggraben. Offenbar hat ein Mörder das Chaos für seine ganz eigenen Zwecke genutzt. Wer soll sich in den Wirren des Krieges schon um einen Toten mehr oder weniger scheren?

Bruder Cadfael will die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen. Aber er muss sehr vorsichtig agieren, um bei seiner Suche nach dem Täter nicht noch weitere Leben zu gefährden. Außerdem muss er sich um einen neuen Novizen kümmern, mit dem es seine ganz eigene Bewandnis hat...

Meinung:
Schon mit Bruder Cadfaels erstem Abenteuer konnte Ellis Peters überzeugen, dieser zweite Band ist ihr sogar noch besser gelungen. Nicht ohne Grund wird "Ein Leichnam zuviel" etwa in Sammelbänden der Serie oft an den Anfang gestellt, gefolgt vom "eigentlichen" Anfang "Im Namen der Heiligen".

Auch diese Geschichte hat die Autorin sehr stimmig in die "reale Historie" eingebettet. Den Bürgerkrieg zwischen Stephen und Matilda, die im Roman Maude genannt wird, hat es tatsächlich gegeben. Als Heinrich I. 1135 starb, lebte von seinen Kindern nur noch seine Tochter Matilda. Sie bestieg den Thron als seine Nachfolgerin, und viele der Großen im Reich leisteten ihr den Treueeid. Aber andere waren der Meinung, eine Frau könne nicht Herrscherin sein. Der nächste männliche Kandidat in der Thronfolge war Heinrichs Lieblingsneffe Stephen, der dann auch Anspruch auf den Thron erhob. Die Auseinandersetzung zwischen den beiden stürzte England über neunzehn Jahre in das, was im Englischen ebenso schlicht wie treffend "The Anarchy", "Die Anarchie" heißt.

In anderen Aspekten setzt Peters ebenfalls das fort, was sie im ersten Roman begonnen hat. Bruder Cadfael stößt auf einen Mord, dessen vollständige Aufklärung den amtlichen Stellen nicht sonderlich am Herzen liegt. Außerdem muss er bei gleich zwei Liebespaaren nicht nur dafür sorgen, dass sie einander "kriegen", sondern auch dass sie schlicht am Leben bleiben. Als Mann der Kirche kann er dabei ohne Probleme eine neutrale Position einnehmen, er hat weder Stephen noch Maude Treue geschworen. Umso mehr sieht er sich den Menschen verpflichtet, derer er sich angenommen hat.

Wie eigentlich die gesamte Serie kann man auch diesen Band als "Wohlfühl-Krimi" bezeichnen. Die Welt gerät ins Trudeln, und der Detektiv in der Mönchskutte bringt sie wieder ins Gleichgewicht. Dabei kann er natürlich nicht mal eben den Bürgerkrieg beenden. Aber in dem kleineren, lokalen Rahmen, den die Geschichte im Blick hat, kann er die Dinge in die Bahnen leiten, wie sie "sein sollten". Die große Politik dient vor allem als Kulisse, vor dem sich die kleineren und größeren Dramen abspielen.

Der Bezeichnung als Krimi wird der Roman besser gerecht als so manche andere Serie, die sie auf dem Cover stehen hat. Bis fast zum Ende ist es unklar, wer den Leichnam zu viel zu verantworten hat, und ob er dafür zur Rechenschaft gezogen werden kann. Auf der anderen Seite sollte man nicht zu viel Thrill und Action erwarten. Das würde nicht zum Charakter der Serie passen. Das soll aber nicht heißen, dass die Geschichte nicht fesselnd wäre. Wie Cadfael möchte der Leser wissen, ob die verschiedenen Figuren, die in unterschiedlicher Weise bedroht sind, am Ende ihr Glück finden. Denn Ellis' Charaktere wachsen dem Leser allesamt schnell ans Herz, und keiner von ihnen ist einfach nur böse oder nur gut.

Zum Reiz der Geschichte trägt auch bei, dass der Mönch einen ebenbürtigen Gegenspieler bekommen hat. Hugh Beringar, ein junger Adeliger und Gefolgsmann König Stephens, kann es in vielerlei Hinsicht mit dem Helden der Serie aufnehmen. Und so erstreckt sich über weite Teile des Romans ein stiller Wettkampf, wer den anderen besser austricksen und für seine Zwecke einspannen kann. Aber ist Beringar auch ein Mörder, oder ist dieser Sünder an völlig anderer Stelle zu suchen?

Wer eine Lektüre für den sprichwörtlichen gemütlichen Abend vor dem warmen Kamin im beginnenden Winter sucht, kann weitgehend unbesorgt zu "Ein Leichnam zu viel" greifen.

Fazit:
Das zweite Abenteuer des Detektivs in der Mönchskutte zeigt exemplarisch, warum die historischen Krimis um Bruder Cadfael zu den Maßstäben im Genre gehören. Glaubwürdige Charaktere in einer interessanten Geschichte fesseln den Leser, auch ohne dass die Autorin auf übermäßig Thrill und Action zurückgreifen muss.

Bruder Cadfael 02: Ein Leichnam zuviel - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Ellis Peters
Bruder Cadfael 02: Ein Leichnam zuviel
One Corpse Too Many

Übersetzer: Dirk van Gunsteren
Erscheinungsjahr: 1985



Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck

Verlag:
Heyne Verlag

ISBN:
978-3453186682

242 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Der Leser möchte wissen, was aus den glaubwürdig gezeichneten Figuren wird
  • Auch ohne übermäßig Thrill und Action kann die Geschichte fesseln
Negativ aufgefallen
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Rezension vom: 01.12.2010
Kategorie: Historisches
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